Die Trockentoiletten zieren seit Mai den Loher Bahnhof und die Haltestelle Lüntenbeck. Das Konzept dieser speziellen Toiletten mag vielleicht den ein oder anderen an den Film „Der Marsianer“ mit Schauspieler Matt Damon erinnern, der auf dem gleichnamigen Roman von Andy Weir beruht.

Darin nutzt der auf dem Mars gestrandete Protagonist seine eigenen Exkremente und Marserde und baut Kartoffeln an – nutzt also den menschlichen Kot effektiv als Dünger. Ähnliches sieht das Konzept der Trockentoiletten oder auch Kompost-Klos vor.

„Die festen und flüssigen Bestandteile werden getrennt gesammelt“, erklärt Reinhold Uhlmann von der Firma Finizio, die die nun aufgestellten Trockenklos in Wuppertal betreibt. Der Urin wird per Teekanneneffekt in einer Rinne gesammelt. 30 Liter Strohgranulat stehen in der Toilette in einem Spender zur Verfügung. Damit kann Kot bestreut werden. Dadurch käme es weniger zu unangenehmen Gerüchen.

„Die Feststoffe werden recycelt. Die erste Stufe der Verwertung ist in Köln“, erklärt Uhlmann. Die Toiletteninhalte kommen in einen Hygienisierungscontainer. Mit 80 Watt wird das Material im Container eine Woche lang mit Sauerstoff belüftet – das bringt Mikroorganismen auf Hochtouren, wodurch Temperaturen über 70 Grad Celsius entstehen und Krankheitserreger wie beispielsweise Salmonellen oder E.coli inaktiviert werden. Der sogenannte Humusdünger wird zur Anlage in Eberswalde gebracht, „zu unserer Pilotrecyclinganlage“, berichtet Uhlmann. Der Humusdünger wird dort weiter verarbeitet und im letzten Schritt gesiebt. So sollen Fremdstoffe, wie etwa Feuchttücher oder Menstruationsartikel, gefiltert werden.

Um den menschlichen Nährstoffkreislauf vollständig zu schließen, müssten die Nährstoffe in Form von Recyclingdünger eine Verwendung in der Landwirtschaft finden. Allerdings ist es aktuell in Deutschland rechtlich noch nicht möglich, Recyclingdünger aus Inhalten von Trockentoiletten als Düngemittel auf Feldern einzusetzen. „Wir sind dran und hoffen, dass es in Zukunft legal wird“, so Uhlmann. Felder dürfen nur dann mit menschlichen Ausscheidungen gedüngt werden, wenn diese in Form von Klärschlamm vorliegen, wird auf der Homepage von Finizio erklärt.

Humusdünger aus Kompostklos darf noch nicht genutzt werden

Humusdünger aus Inhalten von Trockentoiletten, also menschliche Ausscheidungen, die ohne Wasser gesammelt wurden und auf anderem Wege als in der Kläranlage gereinigt wurden, sei dagegen noch kein zugelassenes Düngemittel. Die Gründe dafür liegen im Abfall- und im Düngerecht. Der Humusdünger aus der Recyclinganlage in Eberswalde wird aber trotzdem auf einem Acker verteilt, nämlich für wissenschaftlich begleitete Feldversuche mit zahlreichen Laboranalysen. Die bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend: „Wir haben bisher alle Grenzwerte eingehalten“, so Uhlmann. Das Konzept der Komposttoiletten ist indes nicht neu, war bereits in der Antike bekannt, im Mittelalter waren Plumpsklos in Burgen über Komposthaufen installiert. Die Exkremente landeten so direkt auf dem Misthaufen.

Trockentoiletten seien ein expandierender Bereich. Sie bräuchten keine Leitungen, eine Solaranlage auf dem Dach reiche aus, um etwa den elektrischen Handtrockner mit Strom zu versorgen. „Diese Toiletten sind in der Anschaffung viel günstiger“, so Uhlmann. Auch bei Festivals werden sie mittlerweile eingesetzt. „Die Resonanz in Wuppertal war bisher sehr positiv“, berichtet er. Die Komposttoiletten sind schon in mehreren Städten bundesweit vertreten.

„Im Jahr 2024 haben wir etwa 56 Tonnen Feststoffe aus Trockentoiletten entgegengenommen. Davon ist etwa die Hälfte Kot und die andere Hälfte sind insbesondere Einstreu und zum Teil Toilettenpapier“, so Uhlmann. Aus diesen 56 Tonnen wurden insgesamt 160 Tonnen Humusdünger hergestellt. Die Differenz sei vor allem darauf zurückzuführen, dass im Prozess verschiedene Zuschlagstoffe hinzugefügt werden.