Im Netz kursieren zahlreiche Parodien der bekannten Kinderbuch-Figur Conni. Sogar ein eigener Instagram-Account veröffentlichte regelmäßig KI-generierte Memes. Der Carlsen-Verlag geht jetzt juristisch dagegen vor – mit Erfolg.

Conni feiert Weihnachten, backt Pizza, bekommt einen kleinen Bruder. Und einmal bricht sie sich das Bein, weil sie Seife auf die Rutsche ihres Hochbetts geschmiert hat, um schneller zu sein. Für Kinder ab drei Jahren gibt es mehr als 50 Bilderbücher über Conni mit der Schleife im Haar. Viele Kinder sind mit diesen Geschichten aufgewachsen. Das erste Pixibuch über Conni wurde 1992 veröffentlicht. Inzwischen ist der Titelstar älter geworden und spricht auch größere Kinder an, die schon selber lesen können.

Zahlreiche Parodien der Kinderbuch-Cover verbreiten sich seit Längerem im Internet. „Conni setzt ihre Arbeitskollegen von der Steuer ab – als außergewöhnliche Belastung“, liest man da etwa, mit einer lächelnden Conni vor dem Computer. Auf einem anderen ist sie gemeinsam mit Jens Spahn zu sehen: „Conni erwischt Jens Spahn beim Maskendeal“. Eine weitere Variante: „Conni lässt Friedrich Merz die Drecksarbeit machen“.

Im Juni erklärte der Carlsen-Verlag in einem „Conni-Memes-FAQ“, dass die Erstellung von Memes mit der Kinderbuch-Figur Conni künftig unzulässig sei. Grund dafür: Für keines der kursierenden Memes liege eine Freigabe des Verlages vor. Ziel sei es, die Rechte der Urheber zu schützen. Insbesondere rassistische, sexualisierte oder menschenverachtende Inhalte seien problematisch. Gegen entsprechende Rechtsverstöße habe man bereits „anwaltliche Schritte“ eingeleitet, bestätigte Carlsen auf Anfrage der WirtschaftsWoche. Der Instagram-Account „Connimeme“ zählte noch bis vor Kurzem 279.000 Follower. Jetzt wurde der Account gelöscht.

Conni-Bücher eigneten sich gut für Memes

Aber warum werden 30 Jahre alte Kinderbücher zu so einem Internettrend? Marcel Lemmes, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Medieninnovation und Medienwandel an der Universität Tübingen, forscht zur Meme-Kultur im Internet. „Ein Meme ist ein Bild, Video, Text oder eine Kombination davon, das sich schnell und weit über das Internet verbreitet“, erklärt er.

In dem Begriff Meme steckt das griechische Wort für „nachahmen“ oder „imitieren“. Memes stellen Bekanntes aus der Alltagskultur humorvoll in einen neuen Zusammenhang. Dabei kommt es zu einer Kettenreaktion: Eine Person erstellt das erste Meme, andere greifen die Idee in weiteren Varianten auf. Die Verbreitung geschieht „mal durch Algorithmen, mal durch Zufall“, sagt der Forscher.

Auch die Parodien der Conni-Cover kann man laut Lemmes als Meme-Trend betrachten. Durch ihre Bekanntheit eigneten sie sich dafür gut. Hinzu komme ein Nostalgiefaktor, da viele Internetuser die Bücher mit ihrer Kindheit verbänden. Schwarzer Humor spiele ebenfalls eine Rolle, da viele der Neuschöpfungen im Gegensatz zur heilen Welt der Conni aus den Büchern ständen.

kna/ly