Die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) hat mit ihrer Entwaffnung begonnen. Im Norden des Irak hat sie eine Zeremonie zur Niederlegung der Waffen abgehalten. 30 PKK-Kämpferinnen, darunter vier Kommandeure, verbrannten dabei ihre Waffen, wie eine Reporterin der Nachrichtenagentur AFP beobachtete. Die kurze Zeremonie wurde in einer Höhle in der Nähe von Suleimanija in der autonomen Region Kurdistan im Irak abgehalten.

Die Region dient als Rückzugsort für Kämpferinnen und Kämpfer der von
der Türkei als Terrororganisation verbotenen PKK. Kurz zuvor hatte die
kurdische Peschmerga im Nordirak nach eigenen Angaben noch zwei Drohnen
abgewehrt. Eine der Drohnen sei bei Suleimanija abgeschossen worden,
die zweite in der Provinz Kurki, sagte ein Peschmerga-Sprecher. 

Die Zeremonie ist Teil des Friedensprozesses zwischen der in der Türkei verbotenen
und als Terrororganisation eingestuften PKK und der Regierung in Ankara.
In türkischen Regierungskreisen hieß es, die Entwaffnung der PKK sei
ein „unumkehrbarer Wendepunkt“. Die Regierung in Ankara werde die Abrüstung, Stabilität und dauerhafte
Versöhnung in der Region unterstützen.

Über dem Berg, wo der Entwaffnungsprozess begann, kreisten Hubschrauber. Zahlreiche irakisch-kurdische Sicherheitskräfte hatten das Gebiet umstellt. Dutzende PKK-Kämpfer hätten in der Jasana-Höhle in der Stadt Dukan die Waffen abgegeben, teilten ein Angehöriger der irakischen Sicherheitskräfte und ein Vertreter der Regionalregierung mit. Der Ort liegt rund 60 Kilometer nordwestlich von Suleimanija in der Region Kurdistan im Norden des Irak.

© Lea Dohle

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Die Waffen sollen später im Rahmen einer weiteren Zeremonie zerstört werden, an der türkische und irakische Geheimdienstmitarbeiter, Vertreter der irakischen Regionalregierung Kurdistans und hochrangige Mitglieder der prokurdischen türkischen DEM-Partei teilnehmen werden. Diese spielte auch eine Schlüsselrolle dabei, dass die PKK sich zur Waffenabgabe entschieden hat.

Die Waffenabgabe sei Teil der dritten von fünf Phasen des umfassenderen Friedensprozesses, in dessen Mittelpunkt die Entwaffnung und Auflösung der PKK stehe, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf einen Insider. Eine weitere mit der Angelegenheit vertraute Person sagte, die nächsten Schritte umfassten die rechtliche Wiedereingliederung der PKK-Mitglieder in die Gesellschaft sowie Bemühungen um eine Versöhnung.

Abdullah Öcalan rief zu Auflösung auf

Die PKK hatte im Mai nach einem öffentlichen Aufruf ihres seit 1999 inhaftierten Chefs Abdullah Öcalan beschlossen, sich aufzulösen und ihren mehr als vier Jahrzehnte dauernden Kampf zu beenden. Seit Beginn des Aufstands der PKK gegen die Türkei im Jahr 1984 sind in dem Konflikt mehr als 40.000 Menschen getötet worden. Ziel der PKK war ein eigenständiges Kurden-Gebiet.

Die PKK hat seit Jahren in den Kandil-Bergen im Norden des Irak ihr Hauptquartier. Die türkische Armee hatte sie weit über die südöstliche Grenze der Türkei hinaus verdrängt. Die türkische Armee hat ihre Kämpfe gegen die PKK immer wieder auch auf irakisches Gebiet ausgedehnt und 2019 damit begonnen, auf irakischem Territorium an der Grenze zur Türkei dauerhafte Stützpunkte zu errichten und eine bis zu 30 Kilometer breite sogenannte Sicherheitszone geschaffen.

PKK fordert Sicherheitsgarantien für Kommandeure

Für die Zukunft beansprucht die PKK nach eigenen Angaben eine Teilhabe am politischen Leben in der Türkei. Die Kommandeure der PKK benötigten Sicherheitsgarantien bei einer Rückkehr in die Türkei, sagte PKK-Co-Chefin Besê Hozat der Nachrichtenagentur AFP. Zugleich verlangte sie Öcalans Freilassung.

Der Großteil der kurdischen Bevölkerung lebt in der Türkei, viele aber auch im Irak, in Syrien sowie im Iran. In all diesen Ländern stellen die Kurden eine ethnische Minderheit dar. 

PKK

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