Schon wieder sind an einer Duisburger Schule am Donnerstagmorgen Einsatzkräfte der Polizei zu sehen – und keine Schüler. Die Polizisten sind zum Max-Planck-Gymnasium gekommen, um Präsenz zu zeigen, nachdem ein rechtsradikales Drohschreiben in der Schule eingegangen ist. Von einer ernsthaften Gefahr ist nach Informationen unserer Redaktion aber nicht ausgegangen worden. Offiziell teilt die Polizei mit, dass die Beamten zum Gymnasium gekommen seien, um ein mögliches Restrisiko zu minimieren.
Bereits am Montag sind Schulen in Duisburg nach zwei rechtsradikalen Drohmails geschlossen geblieben. Wie am Donnerstag bekannt wurde, gab es zudem am Montag eine dritte Mail an die Schule, in der es aber keine Drohung mehr gab. Für rund 18.000 Schüler fand kein Präsenzunterricht statt. In den Schreiben, die an eine Duisburger Gesamtschule geschickt worden waren, hatten bislang unbekannte Personen Straftaten an diesen Schulen angekündigt. Die Polizei hatte die Ernsthaftigkeit der Androhung in diesen Fällen allerdings in Zweifel gezogen. „Wir haben vielmehr Sorge vor Trittbrettfahrern“, hieß es aus Sicherheitskreisen. Ob es sich am Donnerstag um einen Trittbrettfahrer oder den oder die gleichen Verfasser wie bei den vorherigen Mails gehandelt hat, ist bislang nicht bekannt.
„Drohungen an Schulen – gerade auch als E-Mail – kommen grundsätzlich nicht selten vor. Sie sollen dazu beitragen, dass Panik ausgelöst wird. In den meisten Fällen passiert nichts“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Donnerstag im Innenausschuss des NRW-Landtages. „Aber wir müssen uns diese Drohungen immer ernsthaft anschauen. Denn es könnte eine dabei sein, die wirklich gefährlich ist. Für jeden, der eine solche Entscheidung treffen muss, ist es extrem schwer. Erst recht, wenn die Entscheidung schnell getroffen werden muss“, sagte Reul.
Der Landesinnenminister erklärte auch, wie es zu der Entscheidung, die Duisburger Schulen zu schließen, gekommen ist. Demnach erhielt die Gesamtschule Duisburg-Mitte am Freitag, den 4. April, eine anonyme Mail mit fremdenfeindlichen Äußerungen und Drohungen gegen die Schüler. Konkret wurde darin eine Tat für Montag, den 7. April, angekündigt. Polizei Duisburg und der Staatsschutz seien darauf unverzüglich informiert worden. „Die Schulleiterin hatte schon zu diesem Zeitpunkt für ihre Schule eine Entscheidung getroffen. Sie hatte entschieden: Unterricht findet am Montag nicht statt“, erklärte Reul. Am Samstag, 5. April, ging an derselben Schule eine zweite Mail ein mit ähnlichen Inhalt, aber mit ausgeweiteter Drohung für 13 Schulen. Die Schulleitung habe dann die Bezirksregierung kontaktiert. Die zuständige Regionaldezernentin habe sich dann mit der Polizei beraten. Die polizeiliche Prüfung habe dann ergeben, dass eine Gefährdung eher unwahrscheinlich sei. „Heißt: Vermutlich passiert nichts“, sagte Reul.
Am Montagmorgen sei dann eine dritte Mail eingegangen. „Darin wurde Bezug genommen auf die beiden ersten Mails. Es war aber keine Drohmail mehr. Vielmehr hat der Verfasser vorgegeben, die ersten Mails nur verfasst zu haben, um Aufmerksamkeit zu bekommen“, sagte Reul. Die dritte Mail sei eine Art Manifest für bessere Schulbildung gewesen. „Am Ende haben alle Beteiligten nach dem Motto gehandelt: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste“, so der Landesinnenminister.
Die Ermittlungen der Polizei dauern an. Der Staatsschutz ermittelt jetzt wegen öffentlicher Aufforderung zu Straftaten, Störung des öffentlichen Friedens und Bedrohung. „Das sind keine Streiche mehr. Das wird ernst“, sagte Reul, der sich auch um mögliche Trittbrettfahrer sorgt. „Wir müssen aufpassen, dass sich keine Spiralen in Gang setzen.“