Wer in Berlin wohnt, gibt im bundesweiten Vergleich mit durchschnittlich 27,1 Prozent den größten Anteil des Haushaltseinkommens für die Miete aus. Das zeigt der Wohnatlas von Postbank und dem Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut (HWWI), in dem für die 400 deutschen Landkreise und kreisfreien Städte die Miet- und Kaufkosten mit den regionalen Einkommen verglichen wurden.

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Ähnlich hoch im Verhältnis zum Einkommen sind die Nettokaltmieten nur in München (25,5 Prozent). Alle anderen un­ter­such­ten Land­krei­se und kreis­frei­en Städ­te lie­gen un­ter der 25-Pro­zent-Mar­ke.

Im Durchschnitt sind Berliner Mieter:innen nah am Armutsrisiko

Allgemein gilt die Faustregel, dass Mietkosten nicht mehr als 30 Prozent des monatlichen Nettoeinkommens betragen sollten. Andernfalls werde Wohnen zum Armutsrisiko, warnt etwa der Deutsche Mieterbund.

Zum Vergleich: 31 Pro­zent der deut­schen Haus­hal­te benötigen weniger als 13 Prozent des durchschnittlichen Haushaltseinkommens für die Nettokaltmiete ei­ner 70-Qua­drat­me­ter-Woh­nung. Als hochpreisig werten die Forscher:innen Städte und Kreise, in denen mehr als 17,5 Prozent des Einkommens für die Miete anfallen.

Dabei hat die Mietbelastung in Berlin zuletzt stärker zugenommen als in anderen kostspieligen Metropolen, wie die Daten des Wohnatlas zeigen. Die Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2024, 2023 haben Berliner Mieter:innen demnach im Schnitt noch 25,9 Prozent ihres Haushaltseinkommens für die Miete ausgegeben – also 1,2 Prozentpunkte weniger.

In München, Freiburg und Frankfurt hat die Mietbelastung weniger stark zugenommen

In München liegt das Plus gegenüber dem Jahr 2023 den Daten zufolge dagegen nur bei 0,3 Prozentpunkten, in Freiburg bei 0,5 (2024: 24,8 Prozent des Einkommens), in Frankfurt am Main bei 0,7 (2024: 23,3 Prozent des Einkommens).

Weniger als zehn Prozent des Haushaltseinkommens zahlen Mieter nur im einem Landkreis: Greiz in Thüringen (9,9 Prozent). Generell ist die Belastung bundesweit leicht gestiegen: Mieter:innen mussten demnach im Mittel 14,1 Pro­zent des Haus­halts­ein­kom­mens für die Net­to­kalt­mie­te auf­wen­den – nach 13,9 Pro­zent 2023.

Wohnatlas

Grund­la­ge der Be­rech­nung waren die re­gio­na­len Miet- und Kauf­prei­se im Jah­r 2024 für ei­ne 70-Qua­drat­me­ter-Woh­nung im Be­stand so­wie das durch­schnitt­li­che re­gio­nal ver­füg­ba­re Haus­halts­net­to­ein­kom­men.

Für den Im­mo­bi­li­enkauf hat das HW­WI ein Dar­le­hen in Hö­he von 80 Pro­zent des Kauf­prei­ses in­klu­si­ve Grund­er­werb­steu­er und zwei Pro­zent No­tar­ge­büh­ren zu ei­nem Zins­satz von 3,5 Pro­zent und ei­ner an­fäng­li­chen Til­gung von 2,5 Pro­zent an­ge­nom­men. Ne­ben­kos­ten für Mak­ler oder Sa­nie­rung wurden nicht be­rück­sich­tigt.

Auch beim Wohnungskauf bleibt Berlin teuer. 43,3 Prozent des geschätzten mittleren verfügbaren Haushaltseinkommens (2024: 48.257 Euro) gehen hier durchschnittlich für die Kreditfinanzierung drauf. Noch etwas mehr im Metropolenvergleich ist es nur in München (43,6 Prozent von 71.534 Euro).

Während besonders in ländlichen Regionen in Ostdeutschland Kaufen langfristig günstiger ist als Mieten, gilt laut Wohnatlas das Gegenteil für Berlin: Der Kauf ei­ner Ei­gen­tums­woh­nung be­las­tet das Haus­halts­ein­kom­men im Schnitt demnach um 16,1 Prozentpunkte mehr als die Mie­te.

Auch in Potsdam ist der Wohnungskauf nicht günstig: Hier fallen für Kredite rund 35 Prozent des Einkommens an – im Bundesschnitt sind es lediglich 18,3 Prozent des durchschnittlich verfügbaren Haushaltseinkommens.

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Günstiges Wohnen auf dem Land, teure Metropolen: Der Wohnatlas offenbart das riesige Gefälle am Immobilienmarkt. Gemessen an den regionalen Einkommen zählen aber auch mittelgroße Städte wie Lübeck, Rostock und Regensburg zu den kostspieligsten Wohnorten.

Hier sind es noch über 30 Prozent für den Kauf und rund ein Fünftel, das für die Miete ausgegeben werden muss – wegen relativ niedriger Einkommen. (mit dpa)