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Explosion erschütterte ein Tankschiff. Zusammenhänge mit früheren Vorfällen werden deutlich. Ein gemeinsamer Nenner ist Russland.

Moskau – Russlands Öl-Exporte sorgen seit Jahren für einen Krieg im Untergrund. Mit Sanktionen, Vermeidung und Gegensanktionen versuchen Russland und der Westen, sich gegenseitig auszuspielen. Die Ziele: Russland will aus seinen Ölverkäufen so viel Geld wie möglich ziehen, die EU und die USA versuchen das zu verhindern. Erst kürzlich legte Großbritannien neue Sanktionen gegen die sogenannte russische Schattenflotte auf. Jetzt gibt es jedoch eine neue Entwicklung: Ein unbekannter Akteur könnte Schiffe angreifen, die Öl aus Russland transportieren.

Explosionen bei Tankschiffen – russisches Öl als gemeinsamer Nenner

Offenbar finden im Verborgenen neue Angriffe gegen Schiffe statt, die vorher Öl aus Russland geladen hatten. Ende Juni wurde bekannt, dass ein Tankschiff, beladen mit einer Million Barrel Öl, nähe Libyen eine Explosion erlitt. Das Schiff, genannt Vilamoura, fährt unter der Flagge der Marschallinseln und wird nach Griechenland geschleppt, wo der Umfang und womöglich die Ursache des Schadens untersucht werden sollen.

Schiffe beim Marine-Manöver Baltic Mine Countermeasures.Schiffe beim Marine-Manöver Baltic Mine Countermeasures (Symbolfoto). An einem Tankschiff kam es zur Explosion. Parallelen zu früheren Vorfällen tun sich auf. Ein gemeinsamer Nenner ist Russland. © IMAGO / Funke Foto Services

Wie das Nachrichtenportal Bloomberg berichtete, sorgte die Explosion dafür, dass der Maschinenraum sich mit Wasser füllte. Bislang ist der Auslöser für die Explosion unklar, soll ein Unternehmenssprecher des Operators TMS Tankers mitgeteilt haben. Die Besatzung sei jedoch sicher und es habe keine Umweltverschmutzung stattgefunden. Allerdings sorgt das Timing der Explosion für Misstrauen unter den Analysten.

Das liegt daran, dass die Explosion der Vilamoura keineswegs die erste ihrer Art ist. Seit Jahresbeginn hatten verschiedene Tanker unter mysteriösen Explosionen gelitten. Was sie eint: Sie alle hatten vorher an russischen Häfen angelegt und Öl transportiert. Jetzt beginnen die Schiffseigentümer damit, ihre Schiffe nach Minen und eventuell versteckten Drohnen abzusuchen. Speziell die Vilamoura soll seit April zweimal an russischen Öl-Terminals gelegen und dort Rohöl geladen haben. Allerdings habe es aus Kasachstan gestammt, nicht direkt aus Russland.

Greifen Unbekannte Russlands Wirtschaft an? – Tanker für russisches Öl im Visier

Diese Verbindung zu russischen Häfen könnte kein Zufall sein, glauben Analysten. Neben der Vilamoura hatte es vorher drei weitere Schiffe getroffen. Das Nachrichtenportal Kyiv Insider nannte hier die Sea Jewel (laut Kyiv Insider unter der Flagge von Malta, Vesselfinder listet hier lediglich zwei Schiffe dieses Namens, jeweils mit der Flagge von Panama), das Tankschiff Sea Charm (Marschallinseln) und den Öl- und Chemietanker Grace Ferrum (Liberia). Alle Schiffe wurden seit Januar Opfer verschiedentlicher Explosionen, von denen die Mehrzahl im Mittelmeer stattfand.

Die maritime Sicherheitsfirma Vanguard Tech habe dazu angegeben, dieses Muster sei „nicht länger zufällig“, und riet den Schiffsbesitzern dazu, ihre Tanker gründlich zu untersuchen, nachdem sie russische Terminals angelaufen haben. Russland selbst soll sich ebenfalls besorgt zeigen. Hafenautoritäten hätten Tauchereinsätze angeordnet, um die Tankschiffe untersuchen, wenn sie wichtige Öl-Terminals anlaufen.

Bislang hat sich niemand zu den Angriffen bekannt. Es ist nicht klar, wer sie durchgeführt hat. Allerdings sind Analysten der Ansicht, dass diese Vorfälle Symptome eines „wachsenden“ Schattenkonflikts darstellen, der speziell auf Russlands Infrastruktur für den Öl-Export abzielt – und auf jene, die damit verbunden sind.

Parallelen zu Russlands Schattenflotte – angegriffene Schiffe gehören womöglich nicht dazu

Was bei den vier angegriffenen Tankschiffen auffällt, ist, dass sie nicht auf der Greenpeace-Liste der russischen Schattenflotte stehen. Weder sind sie bei den im Januar neu von den Vereinigten Staaten sanktionierten Schiffe zu finden, noch stehen sie im Sanktionsregister des Office of Foreign Assets Control der USA.

Gleichzeitig aber fahren sie unter den für Russlands Schattentanker typischen Flaggen. Das Europäische Parlament nannte neben den Cook-Inseln, Gabun, Liberia, Malta und Panama eben auch die Marschallinseln und Russland selbst als die häufigsten Flaggen, die die russische Schattenflotte nutzt. Neben dem Fahren unter falscher Flagge verwenden diese Schiffe auch Methoden wie die Deaktivierung ihrer Schiffs-Tracking-Software, was es dem Westen erschwert, herauszufinden, ob und wie sie Sanktionen verletzen.

Wichtige Geldquelle für Russlands Wirtschaft – Länder verweigern Schattenflotte die Einfahrt

Für Russland ist die Schattenflotte eine der wichtigsten Einkommensquellen. Seitdem die G7-Nationen einen Preisdeckel für russische Öl-Exporte eingesetzt haben, verlässt sich Putin auf diese Schiffe, um Öl an den Sanktionen vorbei in den Westen zu transportieren. Der Westen wiederum versucht seit längerer Zeit, das durch Gegensanktionen zu verhindern. Nach der Sanktionsrunde im Januar 2025 laufen Handelspartner der Schattenflotte zudem Gefahr, von Sekundärsanktionen getroffen zu werden.

Das sorgte dafür, dass auch eng mit Russland zusammenarbeitende Länder (darunter China oder Indien) diesen Schattentankern die Einfahrt in verschiedene Häfen verwehrten. In den vergangenen Monaten, vor allem im Mai, verließ Russland sich weniger auf die Schattenflotte und mehr auf seine regulären Schiffe. Das zeigten Zahlen des Center for Research on Energy and Clean Air (CREA).