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Bei einem Auftritt im Fernsehsender BFM TV sagte die Vizepräsidentin des französischen Marktverbandes Maria Da Silva, der Ramadan habe den Eiermangel in Frankreich verschärft. Sie fügte hinzu: „Während des Ramadan verzehren die Menschen sehr viele Eier. Sie kochen viel, sie machen Desserts, also ja, der Eierkonsum ist im Moment sehr hoch.“
Bissige Satire und Humor als Reaktion auf die Anschuldigung
Verschiedene Ausschnitte des Interviews gingen in den Sozialen Medien viral. Die Reaktionen waren zahllos. Viele Nutzer der sozialen Medien reagierten mit Sarkasmus auf die Anschuldigung. Fotos und Videos zeigten Iftar-Tische voller Eier. Iftar ist das Abendessen nach Sonnenuntergang, welches das Fastenbrechen einläutet. Im Fastenmonat Ramadan werden dafür besondere Speisen zubereitet.
Ein Nutzer postete ein Video von einem Iftar-Tisch, der ausschließlich aus Eierspeisen besteht, mit der Bildunterschrift: „Ramadan Iftar according to BFM TV“ (Ramadan Iftar nach BFM TV), eine satirische Antwort auf die Vorstellung, dass Muslime ihr Fasten nur mit Eiern brechen.
Eine andere Person schrieb in einem Beitrag: „Ramadan-Menü für Muslime heute Abend: Omelett mit Eiern, Kartoffeln mit Eiern, Fleisch mit Eiern, Salat mit Eiern, Suppe mit Eiern, Brot mit Eiern, Gebäck mit Eiern, Hibiskussaft mit Eiern. Ja, wir sind die Ursache für die Krise!“
Ein Nutzer kommentierte sarkastisch mit den Worten: „Hände hoch, Muslime! Gebt alle Eier zurück, die ihr in euren Häusern gelagert habt! Lasst bitte ein paar für andere übrig! Gebt sie sofort an den nächsten Supermarkt ab!“
Ein anderer Nutzer schrieb sarkastisch: „Nach der Geschichte mit der Sonnenblumenöl-Knappheit wegen des Ramadan haben wir jetzt die Eier-Krise! Früher hat man die Juden für alle Krisen verantwortlich gemacht, und jetzt sind die Muslime die Sündenböcke“.
Im Jahr 2022 sorgte der Chef der Supermarktkette Leclerc Michel-Edouard Leclerc für Empörung, als er den Muslimen die Schuld an der Öl- und Mehlknappheit gab, bevor er sich später öffentlich entschuldigte.
Gründe für die Eierkrise: Veränderung des Wirtschaftsmodells
Die Zahlen zeigen, dass der Eiermangel in Frankreich nichts mit dem Ramadan oder den Ernährungsgewohnheiten der Muslime zu tun hat. Laut einer Studie aus dem Jahr 2023 des Nationalen Komitees zur Förderung von Eiern hat der durchschnittliche Franzose 224 Eier konsumiert. Im Vergleich zu vor zehn Jahren bedeutet das einen Anstieg von zehn Eiern pro Person. Dieser Anstieg ist zum Teil auf den Rückgang des Fleischkonsums zurückzuführen, der Eier zu einer billigen und verfügbaren Alternative als Quelle für tierisches Eiweiß macht.
Außerdem verlagert sich der Eierproduktionssektor in Frankreich allmählich auf tiergerechtere Zuchtmodelle. Landwirte sind verpflichtet, die Vorgaben der Europäischen Kommission für alternative Haltungssysteme umzusetzen.
Die intensive Medienberichterstattung über die durch den Ausbruch der Vogelgrippe verursachte Eierkrise in den USA hat auch das französische Verbraucherverhalten beeinflusst. Diese Besorgnis veranlasste Verbraucher, Eier auf Vorrat zu kaufen. Die lokalen Märkte geraten unter Druck.
Trotz der humorvollen und sarkastischen Reaktionen sind Da Silvas Erklärungen durchaus brisant. Frankreich hat seit jeher eine schwierige Beziehung zum Islam. Das eigentlich säkulare Land hatte zuletzt gefordert, muslimische Gewänder in Schulen zu verbieten. Momentan wird an einem Gesetzesentwurf gearbeitet, der das Tragen von Kopftüchern bei Sportwettkämpfen verbietet.
Die Maßnahmen der französischen Regierung stehen in der Kritik und sorgen für politische Spannungen. Einige sagen, solche Gesetzesentwürfe würden die Ausweitung der Islamophobie begünstigen.