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Trumps Einreisepolitik und Zollmaßnahmen bremsen den Tourismus. Besonders aus Deutschland kommen weniger Besucher. Trump selbst sieht darin „keine große Sache“.
Washington – Noch im Jahr 2023 gehörten die Vereinigten Staaten zu den Top-Reisezielen der Deutschen. Die vielfältigen Landschaften, die Metropolen und ikonischen Sehenswürdigkeiten lockten rund 1,8 Millionen deutsche Touristen ins Land – das bestätigte auch die US-Handelsbehörde. Für 2024 rechnete man zunächst mit einem weiteren Anstieg auf rund zwei Millionen Besucher.
Doch in diesem Jahr könnte sich das Bild deutlich ändern. Seit dem Wiedereinzug von Donald Trump ins Präsidentenamt ist die Zahl der deutschen Reisenden offenbar rückläufig. Berichte über Deutsche, die wochenlang in Abschiebehaft geraten oder grundlos abgewiesen werden, schaden dem Image der USA als sicheres Reiseland. Auch ein Blick auf die Gesamtzahlen zeigt: Nicht nur in Deutschland lässt die Reiselust Richtung USA nach.
Immer weniger deutsche Touristen zieht es in die USA. (Symbolbild) © IMAGO/Ralph LauerTrotz höherer Erwartungen: Mehr Urlauber meiden die USA
Weniger Deutsche zieht es derzeit in die USA. Vor allem im Mai dieses Jahres reisten nur rund 150.000 Deutsche ins Land – ein Rückgang von fast 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie Vorabzahlen der US-Handelsbehörde zeigen. Im Juni entspannte sich die Lage etwas, der Rückgang lag hier bei knapp vier Prozent. Im April, während der Osterferien, stiegen die Zahlen hingegen noch einmal an.
Trotzdem zeigt der Verlauf der letzten Monate: Die Rückgänge mögen schwanken, doch eine echte Stabilisierung ist bisher nicht in Sicht. Dabei hatte sich die Reisebranche gerade für dieses Jahr – nach den Ausfällen während der Corona-Pandemie – ein starkes Comeback erhofft. Da die meisten USA-Reisen mit mehreren Wochen Vorlauf gebucht werden, könnten die eigentlichen Einbußen ab Herbst nochmals deutlich sichtbar werden.
Auch außerhalb Deutschlands scheint die Reiselust abzunehmen. Allgemein verzeichnete Westeuropa im Mai einen Rückgang von rund vier Prozent. Besonders deutlich war das Minus in Dänemark mit 20 Prozent, gefolgt von Frankreich und den Niederlanden. Auch ein Blick nach Übersee zeigt ähnliche Tendenzen: In China gingen die Einreisen im Vergleich zum Vorjahr um 2,2 Prozent zurück, in Südkorea sogar um rund 10 Prozent – sowohl im Mai als auch im Juni.
US-Einreiseverunsicherung bremst Tourismus – Firmen reagieren strategisch
Ein genauer Blick auf die Zahlen zeigt, dass der Rückgang der Einreisen tatsächlich überwiegend auf Touristen zurückzuführen ist. Im Gegensatz dazu haben Geschäftsreisen in die USA zugenommen. So reisten im März 2025 etwa 35 Prozent weniger Deutsche mit einem Touristenvisum ins Land als im Vorjahr, während die Anzahl ausgestellter Geschäftsvisa um 20,2 Prozent gestiegen ist. Weltweit ging die Zahl der Touristenvisa bei Reisen aus Übersee um 17,8 Prozent zurück.
Laut einem Bericht der Wirtschaftswoche handelt es sich dabei weniger um Geschäftsreisen von Unternehmen, die im Zuge der US-Zollpolitik ihre Strukturen neu ausrichten, sondern vielmehr um Maßnahmen zur Umgehung von Einreiseverzögerungen. Der Präsident des deutschen Geschäftsreiseverbands VDR, Christoph Carnier, erklärt im Bericht: „Die aktuellen Zahlen zeigen deutlich, dass sich die Geschäftswelt in Deutschland auf die veränderten Einreisebedingungen in die USA eingestellt hat. Unternehmen bereiten ihre Reisenden gezielter vor, einige steigen sogar strategisch von ESTA auf B-Visa um.“ Anstatt das einfache und schnellere ESTA-Verfahren zu nutzen, nehmen Firmen den zusätzlichen Aufwand für die Beantragung eines B-Visums in Kauf, um auf der sicheren Seite zu sein.
Insgesamt schätzt Markus Orth, Chef der Lufthansa City Center, im Bericht: „Einen Zuwachs sieht derzeit niemand.“
Visum teurer, Kontrolle strenger: Trumps Politik macht es Reisenden schwer
Vor allem die von Trump eingeleitete Zollpolitik und die verschärften Einwanderungsmaßnahmen setzen der weltweiten Reiselust in die Vereinigten Staaten spürbar zu. So steigen die Kosten für die Einreise, denn das Visum wird bald teurer. Hinzu kommen vor allem Meldungen von Deutschen, die trotz gültiger Papiere abgewiesen wurden – weil sie keine Unterkunft im Voraus gebucht hatten – oder von Aufenthalten in Abschiebehaft, die die Ängste vor der Einreise zusätzlich erhöhen. In diesem Zusammenhang hat auch das Auswärtige Amt seine Reisehinweise angepasst.
Als Trump im April auf die „Angst“ der Menschen angesprochen wurde, in die USA zu kommen, sah er das Problem nicht. „Wir behandeln unsere Touristen großartig. Wir sind die Tourismushauptstadt der Welt. Es gibt keinen Ort wie diesen“, erklärte er. Dass dennoch weniger Menschen in die USA reisen, führte er auf „ein bisschen Nationalismus“ zurück. Für die US-Wirtschaft sei das aber „keine große Sache“.
USA verlieren Reisende – doch deutsche Tourismusbranche zieht an
Andersherum können sich die Wirtschaft in Europa, darunter auch Deutschland, dennoch über einen Zuwachs freuen. Denn obwohl weniger Deutsche in die USA fliegen, kommen mehr Amerikaner nach Deutschland. Laut Statistischem Bundesamt ist die USA in Deutschland nach der Schweiz und den Niederlanden das Land mit den drittmeisten Besuchern. „Am Ende rettet vor allem die nach wie vor hohe Nachfrage von Kunden aus den USA die Zahlen“, meint ein Insider gegenüber der Wirtschaftswoche.