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Fotoausstellung HauptwacheDer Fotograf Boris Schöppner bereitet seine Fotoausstellung „Hauptsache Hauptwache“ im Nebbienschen Gartenhaus vor. © Bernd Kammerer/Bernd Kammerer

Fotograf Boris Schöppner zeigt den Ort mitten in Frankfurt aus unterschiedlichsten Perspektiven – heute um 19 Uhr beginnt die Vernissage im Nebbienschen Gartenhaus.

Die Hauptwache war für ihn stets der Ausgangspunkt, wann auch immer Boris Schöppner etwas in der City unternahm. Ob er sich mit Freunden traf oder einfach nur eine seiner vielen Reisen durch die eigene Stadt antrat. „Die Hauptwache ist für mich einer der urbansten Plätze Frankfurts, ohne wirklich ein Platz zu sein“, sagt der 57-Jährige. Die Faszination, die er mit dem Ort verbindet, hat er mit seiner Kamera schon oft in Bildern eingefangen. Eine Auswahl davon ist ab heute, wenn um 19 Uhr die Vernissage ansteht, im Nebbienschen Gartenhaus zu sehen. Dem Frankfurter Künstlerclub, dem der klassizistische Pavillon für Veranstaltungen zur Verfügung steht, gehört Schöppner seit knapp zwei Jahren an. Nun hat er sich erstmals und erfolgreich für eine der 16 Einzel-Expositionen beworben, die für das 70. Jahr des Vereins ausgeschrieben waren.

„Hauptsache Hauptwache“, so der Titel, zeigt den zentralen Ort mit seinen verschiedenen Ebenen aus unterschiedlichen Perspektiven. „So, wie ich ihn persönlich wahrnehme“, erklärt Schöppner. Weniger künstlerisch als atmosphärisch. Ein Radfahrer, der scheinbar in hohem Tempo das Gebäude passiert, dem der Ort seinen Namen verdankt. Details, an denen tagtäglich zahlreiche Menschen vorbeieilen, ohne sie wirklich zu sehen. Und viele Einzelporträts von Leuten, die Schöppner inmitten der Menge aufgefallen waren. Die meisten Bilder seien schwarz-weiß, weil sich der Blick dann eher auf sie konzentriere und sie sich „leichter kombinieren lassen“. Manchmal jedoch muss Farbe her, um Kontraste zu schaffen. So wie bei dem Motiv der roten Schuhe neben einem Bürgersteig mit gelbem Streifen. „Bei digitaler Fotografie kann man das spontan entscheiden“, sagt Schöppner. Früher wäre der Wechsel deutlich schwieriger gewesen.

Mehr als 45 Fotos hat der gebürtige Nordhesse, der in Frankfurt aufgewachsen ist und lebt, zusammengetragen. Einige hatte er schon gemacht, bevor er auf die Idee mit der Ausstellung kam; andere entstanden bei den Besuchen vor Ort, die er seit Ende des Jahres regelmäßig vornahm. „Ich habe viel darüber nachgedacht“, was er habe zeigen wollen. Eine „Sozialreportage“ sollte nicht entstehen.

Mit fünf Jahren bereits bekam Schöppner seine erste Kamera. Beim Jobben nach dem Abitur verdiente er sich das Geld für eine Nikon und ein eigenes Fotolabor. Er besuchte Workshops bei bekannten Meistern dieser Sparte, hospitierte bei der später ermordeten Journalistin Anja Niedringhaus in Sarajewo und überlegte, ob er Kriegsfotograf werden sollte. Heute sei er froh, dass er diese Leidenschaft nur als Ausgleich pflege. In beruflicher Hinsicht fühlt sich der Journalist als für Kronberg verantwortlicher Lokalredakteur bei der Taunus Zeitung seit einem Vierteljahrhundert bestens aufgehoben.

Während seiner Zeit als Taxifahrer hatte er sich für diesen Weg entschieden. Ein Fahrgast habe ihn damals um Rat wegen seiner akuten Knieschmerzen gefragt. Er müsse ihm doch helfen können, wenn er die Universität besuche, so die Meinung des Mannes. Als Student der Politikwissenschaften und Sozialpsychologie war Schöppner für medizinische Themen nicht ausreichend qualifiziert. Aber er habe durch diese Episode einen Bedarf erkannt, den Bürgerinnnen und Bürgern „Zusammenhänge behutsam und verständlich zu erklären“. Herumgekommen ist er trotz dieser Verankerung im Nahegelegenen sehr viel, schrieb ein Buch über den Widerstand während der Pinochet-Diktatur in Chile, stellte schon in den 1990ern Eindrücke aus Nordirland aus und hat als Kenner der Punk- und Hardrockszene bereits zwei Foto-Bücher mit einem Schwerpunkt auf Musik veröffentlicht. „Ein drittes Buch ist in der Mache“, sagt Schöppner. Es sei „von düsterer Stimmung“ geprägt.

Zu fotografieren bedeute für ihn, sich mit der Welt auseinanderzusetzen. Einmal habe ihn in einer Kneipe eine Frau gefragt, nach was er suche. Gefunden hat er es offenbar noch nicht. Sonst wäre er, der immer eine Kamera mit sich trägt, nicht so ruhelos.