Die Antwort auf eine Anfrage der Grünen im jüngsten Leipziger Stadtrat vom 25. Juni bestätigt, was die Aktiven der Kampagne „180° Wärmewende Leipzig“ und andere Umweltorganisationen schon lange vermuten: Die beiden Holzkraftwerke der Stadtwerke Leipzig (SWL) in Bischofferode (Thüringen) und Piesteritz (Sachsen-Anhalt) sind weder relevant für die Versorgungssicherheit mit Strom, noch spülen sie viel Geld in die Kassen der Stadtwerke – und das, obwohl sie seit über 20 Jahren über das EEG (Erneuerbare Energien-Gesetz) subventioniert werden.
Die Umweltgruppen fordern nun, dass die sinnlose Verbrennung von über 250.000 Tonnen Waldholz pro Jahr in den beiden Kraftwerken sofort eingestellt werden muss.
Ida Nihus von der Kampagne „180° Wärmewende Leipzig“ erklärt dazu: „Wälder sind unsere wichtigsten Verbündeten im Klimaschutz. Sie zu verbrennen, ist verantwortungslos. Die Antwort der Leipziger Stadtverwaltung macht deutlich, dass sich die Holzverbrennung in den Kraftwerken trotz Subventionen kaum lohnt. Es wird also nicht nur Wald, sondern auch Steuergeld und unsere Zukunft verbrannt. Wir fordern eine sofortige Stilllegung der beiden Kraftwerke.“
Und Emmi Ahrbeck betont: „Die kommunalen Leipziger Stadtwerke müssen jetzt die Reißleine ziehen. In den nächsten Jahren werden die Kraftwerke immer weniger rentabel und währenddessen wird ständig CO₂ freigesetzt, welches im Holz gebunden bleiben sollte. Das ist eine Katastrophe für unser Klima. Strom lässt sich klimafreundlich mit Solar- und Windenergieanlagen produzieren und dabei wird kein knapper Brennstoff benötigt. Die LSW sollte in solche Anlagen sowie verbrennungsfreie Wärmetechnologien investieren. Das wird sich auch finanziell auszahlen.“
Der Holzlagerplatz Lindeneller beim Biomassekraftwerk Bischofferode. Foto: Jana Ballenthien/ROBIN WOOD
Ohne Subvention nicht rentabel
Die beiden Holzkraftwerke der SWL sind als überregionale Negativbeispiele für Holzverbrennung bereits mehrfach in die Schlagzeilen geraten. Ein Beitrag des WDR-Magazins „Monitor“ berichtete im Jahr 2023 und zeigte die auch gut für Holzprodukte geeigneten Baumstämme auf dem Kraftwerksgelände. Auch ROBIN WOOD hatte 2023 in einem Report kritisiert, dass an beiden Standorten Holz verbrannt wird, das sich ohne Weiteres für die stoffliche Nutzung eignen würde.
Dies ist insbesondere aufgrund des steigenden Holzbedarfs in anderen Industrien und der daraus resultierenden Rohstoffknappheit bedeutend. Eine kaskadische Nutzung von Holz in einer Kreislaufwirtschaft wird in Zukunft immer wichtiger. Bereits 2022 hatte Greenpeace nachgewiesen, dass auch Stämme aus FFH-Gebieten in Bischofferode verbrannt werden. Dies ist zwar nicht illegal, jedoch sollten gerade in Schutzgebieten Totholz und Bäume mit Spalten oder Höhlen im Wald verbleiben, um die Artenvielfalt zu erhöhen.
Auf die Anfrage der Grünen im Leipziger Stadtrat antwortete die Verwaltung unter anderem mit der Aussage: „Vor diesem Hintergrund ist der wirtschaftliche Weiterbetrieb der Anlagen derzeit mit Risiken behaftet und wird fortlaufend überprüft.“ Und: „Die Notwendigkeit der Kraftwerke für die gesicherte Stromerzeugung kann daher nur der zuständige Netzbetreiber beantworten, angesichts der Leistungskenndaten von 18 MW je Anlage dürften die Anlagen nicht systemrelevant sein.“
Im Geschäftsbericht für das Jahr 2024 teilten die Stadtwerke sogar mit, dass beide Biomassekraftwerke zeitweilig für die Stromproduktion überhaupt nicht zur Verfügung standen, sodass der Strom zusätzlich mit Kraftwerken in Leipzig produziert werden musste. Die Anfrage der Grünen machte aber auch deutlich, dass sich beide Kraftwerke ohne EEG-Umlage nicht (mehr) rechnen würden. Den Bau eines weiteren Biomassekraftwerks in Kulkwitz haben die Stadtwerke Leipzig schon seit längerem auf Eis gelegt.