Inhalt / Kritik
Für seine Tochter Steph (Joanna Sylvie Weinig) würde Billy (Raul Castillo) alles tun. Er kann es nur nicht bezahlen, seit einer Weile schon mangelt es ihm an dem notwendigen Geld, weshalb es auch regelmäßig zu Streitigkeiten mit seiner Ex-Frau Eileen (Zoe Winters) kommt. Dabei hat Billy bereits einen Plan, wie er zu Geld kommen kann: die Kryptowährung Tulip. Das läuft auch wirklich gut, sein Traum von einem eigenen Haus scheint in Erfüllung zu gehen. Doch dieser Traum verwandelt sich in einen Alptraum, als auf einmal alles weg ist und er mit leeren Händen dasteht. Und er ist nicht der Einzige, sämtliche Investitionen sind futsch, seitdem der Tulip-Gründer Hegel (Josh Brener) tot ist. Oder vielleicht doch nicht? Inspiriert von seiner Online-Bekanntschaft Eva (Melonie Diaz) machen sich Billy und sein bester Freund Dom (Tony Cavalero), der ebenfalls alles verloren hat, auf die Suche nach dm angeblich doch noch lebenden Hegel, um ihr Erspartes zurückzubekommen …
Menschenfalle Krypto
Für die einen sind sie eine einmalige Chance, einfach und ohne Anstrengung zu Geld zu kommen, für die anderen ein weltfremder Betrug: An Kryptowährungen scheiden sich die Geister. Das macht sie für Filme zu einem dankbaren Thema, gerade im Dokumentarbereich finden sich diverse Titel, die sich damit auseinandersetzen. Da waren beispielsweise die True-Crime-Produktionen Biggest Heist Ever – Der große Bitcoin-Raub und Vertraue niemandem: Die Jagd nach dem Kryptokönig, die sich mit realen Verbrechen rund um den vermeintlichen Heilsbringer beschaffen. Mit Cold Wallet kommt nun ein Spielfilm zu uns, der ebenfalls mit dieser Thematik spielt. Auch dieses Mal ließ man sich von der Realität inspirieren, wenn man einer vorangegangenen Texteinspielung geht – was immer das im konkreten Fall bedeuten mag.
Einige größere Kommentare zur Welt da draußen bzw. zur menschlichen Natur sind natürlich immer drin. Ganz weit oben steht die Gier, wenn irgendwie alle denken, sie könnten ganz einfach an Geld kommen, ohne viel tun zu müssen. Damit einher geht eine gewisse Überheblichkeit, wenn die Leute denken, sie gehören zu den wenigen, die alles kapiert haben, während die anderen wie die Schafe arbeiten. Verbunden wird das in Cold Wallet mit einer Herdenmentalität, wie man sie gerade im Internet findet. Man stachelt einander innerhalb dieser Bubble auf, zuerst zu den riskanten Investitionen, bei denen die Expertise aus irgendwelchen YouTube-Videos besteht. Später kommt der Überfall auf den Kryptogründer hinzu. Dass man vielleicht auch einfach die Behörden informieren könnte, um den offensichtlich untergetauchten Betrüger zu überführen, steht nicht zur Debatte. Man weiß es besser.
Solider Thriller mit Schwächen
Die Spannung des Films besteht dann auch darin, wie weit dieser zusammengewürfelte Haufen an Nobodys noch gehen wird, um ans Geld zu kommen. Es ist eine Sache, irgendwelche Kommentare im Internet abzugeben, eine andere, tatsächlich jemanden überfallen oder bedrohen zu müssen. Bis es so weit ist, müssen sich die Zuschauer und Zuschauerinnen aber eine Weile gedulden, da man sich Zeit lässt, um die Situation und die Figuren vorzustellen. Und auch später wird eher geredet als gehandelt. Cold Wallet ist kein sonderlich actionreicher Film geworden, erst zum Ende hin wird es tatsächlich brenzliger. Das könnte manchen zu langweilig sein.
Ein Manko ist zudem die Figurenzeichnung. Da wurde mal wieder gar nichts versucht, es gibt lediglich Stereotype. Zwar spielt Raúl Castillo engagiert (Breathe – Ersticke oder kämpfe, Cash Truck), sorgt als überforderter Familienvater schon für Sympathien. Er kann aber nicht verhindern, dass seine Figur recht beliebig ist. Gleiches gilt für Josh Brener in der Rolle des manipulativen Betrügers. Insgesamt ist Cold Wallet schon solide, man kann sich den Thriller, der auf dem South by Southwest Festival 2024 Premiere hatte, ganz gut anschauen. Man kann es aber auch bleiben lassen, da er trotz der gegenwärtigen Bezüge letzten Endes nicht so wahnsinnig viel zu erzählen hat.
Credits
OT: „Cold Wallet“
Land: USA
Jahr: 2024
Regie: Cutter Hodierne
Drehbuch: John Hibey
Musik: Andrew Silagy, Patrick Taylor, Maciej Zieliński
Kamera: Oliver Millar
Besetzung: Raúl Castillo, Melonie Diaz, Tony Cavalero, Josh Brener, Zoe Winters
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