Stuttgart/Mannheim. Wie steht es mit dem Frauenanteil bei den verschiedenen Qualifikations- und Karrierestufen an Hochschulen in Deutschland? Darüber gibt alle zwei Jahre das „CEWS-Hochschulranking nach Gleichstellungsaspekten“ Auskunft. Das Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung des GESIS-Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften in Mannheim erstellt es seit über 20 Jahren. Dabei werden viele Kriterien berücksichtigt und keine absoluten Ranglisten aufgestellt, sondern nur Ranggruppen benannt.
Baden-Württemberg ist nun ins obere Mittelfeld aufgestiegen
Im aktuellen Vergleich der Bundesländer liegt demnach Berlin bei der Gleichstellung von Frauen und Männern an Hochschulen erneut vorne, Bremen ist nun gleichauf. Auf die beiden Stadtstaaten folgt mit Hamburg ein dritter.
Baden-Württemberg zählt zusammen mit Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz – also kurioserweise allen benachbarten Bundesländern – zur nächsten Ranggruppe; damit ist Baden-Württemberg seit 2021 aufgestiegen, vom unteren ins obere Mittelfeld. Sie alle können allerdings vor allem in puncto Professuren nicht mit den bereits zuvor genannten und weiter vorne platzierten Bundesländern mithalten.
Als vorletztes Bundesland eingruppiert ist laut Hochschulranking Mecklenburg-Vorpommern, Schlusslicht ist das Saarland – das aber immerhin auch noch der zehnten von theoretisch insgesamt zwölf Ranggruppen angehört.
Unter den baden-württembergischen Universitäten steht Stuttgart besonders gut da. „In drei von sechs Kategorien zählt sie zur Spitzengruppe“, heißt es in einer Mitteilung der Universität selbst. „Sowohl bei den Postdocs, also promovierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in der Qualifikationsphase zur Professur, als auch bei den Professuren selbst erreicht die Universität Stuttgart Top-Platzierungen. Auch in der Kategorie zur Entwicklung der Geschlechterverhältnisse auf der Professur-Ebene innerhalb von fünf Jahren schneidet sie hervorragend ab.“
Auch die zweite Universität in der Landeshauptstadt schneidet gut ab. „Insgesamt platziert sich die Universität Hohenheim bei vier von sechs Indikatoren in der Spitzengruppe, in zwei weiteren im Mittelfeld“, heißt es in einer Mitteilung der Uni. Vergleichbar erfolgreich sind im Südwesten die Universitäten Konstanz mit ebenfalls vier Top-Gruppen-Platzierungen und zwei im Mittelfeld und Tübingen (fünfmal Top-Gruppe, einmal Entwicklungsbedarf).
Unter den Hochschulen für angewandte Wissenschaften sind insgesamt 19 Einrichtungen in der höchsten Ranggruppe: Dazu zählt die Evangelische Hochschule Ludwigsburg.
Besonders Traditionsuniversitäten im Land haben Nachholbedarf
Was allein die Professuren betrifft, wird im Ranking die Pädagogische Hochschule Karlsruhe (PHKA) in der Topgruppe als Nummer drei bundesweit aufgeführt. Mehr als die Hälfte der Professuren (55 Prozent) haben Frauen inne. „In unserem Gleichstellung splan für die Jahre 2016 bis 2021 hatten wir das Ziel, 45 bis 50 Prozent unserer Professuren mit Frauen zu besetzen. Jetzt liegen wir deutlich darüber“, kommentierte PHKA-Rektor Klaus Peter Rippe das Abschneiden.
In diesem Punkt konstatiert das Ranking hingegen Entwicklungsbedarf für die traditionsreichen Universitäten Tübingen, Freiburg und Heidelberg sowie auch für Mannheim, Ulm und Friedrichshafen.
Das aktuelle Ranking beruht auf Daten der amtlichen Hochschulstatistik aus dem Jahr 2023. Ausgewertet wurden dafür die Daten von 307 Hochschulen. Als das Ranking 2003 erstmals erschien, lag der Professorinnenanteil bei elf Prozent; mittlerweile liegt er bei 29 Prozent. (crim)
Vorlesung an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe. Dort gibt es mehr Professorinnen als Professoren, anderswo im Südwesten dagegen besteht Nachholbedarf. Foto: PH Karlsruhe