Mit bis zu 400.000 Besuchern aus aller Welt zählt das Internationale Dixieland Festival in Dresden zu den Aushängeschildern der Stadt. Doch jetzt steht es plötzlich auf der Kippe.

Dresden.

Das Dixieland-Festival in Dresden gilt als weltweit ältestes und größtes Festival für Traditional Jazz. Die für alle kostenfrei zugängliche „Jazzmeile“ lockt jedes Jahr Zehntausende Besucher an. Mehr als 120 Stunden Live-Jazz stehen auch in diesem Jahr bei der 53. Auflage vom 11. bis 18. Mai auf dem Programm. Doch nun drohen die Veranstalter mit einer kurzfristigen Absage.

Stadt verlangt teure Schutzmaßnahmen zur Terrorabwehr

Der Grund: Die Stadt verlangt aufgrund der jüngsten Anschläge in Deutschland nun umfangreiche Schutzmaßnahmen zur Terrorabwehr. Das gilt demnach insbesondere für die „Dresdner Jazzmeile“, die sich vom Hauptbahnhof bis in die Altstadt zieht und in diesem Jahr wieder mit acht Bühnen geplant war. Im Protokoll der Sicherheitsberatung mit dem Ordnungsamt der Landeshauptstadt Dresden heißt es dazu: „Für die Absicherung des Dixieland Festivals und insbesondere für die geplanten Bühnenstandorte der Jazzmeile sind zusätzliche Schutzmaßnahmen zur Verhinderung von Überfahrtaten notwendig. (…) Die Planung und Kosten zusätzlich zu beschaffender Elemente muss durch den Veranstalter getragen werden.“

Dixieland-Organisatoren gehen von mindestens 120.000 Euro Mehrkosten aus

Die Sächsische Festival Vereinigung e.V. (SFV) geht als Veranstalter des Festivals dadurch von erheblichen Mehrkosten aus. Um den neuen Sicherheitsanforderungen gerecht zu werden, seien zum Beispiel nur noch zertifizierte feste und mobile Absperrungen zugelassen, die an allen Zufahrtsmöglichkeiten aufgestellt und teilweise von Security-Personal bewacht werden müssten, erklärt SFV-Sprecher Hendrik Meyer. „Diese erforderlichen Absperrungen kann die Stadt Dresden nicht ansatzweise in notwendiger Menge zur Verfügung stellen.“ Sie müssten daher kostenintensiv aus Mannheim – da dort noch vorrätig – angemietet, nach und von Dresden transportiert sowie an den Spielflächen auf- und abgebaut werden. Meyer beziffert die Zusatzkosten für das Festival, das hauptsächlich durch Sponsoren finanziert wird, auf mehr als 120.000 Euro. „Wir haben großes Verständnis für die erforderlichen Maßnahmen zur Terrorabwehr“, sagt er. „Doch haben wir die veränderte Sicherheitslage weder verursacht noch konnten und können wir diese verhindern. Mehr als 120.000 Euro bis zum Beginn des Festivals am 11. Mai aufzubringen, um alle Auflagen finanziell, materiell und personell abzusichern, ist schier unmöglich und liegt auch nicht in unserem Zuständigkeitsbereich.“

Veranstalter: Terrorabwehr ist Aufgabe des Staates

Die SFV ist grundsätzlich der Auffassung, dass Terrorabwehr im Allgemeinen als staatliche Aufgabe anzusehen sei, da sie Teil der Gefahrenabwehr sei und unter das Gewaltmonopol des Staates falle. „Bund und Länder tragen die Verantwortung für Maßnahmen, die die innere Sicherheit betreffen“, erklärt Meyer. „Die SFV sieht sich verantwortlich für die allgemeine Sicherheit des Festivals, jedoch nicht für Terrorabwehrmaßnahmen, die über typische Veranstaltungsrisiken hinausgehen.“

Organisatoren appellieren an die Stadt

Die Stadt Dresden hat sich bis Freitagmittag nicht zu der nun drohenden Absage des Festivals geäußert. Klar ist aber, dass diese Veranstaltung viel Geld in die Kassen der Gastronomie, des Handel und der Hotellerie spült. Meyer appelliert daher an die Kommune: „Es geht nicht nur um Musik, sondern auch um die kulturelle Identität sowie um ein weltweit einmaliges und international angesehenes Musikereignis in unserer Stadt.“ (juerg)