Es war der Stich einer infizierten Tigermücke, der einem Mann in Strasbourg zum Verhängnis wurde: Er hat sich auf diese Weise mit dem Chikungunya-Fieber angesteckt. Nun sind die Behörden auch im Südwesten auf der Hut: Denn die Infektion mit dem Virus geschah nur wenige Kilometer von der deutschen Grenze entfernt.
Im Vorfeld der Reisewelle, gibt nun Florian Hölzl, Leiter der Abteilung Infektionsschutz und Umwelthygiene des Gesundheitsamts Stuttgart Tipps. Denn: „eine Weiterverbreitung der Asiatischen Tigermücke als sogenannter Vektor macht Übertragungen auch bei uns immer wahrscheinlicher.“
Gab es schon ähnliche Fälle im Südwesten?
Dass Stechmücken innerhalb Deutschlands tropische Krankheiten übertragen haben, ist noch nicht vorgekommen. Der Fall des infizierten Mannes aus dem Elsass zeigt aber, dass auch auf der deutschen Rheinseite und möglicherweise in weiteren Regionen Deutschlands durch das Vorhandensein von Tigermücken eine lokale Übertragung des Chikungunya-Virus möglich ist.
Warum sollten gerade Reiserückkehrer nun besonders achtsam sein?
Nicht jede Tigermücke trägt das Virus in sich, erklärt Hölzl. Die Viren müssen aus dem Ausland eingeschleppt werden, in aller Regel durch einen erkrankten Reiserückkehrer.
Florian Hölzl vom Gesundheitsamt Stuttgart setzt sich seit Jahren für die Bekämpfung der Tigermücke ein. Foto: Stadt Stuttgart
Die Tigermücke wird dann zum Überträger: Sie sticht den erkrankten Menschen, nimmt das Virus auf und gibt es bei einem anschließenden Stich an andere weiter. „Je mehr Tigermücken es gibt, desto größer wird die Möglichkeit von Infektionen, da dann die Chance auf ein Zusammentreffen zwischen Mücke und infizierten Reiserückkehrer steigt“, sagt Hölzl.
Wie kann eine solche Übertragung verhindert werden?
Touristen sollten nach ihrer Rückkehr aus tropischen und subtropischen Ländern in Deutschland für drei Wochen den Mückenschutz fortsetzen, um ihre Mitmenschen vor eventuellen Infektionen zu schützen. Das gelte auch für Rückkehrer, die sie sich gar nicht krank fühlen, so Hölzl. Oft haben die Krankheiten eine lange Inkubationszeit, zudem gibt es auch sehr milde Verläufe, die kaum Symptome verursachen.
Wie gefährlich ist die Erkrankung?
Das Virus löst das Chikungunya-Fieber aus, das mit grippetypischen Symptomen wie hohem Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen einhergeht. Die meisten Infizierten erholen sich vollständig, oft schon nach einer Woche. Gefährlicher ist das Virus für chronisch Kranke sowie für Schwangere und Säuglinge. Todesfälle sind aber äußerst selten.
Welche Schutzvorkehrungen trifft die Stadt Stuttgart?
Auch im Stadtgebiet Stuttgart gilt die Tigermücke inzwischen als heimisch – insbesondere in Weilimdorf. Es gibt daher ein Monitoring, mit Hilfe dessen gezeigt werden kann, wo Tigermücken vorkommen und wie hoch die Populationsdichte ist. Eine Fachfirma ist mit der Bekämpfung beauftragt.
Man sei aber auch über Hinweise von Bürgern dankbar, so Hölzl: „möglichst mit Fotos zur Speziesbestimmung.“
Was können die Stuttgarter Bürger jetzt schon tun?
„Das Wichtigste ist, mögliche Brutstätten rigoros zu beseitigen“, sagt Hölzl. Alle Gegenstände, in denen auf dem Balkon, auf der Terrasse oder im Garten Wasser steht, sollten trockengelegt werden. Das Wasser in Vogeltränken muss alle fünf Tage, spätestens aber wöchentlich ausgetauscht werden. Gießkannen und Eimer werden kopfüber gelagert und Regentonnen mit einem Deckel oder einem feinen Netz verschlossen: „Denn die Tigermücke zwängt sich auch durch kleine Spalten und Lücken und findet ohne Schutzmaßnahmen sonst hinein.“
Beratung vor Ort
Infoabend
Das Gesundheitsamt wird bei der Einwohnerversammlung in Weilimdorf am Montag, 21. Juli, ab 19 Uhr in der Lindenbachhalle (Solitudestraße 243) mit einem
Flyer
Wichtige Hinweise zum Thema Bestimmung und Bekämpfung der Tigermücke gibt es auch in einem digitalen Flyer der Stadt: www.stuttgart.de/tigermuecke