Berlin – Ein Haus mitten in der Hauptstadt, offen für jeden – neben vier bis sechs Mietern mit Altverträgen wohnen noch offiziell 82 Menschen hier. Doch niemand hat je einen von ihnen gesehen. BILD im sogenannten Geisterhaus an der Habersaathstraße – direkt dem Bundesnachrichtendienst. Hier sprechen die tatsächlichen Bewohner von dubiosen Vorgängen.
An Hausnummer 44 steht die Tür sperrangelweit offen. Kein Schloss, keine Kontrolle. Hier kann jeder einfach reinspazieren. Im Keller stinkt es, türmen sich Müllsäcke. Viele Wohnungstüren sind mit Stickern und Kritzeleien übersät.
Prekäre Verhältnisse im Haus: vor der Kellertür stapelt sich der übel riechende Müll
Foto: Olaf Selchow
Ein Mieter beobachtet Seltsames
Im Haus 48 wohnt ein Dauermieter seit Jahrzehnten. Er kennt den Kiez – und er hat einiges beobachtet.
„Es gab immer wieder Gespräche mit Postzustellern, die gefragt haben: Wo wohnen denn die ganzen Leute? So viel Post kommt hier – mit wechselnden Namen an den Briefkästen.“ Die Briefkästen seien überfüllt gewesen. Teils lagen ganze Berge von Briefen auf dem Boden.
Mysteriöse Briefkasten-Namen
In mehreren Häusern – 42, 44 und 48 – sind auf Klebezetteln an den Briefkästen bis zu 20 verschiedene Namen zu lesen. Sie wurden immer wieder entfernt, aber es kommen ständig neue dazu. Die Post geht an ständig wechselnde Empfänger. Ein Muster ist erkennbar: viele Namen, aber keine Gesichter dazu.
Noch bizarrer: Auch Langzeitmieter, die seit Jahren dort wohnen, fanden plötzlich ihre eigenen Namen entfernt – ersetzt durch völlig Unbekannte.
Lesen Sie auchWer wohnt hier wirklich?
„Bei den angemeldeten Personen handelt es sich fast ausschließlich um Personen mit bulgarischer Staatsangehörigkeit“, so der zuständige Berliner Stadtrat Carsten Spallek (54, CDU) zu BILD.
Offiziell angemeldet ist nur, wer eine Wohnungsgeber-Bescheinigung präsentiert. Und die haben alle – angeblich von der Hausverwaltung D. & K. Offensichtlich Fälschungen, denn diese Hausverwaltung wurde schon im Juli 2023 vom Hauseigentümer gekündigt und soll insolvent sein.
Teilweise wurden sogar einfach neue Briefkästen dazugestellt und mit Namen beschriftet
Foto: Olaf Selchow
Der Höhepunkt des absurden Mieter-Irrsinns: „Es kamen Briefe für eine Frau oder einen Herrn in der Habersaathstraße 48, 11. OG rechts – obwohl das Gebäude nur sechs Stockwerke hat.“
Eine klassische Luftnummer. Die angeblich gemeldeten Personen existieren offenbar nur auf dem Papier. „Neue Briefkästen haben die auch angebracht – aber gesehen hat die Leute, die Namen ankleben, keiner von uns“, sagt der Anwohner. Seine Vermutung: organisierter Sozialbetrug!
Die realen Bewohner entfernen die Fake-Namen immer wieder, aber ständig kommen neue dazu. Die Briefkästen sind davon mittlerweile gezeichnet
Foto: Olaf Selchow
„Wenn das so ist, wäre das schlimm“, meint der Mieter. Doch eins steht fest: „Wir echten Bewohner halten durch! Gegen die Fake-Anmeldungen – und die Räumungsklagen des Eigentümers.“