Wer sich den schicken royalen Namen Maxjoseph verpasst, referiert damit zur Freude aller Geschichts-Nerds ja gleich auf zwei historische Figuren. Da wäre zum einen Maximilian I. Joseph, seines Zeichens erster König von Bayern, Wegbereiter des modernen bayerischen Staats, und heute mit segnend ausgestreckter rechter Hand vor der Bayerischen Staatsoper anzutreffen.
Aber eben auch, als später geborener Herzog ein paar Nummern kleiner, Max Joseph in Bayern. Vater einer Kaiserin namens Sisi, und als leidenschaftlicher Zither-Spieler (Kosename: „Zither-Maxl“) auch einer, der die im 19. Jahrhundert noch als „Lumpeninstrument“ verrufene Zither in höfischen Kreisen etablierte.
Fragt man bei Florian Mayrhofer nach, der als Tubist bei Maxjoseph für die satten Töne zuständig ist, so liegt die eigentliche Inspiration für den Namen seiner Band allerdings weder beim König noch beim Zither-Maxl. Sondern vielmehr bei einer schottischen Indie-Rock-Combo, für deren Musik sich auch Mayrhofer begeistert. Von Franz Ferdinand, die sich etwas abgründig nach dem österreich-ungarischen Thronfolger benannten, der als Attentatsopfer einst den Ersten Weltkrieg auslöste, bis zum bayerischen Max Joseph war es dann nicht mehr allzu weit.
„Wir haben natürlich schon noch mal recherchiert, für was der Name Max Joseph steht, aber der historische Bezug stand für uns nicht wirklich im Vordergrund“, sagt Mayrhofer. Das glaubt man ihm allein deshalb schon gern, weil Maxjoseph in ihrer Band-Dynamik so ziemlich das Gegenteil monarchischer Weisungsbefugnis verkörpern.
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Sie sind, so Mayrhofer, eine durch und durch „demokratische Band“. Eine, die den Ensemble-Gedanken mit einer Konsequenz lebt, die bei ihnen von der Prämisse, jedes Instrument gleichberechtigt zur Geltung zu bringen, bis zur Aufteilung der Bühnenmoderation reicht. So etwas wie einen Bandleader, der Ton und Richtung vorgibt, haben sie bis heute nicht. Also trägt jeder Einzelne eigene Stücke bei und bringt sich bei den Diskussionen um die Ausarbeitung ein.
Eben darin liegt wohl auch eins der Geheimnisse dafür, dass diese vier Musiker Welten verbunden bekommen, die erst mal reichlich disparat erscheinen. Volksmusik, Jazz und Klassik, das wirkt so hingeschrieben in etwa so, als würde jemand Schweinsbraten mit Salzburger Nockerln und griechischem Salat servieren.
Und doch fügen sich die Steirische Harmonika von Andreas Winkler, die akustische Gitarre von Georg Unterholzner, die Violine von Nathanael Turban und die Tuba von Florian Mayrhofer auf wunderbar schlüssige Weise zu einer Instrumentalmusik zusammen, die von allem etwas enthält, ohne dabei gleich vor lauter Innovationsdrang Richtung Ungenießbarkeit zu driften.
„Wir suchen in unserem Zusammenspiel immer nach etwas, das nach mehr klingt als das, was da ist“, sagt Florian Mayrhofer, und ruft damit das schöne Aristotelische Zitat ins Gedächtnis, wonach das Ganze stets mehr ist als die Summe seiner Teile. Die Idee, dass ein Mehrwert entsteht, wenn zwischen Einzelteilen Beziehungen bestehen, kann man natürlich auf so ziemlich jeden Klangkörper dieser Welt münzen. Im Fall von Maxjoseph füllt sich der Gedanke jedoch besonders schön mit Leben, denn das filigran verflochtene harmonische Zusammenspiel ist bei ihnen tatsächlich die Quintessenz ihres Schaffens. Es ist das, was ihre mühelos wirkende stilistische Beweglichkeit überhaupt erst möglich macht.
Wo andere Interpreten der Neuen Volksmusik die Weiterentwicklung der Volksmusik in einem eher forschen Modus betreiben, geht sie bei Maxjoseph entsprechend auf subtilere Weise vonstatten. In der Volksmusik sind sie allein schon durch den charakteristischen Sound der Steirischen Harmonika und der Tuba verwurzelt. In der Klassik nicht zuletzt durch ihre klassische Ausbildung an der Münchner Musikhochschule, aber auch durch die kammermusikalische Gestalt ihrer Stücke, in denen sich der Jazz besonders auf der Bühne immer wieder über Improvisationen Bahn bricht.
Mit dem Titel ihres dritten Albums verweisen sie nun ebenso auf den höchst gegenwärtigen Charakter ihrer Musik wie auf die eigene musikalische Entdeckungslust. „Nau“, das ist bei ihnen ebenso als Lautsprachenversion des englischen „now“ wie als Bezeichnung jenes Schifftyps zu verstehen, mit dem Ferdinand Magellan einst die Welt umsegelte.
Und so brechen auch Maxjoseph auf „Nau“ zu einer Entdeckungsfahrt auf, die sie mittels ihrer Freude an der Vertonung von Landschaften, Menschen oder Dingen ganz schön weit herumkommen lässt. Widmeten sie sich zuletzt etwa der Morsezeichen-Technik („Punkt Komma“), ihrem granteligen, aber herzensguten Hochschulpförtner „Kreikenbaum“ oder dem amerikanischen Zirkuspionier P. T. „Barnum“, so ist ihre Inspiration auch diesmal weit gestreut.
Sie liegt etwa im Oman, wo Andreas Winkler eine Faszination für die Tankstellenkette „Al Maha“ entwickelte, die hier mit schnittiger balkanesker Energie gewürdigt wird; im federbuschigen Pampasgras, dessen sachtes Wogen im Wind die vier in „Pampas“ mit zartester Melancholie illustrieren; oder auch in einer Allgäuer Tongrube, wo 2014 mit Danuvius „Guggenmosi“ der wohl älteste aufrecht gehende Menschenaffe dieser Welt gefunden wurde. „Ein Allgäuer als erster Mensch auf zwei Beinen, das war natürlich ein guter Anlass, ein Stück über die Freude darüber zu schreiben, der Erste zu sein“, sagt der gebürtige Allgäuer Florian Mayrhofer. Als Teil einer Band, deren Musik so noch kein Mensch gespielt hat, dürfte ihm die besagte Freude durchaus vertraut sein.
Maxjoseph, Sonntag, 13. April, 13.30 Uhr, Bergson, Am Bergson Kunstkraftwerk 2