Bis vor einer guten Woche waren sich die meisten Fans und Experten sowie der Autor dieser Zeilen sicher: Alba Berlin wird es trotz der vielen Probleme in dieser Saison in die Play-offs schaffen, und zwar direkt. Zu groß sind der individuelle Qualitätsunterschied sowie die finanziellen Vorteile gegenüber Teams wie Rostock, Würzburg oder Hamburg.
Zumal sich die Verletzungssituation deutlich entspannt hat und die ersten drei Spiele unter Pedro Calles die Hoffnung geweckt hatten, dass die Mannschaft endlich befreit aufspielen würde.
Julian Graeber hielt es lange für sehr unrealistisch, dass Alba die Play-offs verpasst. Das hat sich mittlerweile geändert.
Vier Spiele später ist Alba an einem neuen Tiefpunkt in einer an Tiefpunkten reichen Saison angekommen. Nach der bitteren Heimniederlage gegen Würzburg, einer erwartbaren Pleite in Belgrad und der höchsten Europapokalklatsche der Vereinsgeschichte gegen Bologna verlor Alba am Montag in Heidelberg mit 86:90. Der elfmalige Deutsche Meister ist in der Basketball-Bundesliga nur noch 14. – von 17 Mannschaften – und das erstmalige Verpassen der Play-offs wird immer wahrscheinlicher.
Mittlerweile sollte auch dem kühnsten Optimisten klar sein, dass die seit Monaten erhoffte Wende nicht mehr kommen wird. Alba hat vieles versucht, um aus dem Negativstrudel herauszukommen. Mit David McCormack, Michael Kessens und Robert Baker haben die Berliner drei Spieler nachverpflichtet, mit Calles im Januar einen zusätzlichen Co-Trainer geholt und diesen dann zum Chef befördert.
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Nachhaltig geholfen hat das jedoch alles nicht. Der Trainereffekt ist schnell wieder verpufft und es wird immer deutlicher, dass Albas Probleme deutlich tiefer liegen. Dem Kader fehlt es an Balance, an Führungsqualitäten und letztlich auch an Qualität. Mit kosmetischen Reparaturen kommt man in diesem Fall nicht mehr weit, nach der Saison braucht die Mannschaft einen groß angelegten Umbruch.
Dieser hätte vermutlich schon im vergangenen Sommer vorgenommen werden müssen. Dass Alba sich damals mit einer großen Willensleistung noch in die BBL-Finals gerettet hatte, hat aber einige Schwächen kaschiert, und viele laufende Verträge haben den Handlungsspielraum reduziert.
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Jetzt darf es keine Ausreden mehr geben, selbst wenn sich Alba noch in die Play-offs retten sollte, was aufgrund der engen Tabellenkonstellation alles andere als unmöglich ist. Nach drei Jahren, in denen es stetig bergab ging, braucht es neue Ideen, neue Gesichter, einen Neuaufbau. Man sollte nicht erwarten, dass dieser von Beginn an begeistert und erfolgreich ist wie vor beinahe acht Jahre mit der Ankunft des großen Aíto García Reneses. Ein einfaches Weiter so ist in dieser Situation aber keine Option mehr.