Nach der Flutkatastrophe 2021 wurden mehr als 670 Millionen Euro gespendet. Das hat eine Recherche des SWR ergeben. Das Erstaunliche: 92 Millionen Euro wurden bisher nicht ausgegeben.

Der SWR hat rund 40 Hilfsorganisationen nach dem aktuellen Spendenstand zur Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen befragt. Jede dieser Organisationen hat mindestens eine Million Euro an Spenden erhalten. Alle haben geantwortet. Demnach sind bis heute 671,2 Millionen Euro gespendet worden. Davon wurden 92,2 Millionen bisher nicht ausgegeben. Das sind 13,7 Prozent.

Die SWR-Recherchen haben wir in einer Übersicht dokumentiert. Hier gibt es das Dokument zum Download.

Von den 671 Million Euro Spendengeld (Stand Juni 2025) sind noch 92 Millionen Euro nicht ausgegeben worden, teilten die Hilfsorganisationen, Landkreise und Kommunen mit. Das sind rund 14 Prozent.

Von den 671 Million Euro Spendengeld (Stand Juni 2025) sind noch 92 Millionen Euro nicht ausgegeben worden, teilten die Hilfsorganisationen, Landkreise und Kommunen mit. Das sind rund 14 Prozent.

Kein „Spendenskandal“ nach der Flutkatastrophe

Dass noch soviel Flut-Spendengeld vorhanden ist, ist aber kein „Spendenskandal“. Denn das übrige Geld wird in den betroffenen Gebieten nach wie vor gebraucht und soll noch ausgeben werden. Noch immer werde die Arbeit der Hilfsorganisationen dringend benötigt, zum Beispiel im Ahrtal, sagt der Bürgermeister der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler, Guido Orthen (CDU).

Johanniter beraten noch immer Flutbetroffene zum Wiederaufbau

Die Johanniter, die noch fast 40 Prozent der Geldspenden übrig haben – etwa 20 Millionen Euro – sind nach wie vor an der Ahr unterwegs. Sie helfen Betroffenen beim Beantragen von Geld aus dem Wiederaufbaufonds. Und sie bezahlen Flutbetroffenen den 20-Prozent-Eigenanteil der privaten Wiederaufbau-Kosten, der nicht von Bund und Land übernommen wird.

Vier Jahre nach der Flutkatastrophe helfen die Johanniter noch immer Bürgern im Ahrtal beim Ausfüllen der Wiederaufbauanträge.

Vier Jahre nach der Flutkatastrophe helfen die Johanniter noch immer Bürgern im Ahrtal beim Ausfüllen der Wiederaufbauanträge.

Bis Ende 2027 sind die rund 20 Millionen Euro Hochwasser-Spendengeld ausgegeben, die wir derzeit noch haben.

Viele Wiederaufbauprojekte, die die Johanniter finanziell unterstützen wollen, haben sich verzögert. Zum Beispiel der Bau eines Lehrschwimmbades für das Schulzentrum der Gemeinde Altenahr. Auch deshalb sei noch soviel Spendengeld vorhanden, sagt Pressereferentin Anja Karrasch von den Johannitern: „Bis Ende 2027 sind die rund 20 Millionen Euro, die wir derzeit noch an Hochwasser-Spendengeld haben, ausgegeben.“

Psychosoziale Hilfe für Traumatisierte wird immer wichtiger

Dirk W. Pieck vom Verein Help – Hilfe zur Selbsthilfe e.V. weist auf die psychosoziale Hilfe hin, für die in den kommenden Jahren noch viel Spendengeld benötigt wird. „Bei den Flutkatastrophen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen ist ein deutlich höherer Anteil der Betroffenen traumatisiert worden als bei vergleichbaren Unglücken“, sagt Pieck. Das sei wissenschaftlich erwiesen. „Die psychologische Hilfe ist auch in den nächsten Jahren absolut wichtig und wird aus Spendengeldern gefördert.“

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Verein „Herzenssache“ hat schon über 60 Projekte gefördert

Der Verein Herzenssache e.V., die Kinderhilfsorganisation von SWR, Saarländischem Rundfunk und Sparda-Bank, hat 4,3 Millionen Euro Flutspenden gesammelt für Kinder- und Jugendprojekte in Rheinland-Pfalz. Über 60 Projekte wurden schon gefördert, die meisten im Ahrtal, sagt die Herzenssache-Vorsitzende Ulla Fiebig. Aber auch Kinder- und Jugendaktionen im Raum Trier wurden unterstützt.

Laut Fiebig sind von den Spendengeldern noch rund 1,7 Millionen Euro vorhanden. Man sei in engem Kontakt mit der Kreisverwaltung des Landkreises Ahrweiler, um weitere Fördermöglichkeiten auszuloten. „Es dürfen sich auch gerne Projekte bei der Herzenssache melden, um zu besprechen, ob und wie sie gefördert werden können“, sagt Fiebig.

Bürger spenden noch immer Geld für die Flutgebiete

Auch vier Jahre nach der Katastrophe spenden noch immer Menschen für die Flutgebiete. Wie die Verwaltung des Landkreises Ahrweiler mitteilt, gehen auf ihrem Spendenkonto nach wie vor Beträge ein. Pro Monat seien es aktuell zwischen 100 und 1.000 Euro.

Die insgesamte Spendensumme steigt also weiterhin täglich. Anfang Juli 2025 waren es nach SWR-Recherchen 671.257.708,92 Euro.

Für die Betroffenen der Flutkatastrophen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen wurden 655 Millionen Euro gespendet (Stand 2021). Inzwischen sind es sogar 671 Millionen Euro. Nur für die Ukraine-Hilfe 2022 und nach der Tsunami-Katastrophe in Südostasien 2004 wurde mehr Geld in Deutschland gespendet.

Für die Betroffenen der Flutkatastrophen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen wurden 655 Millionen Euro gespendet (Stand 2021). Inzwischen sind es sogar 671 Millionen Euro. Nur für die Ukraine-Hilfe 2022 und nach der Tsunami-Katastrophe in Südostasien 2004 wurde mehr Geld in Deutschland gespendet.

Rheinland-Pfalz bekam rund die Hälfte der 671 Millionen Euro

Weiter ergab die SWR-Befragung der rund 40 Hilfsorganisationen, Bundesländer, Landkreise und Kommunen, die jeweils mindestens eine Million Euro Spenden bekommen haben, dass von der Gesamtsumme fast 50 Prozent nach Rheinland-Pfalz und fast 50 Prozent nach Nordrhein-Westfalen gegangen sind. Ganz geringe Summe wurden in die Flutgebiete nach Sachsen und Bayern überwiesen.

Innerhalb von Rheinland-Pfalz hat das Ahrtal mit rund 80 Prozent den größten Anteil erhalten. Der Rest ging ungefähr zu gleichen Teilen in die Flutgebiete des Eifelkreises Bitburg-Prüm, des Landkreises Vulkaneifel, des Landkreises Trier-Saarburg und der Stadt Trier.