Die Katholische Frauengemeinschaft im Bistum Münster kritisiert nicht nur die auszeichnende Stiftung – und liefert eine Fülle von Quellen.
Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (KFD) im Bistum Münster fordert den sofortigen Stopp der umstrittenen Verleihung des Josef-Pieper-Preises an den US-Bischof Robert Barron. Die für den 27. Juli im Münsteraner Priesterseminar Borromaeum vorgesehene Ehrung durch die Josef-Pieper-Stiftung sei ein „verheerendes Signal“, heißt es in einer Kirche+Leben vorliegenden Stellungnahme. Damit gälten „Positionen, die queere Menschen entwerten und Frauen das Recht auf Gewissensfreiheit absprechen, als preiswürdig“.
In einer ausführlichen und mit zahlreichen Quellenverweisen versehenen Begründung betont die KFD, Barron habe in „vielen Äußerungen deutlich gemacht, dass er gesellschaftliche und wissenschaftliche Erkenntnisse zur Geschlechtervielfalt“ ablehne. Zudem habe der Bischof auf seiner Homepage „Word on Fire“ die Diskussion um eine „Weiterentwicklung der kirchlichen Sexualmoral als ,absurd’ und einen ,kategorialen Fehler’“ bezeichnet, so die KFD. Ein Willkommen in der Kirche habe er an „konversionhafte“ Veränderungen gebunden.
Robert Barron und Donald Trump
Die KFD moniert, Barron habe öffentlich ein Dekret von US-Präsident Donald Trump verteidigt, das „Minderjährigen den Zugang zu geschlechtsangleichenden Behandlungen“ verbiete. Der Bischof habe seine Haltung damit begründet, dies helfe jungen Menschen, „ihren Körper als Mann und Frau anzunehmen“. Der Frauenverband verweist auf internationale Kritik. Aus dem Trump-Dekret folgten „Einschränkungen elementarer Gesundheitsrechte für trans* Jugendliche“.
Überhaupt beklagt die KFD die Nähe Barrons zu Trump, der ihn im Mai in seine Kommission zur „Religionsfreiheit“ berufen hatte. Barron habe überdies dessen Antrittsrede als „hohe Liturgie unserer Demokratie“ bezeichnet, aber die „dokumentierten massiven Menschenrechtsverletzungen in Trumps Amtszeiten“ unerwähnt gelassen.
Kritik am Franz-Hitze-Haus
Zwar sei es richtig, „unterschiedliche Positionen auszuhalten“, wie Johannes Sabel, Direktor der Bistums-Akademie Franz-Hitze-Haus, über die der Preisverleihung vorangehende Tagung in seinem Haus geschrieben hatte. Die KFD betont gleichwohl: „Allerdings kann ein Preis, der eine Persönlichkeit auszeichnet, nicht allein mit dem Argument der Pluralität legitimiert werden.“
Daher appelliert der Verband an die Josef-Pieper-Stiftung „und an alle Verantwortlichen: Stoppen Sie diese Preisverleihung!“ Eine Kirche, die in Zeiten wachsender Polarisierung glaubwürdig bleiben wolle, dürfe nicht Menschen auszeichnen, „die Diskriminierung religiös überhöhen und demokratiegefährdende Politik unterstützen“.
Weitere Kritik aus dem Bistum
Vor der KFD hatten auch das Diözesankomitee der Katholiken und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Bistum Münster die Preisverleihung kritisiert, zudem Personen aus der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster.
Die Diözese betonte auf Anfrage von Kirche+Leben in einer Stellungnahme, die Entscheidung für Barron sei von der Josef-Pieper-Stiftung „in völliger Unabhängigkeit“ getroffen worden. Zugleich würdigte das Bistum das „hohe Gut“ von Vielfalt und Meinungsvielfalt auch in der Kirche und verwies auf die bistumsweite Kampagne „Lebe Freiheit“. Diese lade dazu ein, sich „gegen politische Tendenzen zu wenden, die Menschen ausgrenzen wegen deren Herkunft, Religion, Hautfarbe, geschlechtlichen Orientierung oder sexuellen Identität“.