Stand: 10.07.2025 00:48 Uhr

Frankreich hat auch das zweite Spiel bei der Frauen-EM in der Schweiz gewonnen. Dabei überzeugte die neu zusammengewürfelte Elf der Grande Nation aber nicht in allen Belangen. Für Wales geht es im letzten Gruppenspiel gegen England damit eigentlich nur noch um die Ehre, die Chancen auf ein Weiterkommen sind nur noch theoretischer Natur.

Die Französinnen konnten am Mittwochabend in St. Gallen vor fast 16.000 Zuschauern aber lange Zeit nicht an die gute Leistung vom Auftaktsieg gegen England anknüpfen, nachdem sie von verschiedenen Medien und Experten schon zu Turnierfavoritinnen erklärt worden waren.

Clara Matéo (8.), Kadidiatou Diani (45.+1), Amel Majri (53.) und Grace Geyoro (63.) sorgten für die Treffer für das Team von Laurent Bonadéi. Jessica Fishlock trug sich mit dem ersten EM-Tor für Wales‘ Frauen-Nationalmannschaft nach 13 Minuten in die Geschichtsbücher ihres Landes ein.

„Sie ist eine Ikone. Sie hat so viel für das Land getan. Da ist es nur richtig, dass sie es war“, freute sich Esther Morgan über den Treffer von Teamkollegin Fishlock. Mit ihren 38 Jahren ist die nun nicht nur älteste Feldspielerin bei dieser EM, sondern auch die älteste Torschützin bei einer Endrunde: „Das an sich ist schon unglaublich. Sie verdient es so sehr. Ich freue mich sehr für sie, dass sie diesen Moment hatte“, so Morgan weiter.

Während Frankreich damit im letzten Gruppenspiel gegen die Niederlande (Sonntag, 21 Uhr, im Ersten und im Livestream) ein Remis zum sicheren Weiterkommen reicht, ist für Wales das EM-Debüt zwar noch nicht vorbei, die Chancen auf eine Überraschung und den Einzug in die K.o.-Phase sind aber wie zu erwarten schon nach zwei Partien kaum mehr vorhanden.

Frankreich mit dem frühen Tor

Beide Trainer würfelten ihre Teams im Vergleich zum ersten Gruppenspiel kräftig durch. Bei Frankreich blieben lediglich vier Spielerinnen vom 2:1 gegen England übrig. Nur Torfrau Pauline Peyraud-Magnin, die Verteidigerinnen Selma Bacha und Alice Sombath sowie Kapitänin Grace Geyoro durften erneut von Beginn an ran.

Bei Wales durfte Safia Middleton-Patel, die vor knapp zwei Jahren eine Autismus-Erkrankung öffentlich gemacht hatte, im Tor starten. Zudem rückten Ffion Morgan, Rachel Rowe und Kayleigh Barton, die nach der EM als Trainerin arbeiten wird, in die Startformation.

Frankreich, das zuvor alle vier bisherigen Duelle mit Wales für sich entschieden hatte und dabei ein Torverhältnis von 12:2 vorweisen konnte, machte vom Anpfiff weg Druck auf den Underdog. Ein erstes offensives Ausrufezeichen setzten die Französinnen nach knapp sieben Minuten. Ein leicht abgefälschter Schuss von Clara Matéo knallte an den Außenpfosten.

Doch das verzögerte den französischen Jubel nur um wenige Augenblicke. Bei der darauffolgenden Ecke zeigte Matéo, warum sie die erfolgreichste Torschützin in der abgelaufenen Saison in der französischen Liga ist. Nach einer Kopfballverlängerung war sie reaktionsschnell, nahm den Ball mit dem Oberkörper an und zog volley aus acht Metern ab – 1:0.

Frankreichs Spielerinnen bejubeln das 1:0.

VAR lässt Wales doppelt jubeln

Doch Wales war nicht beeindruckt und zeigte die Schwächen der jungen Defensive von „Les Bleues“ in der 13. Minute auf. Mit einem langen Ball wurde die Viererkette Frankreichs überspielt, anschließend schafften es vier Französinnen nicht, zwei Gegnerinnen und den Ball zu kontrollieren, sodass Jessica Fishlock Sportgeschichte schrieb: Aus fünf Metern drückte sie mit dem ersten Torschuss des EM-Neulings den Ball über die Linie und sorgte so für das erste Tor von Wales‘ Frauen-Nationalmannschaft bei einer Europameisterschaft.

Allerdings wurde der Jubel von der Assistentin jäh unterbrochen, indem sie die Fahne hob. Der VAR aber sagte nach Ansicht der Bilder, dass alles in Ordnung war und so durfte Wales seinen Jubiläumstreffer ein zweites Mal bejubeln – diesmal aber richtig.

Historischer Treffer: Torschützin Fishlock (l.) und Ffion Morgan feiern das erste Tor der walisischen EM-Geschichte.

Frankreich mit Glück vom Punkt

In der Schlussviertelstunde der ersten Hälfte erhöhte Frankreich noch einmal den Druck, kam aber nicht wirklich zu guten Abschlüssen. Immer wieder versuchten sie es über die Außenbahnen, weil im Zentrum kein Durchkommen war. Aber die letzten Zuspiele waren häufig zu ungenau oder gingen einfach ins Nichts.

Doch wie schon gegen die Niederlande musste Wales kurz vor dem Pausenpfiff doch noch einen Gegentreffer hinnehmen. Nach einem Foul von Ceri Holland an Matéo gab es Foulelfmeter. Kadidiatou Diani trat an und traf mit ziemlich viel Glück zum 2:1. Ihren völlig unplatzierten Schuss konnte Middleton-Patel nicht mehr genug mit dem Fuß abwehren, sodass er ins Tor trudelte.

Kadidiatou Diani trifft per Elfmeter.

Wales-Keeperin mit zwei unglücklichen Aktionen

Auch im zweiten Durchgang dauerte es nicht lange, bis Frankreich jubeln durfte. Nach einem Fehler im Spielaufbau der bis dahin ordentlich agierenden Middleton-Patel war das Tor leer, Amel Majri schoss aus 13 Metern rechts ins Eck (53.). Die Elf von Bonadéi, der sein Team weiterhin in der Herausforderer- und nicht in der Favoritenrolle sieht, steuerte damit auf den zehnten Sieg im zehnten Spiel im Kalenderjahr 2025 zu.

Wales gab sich nicht auf und hatte durch Ceri Holland noch einen guten Abschluss, der jedoch am langen Pfosten vorbeiging. Insgesamt aber hatte Frankreich das Spiel unter Kontrolle, ohne mit der allerletzten Überzeugung zu agieren. Trotzdem durften sie nach 63 Minuten das nächste Mal jubeln. Nach einer Hereingabe griff Middleton-Patel am Fünfmeterraum am Ball vorbei, Geyoro stand richtig und bugsierte den Ball über die Linie.

Das große Zittern war damit bei Frankreich vorbei, bei Wales schwanden so langsam die Kräfte und die Spielerinnen von Trainerin Rhian Wilkinson konnten sich im Gegensatz zur ersten Hälfte kaum noch befreien und hatten eigentlich nur noch eine gute Chance. Josie Green kam nach einer Ecke gleich dreifach zum Abschluss, aber jedes Mal wurde ihr Schussversuch kurz vor der Linie geblockt (83.).