(Motorsport-Total.com) – Eine Kollision unter Teamkollegen ist das Letzte, was ein Teamchef auf der Rennstrecke sehen möchte. Richtig unnötig wird es aber, wenn das im Freien Training vorkommt. Genau das ist aber nun Porsche passiert – und das ausgerechnet beim Formel-E-Heimspiel in Berlin mit Lokalheld Pascal Wehrlein.
© Andrew Ferraro (Getty Images)
Der Porsche von Antonio Felix da Costa muss abtransportiert werden
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Wenige Augenblicke vor dem Ende des ersten Freien Trainings kollidierte der amtierende Weltmeister mit seinem Teamkollegen Antonio Felix da Costa und schickte diesen dabei in die Mauer. Die Rennleitung holte die rote Flagge heraus und brach die Session vorzeitig ab.
Da Costa hatte Wehrlein kurz zuvor überholt, doch auf dem Weg durch einen schnellen Knick auf die nächste Gerade fuhr Wehrlein dem Portugiesen ins Heck, der daraufhin in die Mauer lenkte.
„Ich wurde von Pascal getroffen und in die Wand geschickt“, beschwerte sich da Costa am Funk. Sein Renningenieur entgegnete: „Ich habe dir gesagt, dass er sich vorbereitet.“ Da Costa: „Ja, er hat sich vorbereitet, aber er war bereits vorne und hat dann in der letzten Kurve angehalten.“
So reagiert Florian Modlinger
Bei den anderen Teamverantwortlichen sorgte diese Szene für mächtig Erheiterung, und auch Porsche-Einsatzleiter Florian Modlinger konnte sich ein verschämtes Grinsen nicht verkneifen.
Doch natürlich war das nicht das, was er sich vom Auftakt in das Porsche-Heimspiel versprochen hatte: „Das ist etwas, das man definitiv nicht sehen will“, stellt er auf dem YouTube-Kanal der Formel E klar und kündigt ein Gespräch mit beiden Fahrern an. „Kein Kontakt zwischen Teamkollegen.“
Nun gilt es für das Team aufzuarbeiten, wie es zu dem Fauxpas kommen konnte: „Beide bereiteten sich auf eine schnelle Runde vor – Antonio für 300 kW, Pascal für 350 kW. Antonio hat Pascal in der letzten Kurve überholt, und dann kam es auf der Geraden zum Kontakt“, beschreibt Modlinger.
„Da müssen wir genau untersuchen, warum und was da passiert ist. Beiden wurde gesagt, dass sie auf einer Vorbereitungsrunde sind und die nächste Runde dann die schnelle sein wird.“ Konsequenz: „Wir werden jetzt mit den Fahrern sprechen, da könnt ihr sicher sein.“
Bestzeit im Training, Titel im Visier
Sportlich lief es für Porsche bis dahin ganz gut, denn Wehrlein holte sich auf dem Kurs auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof die Bestzeit. „Im Heimrennen wollen wir natürlich liefern, ganz klar – vor den deutschen Fans“, betont Modlinger. „Was die Performance angeht, sind wir zufrieden. Aber so wollen wir hier die Veranstaltung natürlich nicht beginnen, mit so einem Vorfall im FT1.“
Für Porsche geht es vor den letzten beiden Wochenenden der Formel E 2024/25 noch um die Titel bei den Teams und bei den Herstellern. In der Teamwertung liegt der Rennstall aktuell zehn Punkte vor Nissan auf Rang eins, in der Herstellerwertung, wo die besten Ergebnisse aller ausgerüsteten Teams zählen, liegt man jedoch vier Punkte hinter den Japanern.
„Das Ziel ist ganz klar, mit beiden Fahrern so viele Punkte wie möglich zu holen, um die Führung in der Teamwertung auszubauen. Und das Ziel ist auch, Nissan in der Herstellerwertung anzugreifen“, betont Modlinger. „Da haben wir in den letzten drei Rennen den Rückstand verkürzt – wir sind jetzt wirklich nah dran.“
Auch in der Fahrerwertung liegt man mit Wehrlein auf Rang zwei, allerdings hat der Weltmeister bereits 69 Punkte Rückstand auf Nissans Oliver Rowland, der in Berlin seinen ersten Titel feiern könnte.