Dies enthüllte: Vor 2006 war der Wald noch eine CO2-Senke, er nahm im Schnitt 391 Gramm Kohlenstoff pro Quadratmeter und Jahr auf. Nach 2018 ändert sich dies jedoch: Der Wald wurde von der CO2-Senke zur CO2-Quelle. So lag seine CO2-Emission in den heißen und eher trockenen Jahren 2019, 2020, 2022 und 2023 bei bis zu 329 Gramm Kohlenstoff pro Quadratmeter. Nur im nassen und kühlen Jahr 2021 verhielt sich das Ökosystem nahezu kohlenstoffneutral und setzte nur 13 Gramm pro Quadratmeter frei, wie die Forschenden ermittelten.

„Kipppunkt überschritten“

„Unsere Daten zeigen, dass sich der Wald durch die wiederkehrenden Hitzewellen und Dürren seit 2018 fundamental verändert und einen Kipppunkt überschritten hat. Er ist von einer Kohlenstoffsenke zu einer Kohlenstoffquelle geworden“, sagt Haberstroh. „Grund für diesen Wandel ist vor allem das massive Absterben der Kiefern.“ Die überlebenden Kiefern zeigten einen stark verringerten Wassertransport. An ihre Stelle traten zunehmend Laubbäume wie die Hainbuche, die Linde oder die Rotbuche.

Dadurch wirkt der Wald zwar erholt und grün, doch seine Funktion ist noch immer nachhaltig gestört, wie die Messungen belegen. „Zwar werden die Kiefern langsam von Laubbäumen ersetzt, doch das kann die negative CO2-Bilanz noch nicht kompensieren“, erklärt Haberstroh. Seniorautorin Christiane Werner von der Universität Freiburg ergänzt: „Die Verschiebung von Nadel- zu Laubwald führt nicht automatisch zu einer Erholung von Waldökosystemen.“

Verstärkte Klimafolgen durch „Legacy-Effekte“

Diese Ergebnisse bestätigen Befürchtungen, dass der Klimawandel die Pufferwirkung der Wälder nachhaltig schwächen kann – und so eine positive Rückkopplung auslöst. Bisher galten vor allem die Tropenwälder als Kippelemente im Klimasystem: Überschreiten ihre Schäden eine bestimmte Schwelle, verlieren sie ihre Funktion und treten in ein neues Regime ein – in diesem Fall das einer CO2-Quelle. Die aktuellen Resultate legen nun nahe, dass auch Wälder in unseren Breiten ihre Pufferfunktion verlieren können.

Diese sogenannten „Legacy-Effekte“ könnten dazu beitragen, den Klimawandel weiter zu verstärken. „Wenn dieser in Hartheim beobachtete Effekt großflächig auftritt, würden wir die Funktion der Wälder verlieren, menschgemachte CO2 Emissionen teilweise zu binden und die Klimawirkung unserer Emissionen abzuschwächen“, erklärt Haberstrohs Kollege Andreas Christen. „Das würde den Klimawandel weiter beschleunigen.“

„Wir dürfen die Resilienz unserer Wälder gegenüber Klimastress nicht überschätzen und brauchen mehr Forschung, um die Veränderungen und Schädigungen von Waldökosystemen durch den Klimawandel zu verstehen“, sagt Werner. (Plant Biology, 2025; doi: 10.1111/plb.70066)

Quelle: Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau







9. Juli 2025

– Nadja Podbregar