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Mit Leuchtschrift: der neue Kulturstadl in Kottgeisering Mit Leuchtschrift: der neue Kulturstadl in Kottgeisering. Er trägt den Namen Atelier Poly. © Kronenbitter

Berlin, Frankfurt, Leipzig, Köln und… Kottgeisering. Dass das Dorf im gleichen Atemzug wie Großstädte genannt wird, ist dem Festival „Women in Architecture 2025“ (WIA 25) zu verdanken. Genauer gesagt: dem Engagement der Kottgeiseringer Architektin Yvonne Toepfer – und ihrem neu geschaffenen Kulturstadl.

KottgeiseringYvonne Toepfer ist eine von zwei Beirätinnen des „Treffpunkt Architektur Oberbayern“ (TAO), einer Initiative der bayerischen Architektenkammer. Sie hatte die Idee, am ersten bundesweiten „Festival zur Sichtbarmachung von Frauen in Architektur, Innenarchitektur, Stadt- und Freiraumplanung sowie Bau- und Ingenieurbaukunst und Baukultur“ teilzunehmen.

Altes Gebäude wird zum Atelier

Dazu hat Toepfer den alten Stadl hinter ihrem denkmalgeschützten Bauernhaus „von allem möglichen Gerümpel befreit“, wie sie berichtet. Herausgekommen ist ein trendiger Ausstellungsraum mit Neon-Leuchtschrift „Atelier Poly“ an der Giebelseite, und mit nagelneuem, zweiflügligen Tor.

„Frau baut: um, an, aus, auf!“, so lautete der Titel der Kottgeiseringer Ausstellung im Kontext des Festivals, zu dem deutschlandweit Ationen stattfanden. Yvonne Toepfer hatte mit der TAO-Beiratskollegin Veronika Kammerer beispielhafte Architekturprojekte ausgewählt und Kurzvorstellungen an die Wände des neuen Kulturstadls gehängt.

„Wir haben es leider nicht geschafft, aus jedem der 20 oberbayerischen Landkreise qualitätvolle Projekte auszuwählen, die aus der Hand von selbstständigen Architektinnen stammen“, so Toepfer. „Denn auch wenn eine Frau als Büroinhaberin fungiert, hat sie meistens einen männlichen Büropartner.“ Bittere Erkenntnis sei, dass Frauen nach der Familienplanung wegen flexibleren Arbeitsbedingungen in den allermeisten Fällen in Behörden landen.

Das bestätigte Doris Lackerbauer als Vertreterin der Architektenkammer, die sich in ihrem staatlichen Bauamt Rosenheim über eine reine Frauenriege bei ihren Abteilungsleiterinnen freut. Dass Frauen anders als Männer entwerfen und bauen, findet die Architektin Toepfer übrigens nicht. „Ich finde, der Unterschied liegt eher im Umgang und in der Kommunikation mit allen Planungsbeteiligten und in der Koordination eines Projekts.“

Kerstin Kuhnekath aus Berlin kritisierte in ihrem Vortrag zur Ausstellungseröffnung, dass die Arbeit von Architektinnen in der Vergangenheit vielfach entwertet wurde, indem ihre Namen gelöscht oder kleingeredet wurden. „Diese Ausstellung ist ein Akt der Gegen-Erinnerung und des ,Sich-in-die-Geschichte-einschreibens‘. Weibliche Architekturpraxis findet nicht nur in Metropolen statt, sondern auch im ländlichen Raum wie Kottgeisering“, so die Architekturjournalistin.

Erste Ausstellung sehr gut besucht

Mit dieser landkreisübergreifend gut besuchten, dreitägigen Ausstellung eröffnete Yvonne Toepfer mit ihrem Mann Peter Fretschner gleichzeitig den Kulturstadl als neuen Veranstaltungsraum im Dorf, in dem künftig nicht nur Ausstellungen und Lesungen, sondern auch Kino- oder Tanzabende, Ferienprogramm oder einfach ein Nachbarschaftsplausch stattfinden könnten. Atelier Poly, so der Name des Stadls, stehe für einen Raum für Kunst und Kultur (Atelier) und die Zusammenarbeit mit unterschiedlichsten Leuten (Poly) im Architekturbüro.