Die Koordination von jährlich 5000 Baustellen in Wiesbaden ist eine Herausforderung. Damit ein und dieselbe Straße in aufeinanderfolgenden Jahren nicht immer wieder neu aufgegraben werden muss, hat das Tiefbau- und Vermessungsamt ein auf die Landeshauptstadt abgestimmtes Prozedere entwickelt. Danach soll im Untergrund möglichst viel in nur einem Arbeitsgang erledigt werden.
Der Abstimmungsbedarf ist daher hoch, denn im Untergrund liegen Gas- und Fernwärmeleitungen, Strom- und Glasfaserkabel, Frischwasserleitungen und teils 150 Jahre alte Abwasserrohre. Beteiligt sind somit die Stadt selbst, diverse kommunale Gesellschaften, private Unternehmen und bisweilen auch Privatpersonen. Aber nicht immer hat die Stadt die Wahl.
Wenn beispielsweise die Telekom neue Glasfaserleitungen verlegen will, dann hat die Verwaltung kein Vetorecht, um ein Aufgraben von Straße oder Gehweg zu verhindern. Wann immer Tiefbauarbeiten anstehen, prüft die Stadt zudem, ob sie im Zusammenhang damit auch gleich die Straßenoberfläche sanieren lässt. Das lohnt sich vor allem, wenn längere Abschnitte von Leitungen oder Kanälen getauscht oder neu verlegt werden müssen.
„Wir sind flexibel und handlungsfähig“
Nach Ansicht von Baudezernent Andreas Kowol (Die Grünen) gelingt Wiesbaden die Abstimmung und Koordination inzwischen ganz gut. Er ist dankbar dafür, dass die Stadtverordnetenversammlung ausreichend Mittel zur Verfügung stellt, um im Bedarfsfall handeln zu können. Das gilt umso mehr, wenn nicht Jahre im Voraus geplante Tiefbauarbeiten anstehen, sondern ad hoc gehandelt werden muss wie im Fall der gebrochenen Wasserleitung vor dem Wiesbadener Hauptbahnhof. Rund 420.000 Euro hat die Stadt nach Abschluss der Wiederherstellung der Leitung und dem Auffüllen der Hohlräume für die sanierte Straße ausgegeben. „Wir sind kurzfristig flexibel und handlungsfähig“, sagt Kowol.
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Seiner Aufstellung zufolge wurden im vergangenen Jahr besonders viele Projekte mit diversen Partnern abgewickelt. Das Tiefbauamt hatte dafür 4,35 Millionen Euro zur Verfügung, davon 3,6 Millionen für Investitionen und 750.000 für Instandhaltung. Das reichte für insgesamt 60 Projekte, von denen aber nicht alle im Jahr 2024 vollständig abgerechnet wurden.
Maskottchen: Der Baustellen-Maulwurf aus WiesbadenESWE Versorgungs AG
Die Stadt reklamiert trotz verbreiteter Kritik an einem vermeintlichen „Baustellenchaos“ beim Tiefbau für sich eine strategische Herangehensweise, um effizient und unter Hebung von Synergieeffekten den öffentlichen Straßenraum zu sanieren. Es gebe ein vorausschauendes Planungsmanagement und eine stringente Mittelverwendung, heißt es an die Adresse der vielen Kritiker. Eswe Versorgung hat jetzt eigens einen Maulwurf als Baustellen-Maskottchen vorgestellt, um die genervten Autofahrern zu erheitern und sie für den Fernwärmeausbau um Verständnis zu bitten.
Sanierung der Hauptachsen geplant
Zu den größten Projekten zählten im vergangenen Jahr die Straße An der Ringkirche, der Rebhuhn- und der Iltisweg. Laut Kowol investiert die Stadt konsequent in die Leistungsfähigkeit ihrer Verkehrswege. Wiesbaden erhalte die Infrastruktur auf einem guten Niveau und fülle nebenbei die Auftragsbücher der regionalen Bauwirtschaft. Das sei allerdings immer mit Baustellen und Hindernissen im Verkehrsfluss verbunden.
Saniert werden müssen absehbar noch die Hauptachsen, über die während der Sperrung der Salzbachtalbrücke der Umleitungsverkehr der Autobahn 66 abgewickelt wurde. Laut Kowol hat die Stadt die Schäden dokumentiert, die durch den vermehrten Ausweich-Verkehr entstanden waren, und einen Forderungskatalog an die Autobahn GmbH übermittelt. Dabei gehe es um viele Millionen Euro, sagte Kowol, ohne konkrete Zahlen zu nennen. Über die Summe werde mit der Autobahn GmbH noch verhandelt.
Vor allen sind Schäden auf der Schiersteiner, der Mainzer und der Berliner Straße sowie auf dem ersten und zweiten Ring, der Äppelallee, der Biebricher Alle und der Amöneburger Straße, einschließlich des Kreisels, entstanden. Wenn in einigen Wochen auch die Nordhälfte der neuen Salzbachtalbrücke fertiggebaut und für den Verkehr freigegeben ist, erwartet Kowol eine weitere Entlastung des innerstädtischen Verkehrs, weil dann auch alle Auffahrten auf die A 66 wieder komfortabel zu nutzen seien.