Rechtsextremisten haben Zulauf in Brandenburg – das zeigt der neue Verfassungsschutzbericht. Besonders alarmierend: Viele davon gelten als gewaltorientiert.
Die Zahl der Rechtsextremisten in Brandenburg hat im vergangenen Jahr nach Angaben des Verfassungsschutzes einen neuen Höchststand erreicht.
Erfasst wurden 3.650 Personen – fast ein Fünftel mehr als im Jahr zuvor, wie Innenminister René Wilke (parteilos) bei der Vorstellung des Verfassungsschutzberichts 2024 am Mittwoch berichtete. Davon werden 40 Prozent als „gewaltorientiert“ eingestuft. Deren Zahl sei um 130 auf 1.430 gestiegen, hieß es.
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1.600 Parteianhänger mit „Extremismuspotential“
Laut Bericht wird zudem rund 1.600 Menschen aus dem Umfeld von Parteien „Extremismuspotential“ zugerechnet. Darunter seien Mitglieder von AfD bzw. Junge Alternative (JA), „Die Heimat“ und „Der dritte Weg“.
Die AfD war vom Brandenburger Verfassungsschutz im Mai auf Grundlage eines neuen Gutachtens als „gesichert rechtsextrem“ eingestuft worden. Nach einer Beschwerde der AfD beim Verwaltungsgericht Potsdam legte der Verfassungsschutz für die Dauer des Verfahrens die Hochstufung auf Eis und führt die Partei vorerst weiter als Verdachtsfall.
Etwa 420 Rechtsextremisten seien parteiunabhängig organisiert, heißt es in dem Bericht. Dazu gab es unter anderen 27 rechtsextremistische Bands und 14 Liedermacher (Anstieg von je 1). Das Personenpotenzial der „Reichsbürger“ und Selbstverwalter sei in etwa gleichgeblieben (ca. 1.000).
Zahl der Linksextremisten unverändert
Die Zahl der Linksextremisten blieb laut dem Bericht im Vergleich zum Vorjahr unverändert bei 550, die Zahl gewaltorientierter Autonomer liege ebenfalls unverändert bei 200.
Der Verfassungsschutz zählte für 2024 zudem 225 Islamisten, das war ein Plus von fünf Menschen. Darunter seien 85 Personen (+5) mit Bezügen zur „Islamistischen Nordkaukasischen Szene“, was bedenklich sei, weil sich Gruppierungen im Kaukasus teilweise dem „Islamischen Staat“ (IS) unterstellt hätten.
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Wilke: Social Media verstärkt Trend
Wilke sagte in rbb24 Brandenburg aktuell am Mittwoch, es müsse beim Thema Medienkompetenz über alle Generationen hinweg mehr getan werden. Insbesondere bei jungen Menschen müsse man stärker präventiv ansetzen. Das sei die Aufgabe seines Ministeriums, aber auch der gesamten Gesellschaft, so der Innenminister.
„Momentan erscheint es mir so, als wenn wir geradezu völlig unvorbereitet und unbewaffnet in eine Welt hineingeworfen sind, die viel mit uns macht, ohne dass wir das eigentlich wissen und dass wir ausreichend Kontrolle darüber haben“, so Wilke.
Als Beispiel nannte der Innenminister soziale Medien, in denen sich vor allem junge Menschen bewegen. Sie würden dort durch Algorithmen geleitet, von einem Video zum nächsten klicken und sich auf einmal in Sphären befinden, aus denen sie schwer wieder rauskämen.
Axel Heidrich, kommissarischer Leiter der Verfassungsschutzabteilung in Brandenburg, führte aus: „Wir beobachten vor allem bei Jugendlichen, dass Bausteine teils unterschiedlicher Ideologien unreflektiert miteinander kombiniert werden.“
Sendung: Antenne Brandenburg, 09.07.2025, 11:00 Uhr
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