Inhalt / Kritik

Früher einmal, da hat Elyas (Roschdy Zem) als Teil der Special Forces in Afghanistan gekämpft. Doch damit ist Schluss, eine posttraumatische Belastungsstörung zwang ihn, seinen Job aufzugeben und etwas Neues zu suchen. Und so arbeitet er nun als Bodyguard für eine Familie aus dem Nahen Osten. Die gerade einmal 13 Jahr alte Tochter Nour (Jeanne Michel) sollte verheiratet werden, was ihre Mutter Amina (Laëtitia Eïdo) nicht zulassen wollte. Und so sind die beiden nach Frankreich geflohen, wo sie sich vor dem Vater verstecken, der diese Zwangshochzeit noch immer umsetzen will. Elyas tut, gemeinsam mit anderen, alles dafür, um das zu verhindern. Dabei ist nicht einmal klar, ob der Vater tatsächlich hinter ihnen her ist. Dass der Bodyguard aufgrund seiner Störung unter Verfolgungswahn leidet und überall eine Gefahr sieht, macht die Aufgabe nicht unbedingt einfacher …

Der Feind ist überall

Roschdy Zem gehört sicherlich zu den bekannteren Charakterdarstellern des aktuellen französischen Kinos. Für seine Darstellung eines Polizeichefs in dem Krimidrama Oh Mercy! (2019) erhielt er einen César als bester Hauptdarsteller. Allgemein ist er oft in Dramen zu sehen, zeigt aber auch in Komödien sein Talent, darunter beispielsweise in Le Jeu – Nichts zu verbergen (2018). Während er so mehrfach seine Vielseitigkeit unter Beweis stellte, dürften die wenigsten ihn als Actionhelden vorgestellt haben. Umso größer ist die Überraschung, dass er die Hauptrolle in Elyas – A Mission Without Mercy übernommen hat, zumal er mit Ende 50 so langsam aus dem Alter herauskommen, in dem man realistisch einen solchen Kämpfer spielt – was diverse Ex-Ikonen aus den USA nicht gern hören dürften.

Und doch machte sich das Engagement des Mimen bezahlt. Das liegt auch daran, dass die Titelfigur eben kein strahlender Held ist, sondern als beschädigte Ware aus dem Krieg zurückgekehrt ist. Zugegeben, das ist kein originelles Szenario. Das Bild des traumatisierten Ex-Soldaten ist gerade im Direct-to-Video-Bereich so weit verbreitet, dass es zu einem billigen Klischee geworden ist. Wo das sonst aber lediglich genutzt wird, um irgendwelche Flashbacks einzubauen, wenn das Trauma getriggert wird, da hat der Protagonist in Elyas – A Mission Without Mercy eine Paranoia davongetragen, die direkte Auswirkungen auf seine Arbeit hat. Immer wieder sieht er Gefahren, bei denen man nicht weiß, ob sie real sind oder nicht. Regisseur und Co-Autor Florent-Emilio Siri lässt längere Zeit offen, was geschehen wird.

Gut gespielt, aber kein Action-Highlight

Das bedeutet für Actionfans, dass sie sich gedulden müssen, es dauert schon eine Weile, bis es mal richtig losgeht. Die Actionszenen können sich dafür durchaus sehen lassen. Siri ist zwar kein ausgewiesener Genreexperte – in seiner Filmografie finden sich unter anderem eine Komödie, einen Kriegsfilm und ein Künstlerporträt –, er macht sich aber nicht schlecht darin. Was Elyas – A Mission Without Mercy ein wenig fehlt, ist ein großer Showdown oder auch das Gefühl einer Eskalation. Wo die Protagonisten solcher Filme üblicherweise von Mal zu Mal stärkere Gegner haben, bei denen sie sich beweisen müssen, bleibt hier von den Antagonisten kein nennenswerter Eindruck zurück.

Besser sieht es aus bei der Darstellung des Duos aus. Das Zusammenspiel zwischen dem Veteranen und seiner Nachwuchskollegin Jeanne Michel funktioniert gut. Der Film lässt sich glücklicherweise auch die Zeit, die es braucht, um die beiden Figuren wirklich zusammenzubringen und eine persönliche Beziehung aufzubauen. Insgesamt ist Elyas – A Mission Without Mercy dann auch ein ziemlich solider Actionthriller geworden. Zwar dürfte er es schwer haben, sich innerhalb des doch stark überlaufenen Genres wirklich hervorzutun, dafür bringt er am Ende nicht genug Eigenes. Durch die schauspielerische Klasse ist er aber vielen anderen No-Name-Produktionen überlegen. Wer Nachschub braucht, kann hier deshalb einmal reinschauen.

Credits

OT: „Elyas“
Land: Frankreich
Jahr: 2024
Regie: Florent-Emilio Siri
Drehbuch: Florent-Emilio Siri, Nicolas Laquerriere
Musik: Jean-Pascal Beintus
Kamera: Giovanni Fiore Coltellacci
Besetzung: Roschdy Zem, Laëtitia Eïdo, Jeanne Michel, Dimitri Storoge, Sherwan Haji, Eric Savin, Nabil Elouahabi, Toussaint Martinetti

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