Stand: 10.07.2025 20:07 Uhr
Im Prozess vor dem Landgericht Hannover hat am Donnerstag ein Mann ausgesagt, er habe selbst für Informationen von Yashar G. bezahlt. Dafür habe er 10.000 Euro an den flüchtigen Kopf der Drogenbande bezahlt.
Am zehnten Prozesstag ist der mutmaßlich korrupte Staatsanwalt Yashar G. schwer belastet worden. Ein 41-jähriger verurteilter Drogenhändler hat umfassend gegen ihn ausgesagt. Der Zeuge will 2020 vom flüchtigen Kopf der Drogenbande erfahren haben, dass dieser vom angeklagten Staatsanwalt mit Informationen versorgt worden sein soll. „Er hat mir erzählt, dass es ein Staatsanwalt ist, den er bezahlt.“ Monatlich soll Yashar G. so ein Extragehalt von 5.000 Euro, plus Bonuszahlungen erhalten haben. Durch diesen Deal sei der Kopf der Bande, der sich offenbar nach Dubai abgesetzt hat, an Ermittlungsdetails gekommen. Er sei von Yashar G. vor Razzien gewarnt und über Observierungen informiert worden, gibt der Zeuge an.
Staatsanwalt als Informant sei ein „Skandal“
Im kriminellen Milieu sei bekannt gewesen, dass der Kopf der Drogenbande eine Quelle bei der Polizei habe. Als dem Zeugen aber anvertraut wurde, dass es sich um einen Staatsanwalt handele, sei er schockiert gewesen. „Das ist ein Skandal.“ Er habe dem Kopf der Drogenbande geraten, in den verschlüsselten Chats weiter von einem Polizisten zu sprechen. „Es ist ein riesiges Problem, wenn so was rauskommt. Das ist sehr gefährlich“, betont er vor der Strafkammer.
Yashar G. soll Ermittlungsgeheimnisse für Geld an eine Drogenbande verraten haben. Ist der eigentliche Maulwurf im LKA Niedersachsen zu suchen?
Zeuge habe selbst 10.000 Euro für Informationen bezahlt
Für den Zeugen scheint das neu erlangte Wissen über einen Informanten in der Staatsanwaltschaft damals brisant gewesen zu sein. Er habe ein „lukratives“ Geschäft gewittert und daraufhin vom Kopf der Drogenbande ein Krypto-Handy gekauft: „Für mich war das interessant. Dann bin ich den Behörden einen Schritt voraus“, gibt der Zeuge an. Er selbst habe 10.000 Euro an den Kopf der Drogenbande bezahlt, um ebenfalls von Yashar Gs Informationen zu profitieren.
„Ich bin fair zu meinen Leuten“
Der verurteilte Drogenhändler berichtet davon, dem angeklagten Staatsanwalt vor seinen Zahlungen einige Male über gemeinsame Bekannte in Hannover begegnet zu sein. Er habe mit ihm in einem griechischen Restaurant gegessen, ihn im Stadion und auf einer Party getroffen. Yashar G. soll ihn gefragt haben, wie die Geschäfte laufen. Er sei zum damaligen Zeitpunkt aber nicht in kriminellen Machenschaften verwickelt gewesen, so der Zeuge. Yashar G. habe ihm die Hand in den Nacken gelegt und versichert: „Ich bin fair zu meinen Leuten.“
Ihm wird vorgeworfen, Kriminelle gewarnt zu haben. In den kommenden Wochen ist mit einer Anklageerhebung zu rechnen.
„Ich will, dass es öffentlich wird“
In seiner zweistündigen Vernehmung gibt der Belastungszeuge an, „reinen Tisch“ machen zu wollen. „Ich will, dass es öffentlich wird.“ Während der Verhandlung wird aber auch deutlich: Der Zeuge könnte sich offenbar Vorteile für sein eigenes Strafmaß erhofft haben. Der 41-Jährige wurde 2024 vom Landgericht Hannover wegen Drogenhandels zu mehr als sechs Jahren Haft verurteilt. Yashar G. hat die Ermittlungen gegen ihn geleitet. Mit seiner Aussage gegen den Angeklagten hat sich der Zeuge selbst belastet. Gegen ihn läuft deshalb ein Verfahren wegen Bestechung.
Angeklagter bestreitet Vorwürfe
Yashar G. zeigte sich sichtlich aufgebracht und wies die Vorwürfe am Donnerstag von sich. Er habe ein „sauberes Gewissen“. Die Aussage des Zeugen habe einen „sehr kleinen Wahrheitskern“, um die er eine „raffinierte“ Geschichte gesponnen habe, ist der Angeklagte überzeugt. Es gilt die Unschuldsvermutung. Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt. Bisher sind Termine bis Februar 2026 angesetzt.
Auch der Schwager von Yashar G. wollte sich vor Gericht nicht äußern. Ein anderer Zeuge berichtete hingegen ausführlich.
Vor Gericht äußerte Yashar G. außerdem den Verdacht, dass der eigentliche Maulwurf im LKA Niedersachsen zu suchen sei.
Der Angeklagte beschwerte sich zudem über seine Haftbedingungen. Er soll Informationen an eine Drogenbande weitergegeben haben.
Schlagwörter zu diesem Artikel