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Die charakteristische A-10 wird früher als vorgesehen ausgemustert – die Ukraine bekundet dennoch geringes Interesse an den US-Flugzeugen.

Washington, D.C. – Das ikonische US-Kampfflugzeug A-10 Thunderbolt II, auch bekannt als „Warthog“ oder „Warzenschwein“, wird deutlich früher als ursprünglich geplant ausgemustert. Die US Air Force beabsichtigt, im nächsten Jahr über hundert dieser Erdkampfflugzeuge in den Ruhestand zu schicken.

Angesichts dieser Entwicklung kam die Frage auf, ob die verbleibenden 162 Flugzeuge eine Option für Präsident Wolodymyr Selenskyj und die Ukraine sein könnten. Diese benötigt dringend militärische Unterstützung. Doch die Reaktion aus Kiew dürfte einige überraschen.

A-10 und Ukraine: Das „Warzenschwein“ passt nicht in den Luftraum

Bereits im vergangenen Jahr hatte der damalige zivile Leiter der Air Force, Frank Kendall, klargestellt, dass Kiew „nicht viel Interesse“ an den „Warzenschweinen“ zeige, wie Focus online zitiert. „Ich denke, sie sind zu Recht besorgt um die Überlebensfähigkeit der Flugzeuge“, so Kendall.

Zu Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar und März 2022 wäre die A-10 von großem Wert gewesen: Damals rückten kilometerlange Kolonnen russischer Panzer in die Ukraine vor – der Luftraum war dabei kaum gesichert. Drei Jahre später bauten sich beide Seiten ein großes Netzwerk aus Boden-Luft-Raketen auf. Die A-10 operiert in niedrigen Höhen und muss langsam manövrieren, um Ziele zu treffen. In einem so gesicherten Luftraum, wie er drei Jahre nach Russlands Invasion ist, wäre das „Warzenschwein“ ein leichtes Ziel für moderne Luftverteidigungssysteme.

Von Taurus bis Leopard – die Waffensysteme der Bundeswehr im ÜberblickDie Bundeswehr ist zu See, an Land und in der Luft mit verschiedenen Waffensystemen präsent.Fotostrecke ansehenA-10 „Warzenschwein“: Ausgemustert und ungewollt

Neben den operativen Risiken wies Frank Kendall zudem auf die massiven logistischen Herausforderungen hin: „Das Problem ist, sobald sie aus den USA exportiert werden, gibt es keine Basisunterstützung mehr“, zitiert Focus online.

Da es sich um sehr alte Flugzeuge – etwa 45 Jahre alt – handelt, seien Ersatzteile „sehr schwer zu finden“. Futurezone erläutert, dass die Ukraine vermutlich einige A-10s ausschlachten müsste, um andere zu reparieren, was nicht nur zeit- und platzaufwendig wäre, sondern auch die Ausbildung von Technikern und Piloten erfordert.

Die geringen Überlebenschancen im umkämpften Luftraum der Ukraine machen den Einsatz erfahrener ukrainischer Piloten in der A-10 unwahrscheinlich. Die Piloten wären in von westlichen Ländern zur Verfügung gestellten F-16s besser aufgehoben, die sowohl gegen Boden- als auch Luftziele eingesetzt werden können, argumentiert Futurezone.

Das „Warzenschwein“-Kampfflugzeug: Maschinenkanone ist das Herzstück

Die A-10 wurde 1977 eingeführt und nimmt seitdem eine einzigartige Stellung als Erdkampfflugzeug ein. Sie wurde für Angriffe aus niedrigen Höhen auf Bodenziele konzipiert. Ihr Spitzname „Warzenschwein“ rührt von ihrem wenig ansprechenden Äußeren und ihrer großen Robustheit her.

Herzstück der A-10 ist ihre 30-mm-Gatling-Maschinenkanone GAU-8/A Avenger. Die Kanone kann eine Feuerrate von bis zu 65 Schuss pro Sekunde erreichen. Das Kampfflugzeug hat 1350 Schuss an Bord, die eine spezielle Munitionsmischung (panzerbrechende Brandgeschosse mit abgereichertem Uran und hochexplosive Brandgeschosse) umfassen. Auf diese Weise sollte sichergestellt werden, dass selbst die modernsten sowjetischen Panzer wie der T-72 entweder zerstört oder zumindest manövrierunfähig gemacht werden, wie das Fachportal Futurezone berichtet.

Die A-10 wurde im Kalten Krieg entworfen, um ein Überrollen Europas durch sowjetische Panzerkolonnen zu verhindern – ein Szenario, bei dem sie Panzerverbände mit einem einzigen „Strafe“ unter Beschuss nehmen und so ganze Kolonnen ausbremsen sollte.

A-10C Thunderbolt II-Kampfflugzeug, SelenskyjDer ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (s. Foto rechts) scheint wenig Interesse an den A-10-Kampfflugzeugen zu zeigen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Die Regierung dürfte indes auf modernere Alternativen hoffen. (Symbolbild) © Massoud Hossaini/picture alliance / Massoud Hossaini/MH/AP/dpa/ IMAGO / Ritzau Scanpix (montage)A-10 Thunderbolt II: Ausmusterung beschleunigt

Donald Trumps Plan für das „Warzenschwein“ wurde umgeworfen: Ursprünglich sollte die Ausmusterung erst 2028/29 erfolgen, doch nun ist sie bereits für das Jahr 2026 vorgesehen. Laut Berichten von Focus online will Donald Trumps Regierung mit dieser Maßnahme Kosten sparen. Das frei werdende Budget soll zukünftig für neue Projekte, wie die F-47, vorgesehen sein.

Die Trump-Administration verkündete in der vergangenen Woche einen Waffenstopp für die Ukraine. Der Schritt erfolgte inmitten von Bedenken Washingtons hinsichtlich des Rückgangs der eigenen Munitionsbestände. Wenige Tage später relativierten jedoch das US-Außen- und Verteidigungsministerium diese Ankündigung und versicherten, dass es sich nicht um ein vollständiges Ende der Waffenlieferungen handele.

Jüngsten Berichten zufolge erwägt der US-Präsident nun sogar die Lieferung eines zusätzlichen Patriot-Flugabwehrsystems an die Ukraine, was die erste Genehmigung eines größeren Waffensystems über die von der vorherigen Regierung zugesagte Menge hinaus wäre. Trump betonte, dass die Ukraine sich verteidigen können müsse, da sie derzeit „sehr hart getroffen“ werde. Die Wiederaufnahme von Lieferungen, darunter Luftabwehr- und Präzisionsmunition sowie möglicherweise Panzerfahrzeuge und Pionierausrüstung, wird erwartet. Der von Wladimir Putin geführte Kreml kritisierte diesen Kurswechsel scharf und erklärte, dass er den Ukraine-Krieg lediglich verlängere und einer friedlichen Lösung entgegenwirke. (kox)