Stand: 09.07.2025 14:02 Uhr

Das Formel-1-Weltmeisterteam Red Bull trennt sich mit sofortiger Wirkung von Teamchef Christian Horner.

Der 51 Jahre alte Brite hat noch einen gültigen Vertrag bis 2030, Berichten zufolge wird aktuell über eine Auflösungsvereinbarung verhandelt. Nachfolger wird Laurent Mekies, der zuletzt als Teamchef das Schwester-Team Racing Bulls führte.

„Wir möchten Christian Horner für seine außergewöhnliche Arbeit in den vergangenen 20 Jahren danken. Mit seinem unermüdlichen Engagement, seiner Erfahrung, seinem Fachwissen und seinem innovativen Denken hat er maßgeblich dazu beigetragen, Red Bull Racing als eines der erfolgreichsten und attraktivsten Teams in der Formel 1 zu etablieren“, wird Red-Bull-Boss Oliver Mintzlaff in einer Mitteilung des Konzerns zitiert. Horner werde „für immer ein wichtiger Teil unserer Teamgeschichte bleiben“, heiß es weiter.

Horner war bei Red Bull seit einer Affäre um angeblich unangemessenen Umgang mit einer Mitarbeiterin schon seit dem Vorjahr nicht mehr unumstritten. Die sportliche Krise der jüngsten Monate erhöhte den Druck auf Horner, der das Team in den vergangenen zwanzig Jahren führte.

Red Bull nur noch bestenfalls vierte Kraft

Schon in der Vorsaison gelang nur noch mit Mühe der nächste Titelgewinn mit Serien-Weltmeister Verstappen. In diesem Jahr konnte der Niederländer nur zwei der zwölf Rennen gewinnen, vor allem gegenüber McLaren ist man weit zurückgefallen. In der Konstrukteurswertung belegt Red Bull in diesem Jahr den vierten Platz, die WM-Chancen Verstappens sanken zuletzt deutlich.

Diese sportliche Misere führte zuletzt auch zu Gerüchten um die Zukunft von Verstappen, dessen Vertrag zum Ende der Saison ausläuft. Intern gilt Dr. Helmut Marko als enger Vertrauter und Förderer des Niederländers. Die Tatsache, dass Horner das Team nun verlässt, könnte darauf hindeuten, dass Marko bleibt – und für Verstappen möglicherweise ein Argument sein, ebenfalls bei Red Bull zu bleiben. Der als Jahrhundertfahrer geltende Niederländer hatte sich zuletzt schon von seinem fünften Titel in Serie verabschiedet: „Wir kämpfen sowieso nicht um die Meisterschaft“, sagte er Ende Juni beim Red-Bull-Heimspiel in Österreich frustriert.

Dass Horner, unter dessen Führung das Team insgesamt acht Fahrer-Titel (je vier durch Sebastian Vettel und Verstappen) sowie sechs Konstrukteurs-Weltmeisterschaften holte, nun mitten in der Saison gehen muss, wirkt wie ein klares Signal an den frustrierten und von Mercedes umworbenen Serienweltmeister.

Newey-Abgang, belastetes Verhältnis mit Marko – Horner bei Red Bull isoliert

Horner schien trotz mehrerer Krisen in den vergangenen anderthalb Jahren lange die Rückendeckung der Konzernspitze, besonders der thailändischen Mehrheitseigner, zu haben. Doch die Risse im Team waren offenkundig. Star-Designer Adrian Newey verließ Red Bull im Verlauf der Saison 2024, auch Horners Verhältnis zu Red-Bull-Motorsportberater Marko darf ebenfalls als belastet bezeichnet werden. Und Verstappens Vater Jos forderte im vergangenen Jahr die Trennung von Horner, sonst werde „das Team explodieren“.

Horners Freistellung gibt Red Bull nun die Chance auf einen Neuanfang. Zumal auch der 82-jährige Österreicher Marko zuletzt immer offensiver mit einem Rückzug liebäugelte. Ausgerechnet Vettel (38), der zweite prägende Fahrer der Red-Bull-Geschichte, ist hartnäckig als Nachfolgekandidat im Gespräch. Bei Ferrari arbeitete er – noch als Pilot – bereits eng mit Mekies zusammen.