Ein bisschen sieht es aus wie in einer Küche oder einer Backstube. Überall stehen Gefäße, darunter große Rührmaschinen, die auch Bäckereien einsetzen. Dazu Kanister und Päckchen. Nur dass hier hoch professionell Straftaten begangen werden. Eine Bande, die vor allem in der Region Stuttgart, aber auch darüber hinaus agiert und wohl international vernetzt ist, stellt in diesen Räumen illegal Wasserpfeifentabak her.

Jetzt allerdings nicht mehr. Vor wenigen Tagen haben die Tatverdächtigen Besuch bekommen. Nach längeren Ermittlungen haben das Zollfahndungsamt Stuttgart und die Stuttgarter Staatsanwaltschaft zugeschlagen. Insgesamt waren an den Maßnahmen über 100 Einsatzkräfte beteiligt. Es sind rund 20 Gebäude durchsucht worden, darunter Wohnhäuser, Lagerstätten und gewerblich genutzte Räume. Betroffen: Stuttgart, Stadt und Landkreis Esslingen, der Rems-Murr-Kreis sowie die Stadt Sinsheim im Rhein-Neckar-Kreis.

Rührschüssel in einer illegalen Küche Foto: Zollfahndungsamt Stuttgart

Dabei sind die Fahnder reichlich fündig geworden. Sie stießen auf drei professionelle Produktionsanlagen für Wasserpfeifentabak und umfangreiche technische Ausrüstung für die Herstellung. Mindestens eine der Produktionsstätten lag im Raum Stuttgart – wo genau, will die Zollfahndung aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen.

Die Einsatzkräfte beschlagnahmten insgesamt 400 Kilogramm Wasserpfeifentabak, 500 Kilogramm Rohstoffe für die Produktion, 500 Liter Substitute und große Mengen Verpackungsmaterial. „Die Ermittlungen wegen des Verdachts der bandenmäßigen Steuerhinterziehung richten sich gegen fünf aus Syrien stammende Männer im Alter von 28 bis 36 Jahren“, sagt Daniel Schnitzer, Sprecher des Zollfahndungsamts. Der mutmaßliche Kopf der Gruppe sei mit Haftbefehl des Amtsgerichts Stuttgart festgenommen worden und befinde sich in Untersuchungshaft.

Autos und Uhren sichergestellt

Der bislang festgestellte Steuerschaden liegt mutmaßlich bei rund 1,5 Millionen Euro. Die zuständige Finanzbehörde hat deshalb zahlreiche Vermögenswerte der Betroffenen sichern lassen. Darunter finden sich unter anderem hochwertige persönliche Gegenstände wie zwei Fahrzeuge, Uhren und elektronische Geräte.

Drei der Tatverdächtigen sind für die Ermittlungsbehörden keine Unbekannten. Gegen sie ermittelt das Zollfahndungsamt Stuttgart bereits seit 2023 wegen ähnlicher Tatvorwürfe in einem anderen, ebenfalls bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart anhängigen Verfahren. Damals hatten Einsatzkräfte zwei illegale Küchen in Plochingen (Landkreis Esslingen) und Ludwigsburg ausgehoben sowie zahlreiche Lager und Gewerberäume durchsucht. Sie waren auf mehr als zehn Tonnen an Beweismitteln und Materialien gestoßen.

Massenhaft beschlagnahmtes Material Foto: Zollfahndungsamt Stuttgart

In den illegalen Produktionsstätten haben die Verdächtigen Wasserpfeifentabak hergestellt. Er besteht meist aus einer Mischung aus Tabak, Zucker und Feuchthaltemitteln. Außerdem sind in ihm häufig Aromen in unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen beigefügt. Er wird mit Hilfe einer Wasserpfeife – oft Shisha oder Hookah genannt – konsumiert. Tabakwaren im Sinne des Tabaksteuergesetzes dürfen in Deutschland allerdings nur zum Verkauf angeboten und verkauft werden, wenn sie hier ordnungsgemäß versteuert worden sind. Die Herstellung solcher Waren ist erlaubnispflichtig. Nur Tabakerzeugnisse mit gültigem deutschen Steuerzeichen sind verkehrsfähig und dürfen in den Handel gelangen.

„Es handelt sich um eine große Produktion, deshalb auch der immense Steuerschaden“, sagt Daniel Schnitzer. Wohin der fertige Shisha-Tabak geliefert worden ist, ob direkt an Bars oder an weitere Zwischenhändler, steht noch nicht fest. Das ist Inhalt der weiteren Ermittlungen. Dass es sich bei der Gruppierung, gegen die man ermittelt, um Syrer handelt, sei kein Zufall: „Das ist sehr typisch für diesen Bereich. Der Tabak kommt oft aus dem syrischen oder arabischen Bereich, auch die Kundschaft stammt häufig von dort.“ Die Tätergruppierungen verfügten über die entsprechenden Netzwerke und Kontakte.