Der Aktionskünstler Wolfram P. Kastner stellt in Schwabing Gepäck mit Namen und Anschrift versehen vor Häusern auf, in denen einst Juden wohnten. So will er den Opfern nationalsozialistischer Verfolgung ihre Würde und ihre Geschichten zurückgeben.
München-Schwabing im Sommer 2025. Am bislang heißesten Tag des Jahres schlendert ein junges Paar die Franz-Joseph-Straße in Richtung Leopoldstraße entlang. Sie halten Händchen, reden miteinander, sie ziehen an Gebäuden und geparkten Autos vorbei. An der Hausnummer 15 stoppen sie und schauen durch ihre Sonnenbrillen zur Seite: Fünf weiße Koffer stehen links neben der Eingangstür, darüber eine Informationstafel. „Hier wohnte…“, heißt es darauf. Zu sehen sind Fotos und biografische Texte. Der Mann und die Frau beugen sich zur Tafel, um die Schrift besser lesen zu können. Wenige Sekunden später gehen sie weiter. Ein Augenblick der Erinnerung an die Entrechtung von Menschen, die hier vor mehr als 80 Jahren lebten.