Straßburg – Die bekannte Flüchtlings- und Klimaaktivistin Carola Rackete zieht sich aus dem Europäischen Parlament zurück.
Wie sie am Dienstag mitteilte, will sie ihr Mandat für die Linke abgeben. Als Grund nannte Rackete, dass sie von Anfang an einen Beitrag zur Erneuerung der Partei leisten wollte – dieser Prozess laufe erfolgreich. Nun sei es Zeit, den Staffelstab weiterzugeben.
„Mein Team und ich haben von Beginn an darüber diskutiert, das Mandat kollektiv zu gestalten. Das tun wir jetzt durch die Abgabe“, erklärte die parteilose Rackete.
An ihrer Stelle zieht der Brandenburger Linken-Politiker Martin Günther ins EU-Parlament ein, wie die Linksfraktion in Straßburg am Mittwoch mitteilte.
Carola Rackete als Kapitänin auf der „Sea Watch 3“
Foto: dpa
Von Lampedusa nach Brüssel
Rackete war im Juni 2024 als parteilose Spitzenkandidatin der sächsischen Linken ins Europaparlament gewählt worden. Bekannt wurde sie bereits 2019, als sie als Kapitänin der „Sea Watch 3“ trotz Verbots mit aus Seenot geretteten Flüchtlingen im Hafen von Lampedusa anlegte – ein Bild, das sie weltweit zur Symbolfigur machte.
Nach ihrer Aktion wurde Rackete in Italien kurzzeitig festgenommen und sah sich strafrechtlichen Vorwürfen ausgesetzt. Die Staatsanwaltschaft warf ihr unter anderem Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und das unerlaubte Einlaufen in einen Hafen vor.
Ein italienisches Gericht erklärte die Festnahme später für unrechtmäßig – Rackete habe aus Notstand gehandelt, um Menschenleben zu retten. Das Verfahren wurde schließlich eingestellt.
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Die sächsische Linken-Chefin Anja Eichhorn (39) lobte Racketes Einsatz für soziale Gerechtigkeit, Klimaschutz und Geflüchtete. Auch Co-Landesvorsitzender Marco Böhme betonte: „Carola ist fest in den sozialen Bewegungen verwurzelt – und hat diese Verbindung nie verloren.“
Ihr Nachfolger Günther kündigte an, insbesondere ihren „Kampf für Klimagerechtigkeit“ weiterzuführen. „Eine sozialere und ökologischere EU wird es nur geben, wenn wir sie von den Superreichen und ihren Lobbyisten zurückerobern“, fügte er hinzu.
Günther war bereits bei den Europawahlen im vergangenen Jahr für die Linke angetreten, allerdings auf einem hinteren Listenplatz.