Die Prozesse im „Kölner Drogenkrieg“ gehen weiter. Nun stehen drei Niederländer vor dem Landgericht. Die Vorwürfe: Geiselnahme und gefährliche Körperverletzung.
Das mediale Interesse ist groß, als vor dem Landgericht der Prozess gegen drei niederländische Staatsbürger startet. Immerhin ist er Teil des sogenannten „Kölner Drogenkriegs“, der die Stadt über Monate hinweg in Atem hielt. Die drei Angeklagten sollen fünf Männer in einer Lagerhalle in Hürth gefangen gehalten und gefoltert haben – im Auftrag einer Drogenbande aus Köln-Kalk. Die Staatsanwaltschaft wirft den Niederländern Geiselnahme und gefährliche Körperverletzung vor, einem von ihnen wird zudem ein Verstoß gegen das Waffengesetz zur Last gelegt.
Die Angeklagten sind junge Männer im Alter von 21, 24 und 30 Jahren. Alle drei wurden in Amsterdam geboren. Von dort aus sollen sie sich auch am 25. Juni 2024 mit einer vierten, bisher nicht identifizierten Person nach Hürth bei Köln begeben haben. In der Lagerhalle sollen sie auf die Mitglieder der Kalker Bande getroffen sein, die hier mutmaßlich das Cannabis bewachten, von dem die Hälfte geraubt wurde. Laut Anklage sollen die Niederländer die Bewacher mit Kabelbindern und Klebeband gefesselt haben, dann hätten die Misshandlungen begonnen.
Die Angeklagten sollen die Geschädigten mit Fäusten und einem dicken Kabel geschlagen sowie einem Opfer mit einem Messer, das einer Machete ähnelte, in den Arm geschnitten haben. Auch seien die Opfer gewürgt worden. Eines von ihnen habe kurzzeitig das Bewusstsein verloren. Die Geschädigten sollen zahlreiche Verletzungen davon getragen haben.
Neben der körperlichen Gewalt sei den Opfern auch gedroht worden. Einem Mann sollen die Angeklagten die Schuhe und Socken ausgezogen und ihm gedroht haben, die Fußnägel herauszureißen. Sie drohten ebenfalls an, die Geschädigten mit kochendem Wasser zu übergießen und sie zu töten. Ein Angeklagter soll einem der Opfer eine geladene und entsicherte Pistole aufs Knie gedrückt haben. An der „Befragung“ der Männer sollen sich auch Mitglieder der Kalker Bande beteiligt haben, unter anderem per Video-Anruf.
Das vermeintliche Martyrium der Geiseln sei erst am Abend gegen 20.49 Uhr beendet worden. Ein nicht näher benannter „Melder“ habe die Polizei über die Vorgänge informiert, die Beamten nahmen noch vor Ort die drei nun angeklagten Niederländer fest. Seitdem sitzen die jungen Männer in unterschiedlichen Justizvollzugsanstalten in Untersuchungshaft.
Beim Prozessauftakt äußerten sich weder die Angeklagten noch die Verteidigung zu den Vorwürfen. Lediglich der 24-Jährige machte Angaben zu seinen Lebensumständen. Auf eine Dolmetscherin verzichtete er – die deutsche Sprache habe er während seiner Zeit in U-Haft gelernt.
Der 24-Jährige sei in Amsterdam als eines von sechs Kindern eines Bauarbeiters und einer Krankenschwester geboren worden, habe sein Wirtschaftsabitur gemacht und sei schließlich verschiedenen Tätigkeiten nachgegangen. Im Jahr 2020 habe er bereits eine neunmonatige Haftstrafe abgesessen, danach mit seinem Vater auf dem Bau gearbeitet und Häuser renoviert. Außerdem sei er als Personal Trainer tätig gewesen.
Seit fünf Jahren sei er mit seiner Lebensgefährtin zusammen, während der Untersuchungshaft sei er zudem Vater eines Sohnes geworden. Sein Kind habe er aber bisher nicht gesehen. „Mein größter Wunsch ist es, mit meiner Familie zusammen zu sein“, sagte der Angeklagte zum Abschluss seiner Einlassung.
Der Prozess gegen die drei Niederländer ist auf 18 Verhandlungstage angesetzt. Ein Urteil wird Ende August erwartet.