Der Wechsel des Architekturbüros bei der Theatersanierung zeigt einige Monate nach Vollzug Auswirkungen: Am Mittwoch haben die Stadt und das Büro Henn überraschend einen umgearbeiteten Entwurf für die zweite Spielstätte an der Volkhartstraße präsentiert. Einige Punkte wie der sechseckige Aufführungssaal sind gleich geblieben, beim Foyer wurde umgeplant. Am deutlichsten wird die neue Handschrift an der Fassade des an prominenter Stelle entstehenden Gebäudes: Statt einer gelochten Betonfassade, wie sie das Vorgängerbüro Achatz geplant hatte, ist jetzt eine Fassade aus Glas vorgesehen, die an einen halbdurchsichtigen Vorhang erinnert. Man gehe davon aus, dass der Kostenrahmen von maximal 417 Millionen Euro bei der Gesamtsanierung gehalten werden kann, so Baureferent Steffen Kercher.

Architekt Stefan Sinning verantwortet beim international tätigen Münchner Büro Henn die Augsburger Theatersanierung.

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Architekt Stefan Sinning verantwortet beim international tätigen Münchner Büro Henn die Augsburger Theatersanierung.
Foto: Peter Fastl

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Architekt Stefan Sinning verantwortet beim international tätigen Münchner Büro Henn die Augsburger Theatersanierung.

Architekt Stefan Sinning verantwortet beim international tätigen Münchner Büro Henn die Augsburger Theatersanierung.
Foto: Peter Fastl

Wie berichtet hatte die Stadt dem bisherigen Büro Achatz in zwei Schritten gekündigt, nachdem es Meinungsverschiedenheiten zu Abrechnungsmodalitäten gab. Der Vorgang löste zusammen mit einer erneuten Kostensteigerung, die im Sommer 2024 bekannt geworden war, politische Diskussionen aus. Inzwischen trägt das Münchner Büro Henn die Verantwortung für die weitere Sanierung des historischen Großen Hauses und für den Neubau des Betriebsgebäudes an der Kasernstraße sowie der zweiten Spielstätte (Kleines Haus) an der Volkhartstraße. Seitens der Stadt hieß es immer, dass das neue Büro auf den Achatz-Plänen aufbauen werde, doch es gab für Henn gemäß Ausschreibung auch die Möglichkeit, die bisherigen Planungen auf den Prüfstand zu stellen.

Das war der bisherige Entwurf für das Kleine Haus neben dem Theater. Das Büro Achatz sah eine Verglasung zum Kennedy-Platz hin vor, ansonsten war eine Fassade aus gelochtem Beton geplant.

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Das war der bisherige Entwurf für das Kleine Haus neben dem Theater. Das Büro Achatz sah eine Verglasung zum Kennedy-Platz hin vor, ansonsten war eine Fassade aus gelochtem Beton geplant.
Foto: Atelier Achatz

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Das war der bisherige Entwurf für das Kleine Haus neben dem Theater. Das Büro Achatz sah eine Verglasung zum Kennedy-Platz hin vor, ansonsten war eine Fassade aus gelochtem Beton geplant.

Das war der bisherige Entwurf für das Kleine Haus neben dem Theater. Das Büro Achatz sah eine Verglasung zum Kennedy-Platz hin vor, ansonsten war eine Fassade aus gelochtem Beton geplant.
Foto: Atelier Achatz

An der Gebäudegröße und dem Baufeld ändert sich nichts, auch die Raumaufteilung bleibt ähnlich. „Wir krempeln nicht das komplette Projekt um“, so Kercher. Am Ende der Prüfung hätte auch stehen können, dass an den Entwürfen nichts geändert wird. Kercher deutet aber auch an, dass man bei der Umsetzbarkeit der gelochten Betonfassade Bauchschmerzen im Hinblick auf die Langlebigkeit gehabt hätte. Laut Henn entschied man sich für eine neue Fassade, weil eine Betonfassade optisch mit dem Großen Haus zu einem Block verschmolzen wäre. Das hätte ein asymmetrisches Erscheinungsbild erzeugt. „Wir brauchen eine Lösung, die mit dem Großen Haus spricht, sich aber ein Stück weit davon absetzt“, so Stefan Sinning, Managing Director bei Henn. Die Glasfassade wird im Norden halbdurchsichtig sein, zum Kennedyplatz hin aber immer transparenter werden. Zudem wurde das Gebäude im Inneren umgeplant. Das Foyer ist größer und erstreckt sich über mehrere Stockwerke. „Die Flächen, auf denen man sich austauscht, sind größer geworden“, so Sinning. Das entspreche der Zielsetzung. Auch die Bar wurde großzügiger geplant.

Kulturreferent Jürgen Enninger (Grüne) sagte, mit der überarbeiteten Planung werde die Vision, das Theater nicht nur als Ort der Kultur, sondern als Ort der Identität und des Austauschs für eine Stadtgesellschaft zu entwickeln, noch deutlicher. Die Bürgerbeteiligung zur Theatersanierung habe mehr Transparenz und Offenheit eingefordert. „Gerade das Kleine Haus steht für dieses Verständnis und wird die Stadt über Jahrzehnte prägen.“ Theaterintendant André Bücker sprach von einem „faszinierenden Entwurf“, der eine Einladung zum Theaterbesuch ausspreche.

Im Zuge der seit mehr als zehn Jahre laufenden Diskussion um die Theatersanierung ist der aktuelle Entwurf der dritte Plan für ein Gebäude an dieser Stelle. Ursprünglich war dort ein niedriger Neubau für den Orchesterprobensaal vorgesehen, dann wurde die zweite Spielstätte aus dem geplanten Neubau an der Kasernstraße dorthin verlegt (im Tausch gegen den Probensaal), schließlich kam es zur jetzigen Planung. Baureferent Kercher sagte, man müsse bei der Beurteilung im Kopf haben, dass es funktionale Zwänge wie den Brandschutz gab, die zur ersten Umplanung führten. Mit dem jetzigen Entwurf lasse man diese Historie hinter sich.

Der erste Entwurf 2017 sah einen relativ kompakten Neubau für den Orchesterprobensaal vor.

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Der erste Entwurf 2017 sah einen relativ kompakten Neubau für den Orchesterprobensaal vor.
Foto: Atelier Achatz

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Der erste Entwurf 2017 sah einen relativ kompakten Neubau für den Orchesterprobensaal vor.

Der erste Entwurf 2017 sah einen relativ kompakten Neubau für den Orchesterprobensaal vor.
Foto: Atelier Achatz

Auf die Frage, ob es auch beim Betriebsgebäude an der Kasernstraße zu namhaften Umplanungen kommen wird, antwortete Henn-Architekt Sinning, dass hier die Eckpunkte durch die Anforderungen des Theaters und den bisherigen Entwurf gesetzt seien. Womöglich werde es kleinere Anpassungen geben. Beim Großen Haus, für das Henn seit 1. Juli die Verantwortung hat, verschaffen sich die Architekten gerade einen Überblick, wobei es bei der Sanierung eines Bestandsgebäudes wenig Spielraum für Umplanungen geben dürfte.

Kercher: Nicht nur Kosten, sondern auch Nutzen im Blick behalten

Die jetzt vorgenommenen Umplanungen am Kleinen Haus sind im Vertrag, den die Stadt mit Henn geschlossen hat, bereits beinhaltet. Henn prüft aktuell alle Kostenpunkte der Gesamtmaßnahme und gleicht sie mit der neuen Planung ab. Kercher sagte, Ziel sei eine Einhaltung des Kostenrahmens. Allerdings dürfe die Diskussion nicht allein mit einer Fixierung auf Kosten geführt werden. Je weiter das Projekt vorankomme, desto mehr sehe man auch, was man dafür bekomme.

  • Stefan Krog

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  • Steffen Kercher

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  • Volkhartstraße

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