Chinas Außenminister Wang Yi vor einer chinesischen Flagge

Russland darf in der Ukraine nicht verlieren, so Chinas Außenminister Wang Yi.

(Bild: Alexandros Michailidis / Shutterstock.com)

Beijings Außenminister warnt: Ein Sieg der Ukraine wäre fatal für China. Denn dann könnten sich die USA voll auf den Rivalen in Fernost konzentrieren.

Innerhalb von 24 Stunden wollte US-Präsident Donald Trump den Krieg in der Ukraine beenden. So hatte er es zumindest im Wahlkampf versprochen – doch Monate später zeigt sich, dass dieses Ziel wohl von Anfang an unrealistisch war, zumal Russland von seiner Forderung nach einer nachhaltigen Lösung des Konflikts nicht abrückt.

Hatte Trump-Administration kürzlich erst die Lieferung von einigen Waffensystemen an die Ukraine gestoppt, so vollzieht Trump jetzt eine Kehrtwende. Bei einem Treffen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu hatte er kürzlich signalisiert, die Lieferungen wieder aufzunehmen. Und wie das Wall Street Journal (WSJ) jetzt berichtet, könnten der Ukraine weitere Patriot-Luftabwehrsysteme übergeben werden.

Pentagon bestätigt Wiederaufnahme der Waffenlieferungen

Knapp eine Woche hatte Washington die Ukraine im Unklaren gelassen, ob Kiew in Zukunft noch mit Militärhilfe rechnen könne. Das Pentagon hatte die Lieferungen gestoppt, angeblich um sich einen Überblick über die Lagerbestände zu verschaffen.

Der Hintergrund dieser Maßnahme war, dass die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten die US-Lagerbestände für Luftabwehrraketen der unterschiedlichsten Systeme arg strapazieren. Die Hersteller können den Verbrauch dieser Raketen kaum kompensieren, sodass Washington abwägen muss, ob Israel, die Ukraine oder die US-Stützpunkte im Nahen Osten gegen Luftangriffe geschützt werden.

Trump hatte dieses Dilemma schon im vergangenen Monat zum Ausdruck gebracht. Er hatte erklärt, man wolle sehen, ob man einige Raketen zur Verfügung stellen könne. „Sie sind sehr schwer zu bekommen, wir brauchen sie auch.“

Am späten Montagabend hatte schließlich Pentagon-Sprecher Sean Parnell bestätigt, dass die Militärhilfe wieder aufgenommen wird. Er sagte:

Auf Anweisung von Präsident Trump schickt das Verteidigungsministerium zusätzliche Verteidigungswaffen in die Ukraine, um sicherzustellen, dass die Ukrainer sich verteidigen können, während wir daran arbeiten, einen dauerhaften Frieden zu sichern und dafür zu sorgen, dass das Töten aufhört.

Im Gespräch ist dabei ein zusätzliches Patriot-Luftabwehrsystem, das in die Ukraine geschickt werden soll. Sollte der Plan umgesetzt werden, dann würde wahrscheinlich ein System geliefert, so das WSJ, das momentan noch in Katar auf dem Stützpunkt Al Udeid stationiert ist und vor iranischen Raketen schützen soll.

Chinas überraschende Position: Keine Niederlage Russlands erwünscht

Sich wieder verstärkt in der Ukraine zu engagieren, konterkariert Trumps Pläne, sich verstärkt Asien und dem Hauptgegner der US-Vorherrschaft, China, zuzuwenden. Das ist auch den Verantwortlichen in Beijing klar, die kein schnelles Ende des Ukraine-Kriegs wollen.

In dieser Art erklärte es zumindest der chinesische Außenminister Wang Yi laut South China Morning Post (SCMP) im Gespräch mit der EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas. Man wolle keine Niederlage Russlands in der Ukraine, da die USA in diesem Fall ihren gesamten Fokus auf Beijing richten würden.

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Über diese Offenheit waren EU-Beamte erstaunt, berichtet die SCMP. Und damit würde China die Sicht des kollektiven Westens bestätigen, dass Beijing aufseiten Russlands in diesem Krieg steht. Doch Wang soll diesen Vorwurf zurückgewiesen haben: Wenn China Russland in diesem Krieg finanziell oder militärisch unterstützen würde, dann wäre er längst beendet.

Eine Interpretation von Wangs Äußerungen könnte daher lauten, dass die Fortdauer des Krieges den strategischen Interessen Chinas dienen könnte, solange die USA in der Ukraine engagiert bleiben. Ob man die Verbindung zwischen Moskau und Beijing durch Verhandlungen schwächen kann, ist deshalb mehr als zweifelhaft.

Der Ton des Dialogs am vergangenen Mittwoch soll laut Bericht zwar angespannt, aber respektvoll gewesen sein. Dennoch waren einige Insider überrascht von der Schärfe der Botschaft Wangs, nur drei Wochen vor einem wichtigen Gipfeltreffen in China. Jeglicher Anschein einer Charmeoffensive scheint verflogen zu sein.