Es wäre ein Horrorszenario: Der Strom in Berlin fällt aus, die Notstromaggregate der Wasserbetriebe versagen. Aus dem Hahn in der Küche kommt kein Tropfen mehr heraus. Für genau diesen Fall gibt es in Berlin 2091 sogenannte Notbrunnen. Sechzehn Modellvarianten über die Hauptstadt verteilt, sollen in diesem Ausnahmefall für Wasserversorgung sorgen.
Zwar ist das Wasser aus den Pumpen nicht direkt zum Trinken geeignet, nach dem Abkochen oder dem Desinfizieren mit Chlortabletten kann es aber ohne Bedenken verwendet werden. Um diese lebenswichtige Grundversorgung zu gewährleisten, haben die Berliner Wasserbetriebe im April die Notbrunnen zur Wartung und Reparatur vom Land Berlin übernommen.
Quote beschädigter Pumpen zu hoch
„Das ist eine gute Nachricht für die Resilienz des Landes Berlin im Verteidigungs- und Katastrophenfall“, sagte Umweltstaatssekretärin Britta Behrendt (CDU). Bislang lag die Verantwortung dafür bei den jeweiligen Bezirken.
In den Pilotbezirken Charlottenburg-Wilmersdorf und Spandau begannen die Wasserbetriebe Schritt für Schritt die unterschiedlichen Schwengelpumpen zu erfassen, sie im Zweifel zu warten oder zu reparieren. Von den bisher 881 in Berlin geprüften Pumpen sind 216 demnach reparaturbedürftig. „Wir haben massiven Handlungsbedarf. Im Krisenfall können wir uns diese Quote nicht leisten“, erklärte Behrendt.
Der Katastrophenschutz sei viel zu lange bundesweit vernachlässigt worden und müsse in Zukunft stärker in den Fokus rücken, forderte die CDU-Politikerin. „In die Pumpen unserer Stadt wurde in den letzten Jahren nicht sonderlich viel Geld investiert.“
In diesem Bereich wolle man in Zukunft mehr tun, auch in Zusammenarbeit mit der Senatsverwaltung für Inneres, die für Katastrophenschutz zuständig ist. Außerdem berate man sich mit dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BKK).
Viele Pumpen durch Vandalismus beschädigt
Bis zum Ende des Jahres könnte in Berlin bereits eine komplette Bestandsaufnahme der Notbrunnen vorliegen, sagte Wasserbetriebe-Vorstand Frank Bruckmann am Freitagmittag während eines Pressetermins im Nikolaiviertel. „Wir liegen damit vor dem Zeitplan, ursprünglich hatten wir 2026 angepeilt.“
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Zur Kategorisierung der Schwengelpumpen gehört auch das Erstellen einer zentralen Datenbank für alle Notbrunnen. Diese habe es in Berlin bisweilen noch nicht gegeben, sagte Behrendt. Zwar seien alle Modelle bekannt, die genauen Standorte teils aber nicht. Das soll sich nun ändern. Sind die schwerwiegenden Schäden vollständig dokumentiert, sollen die betroffenen Brunnen in Absprache mit der Senatsumweltverwaltung repariert werden. Kleinere Schäden an den Pumpen würden von den Mitarbeitern gleich vor Ort behoben werden, erklärte Vorstand Bruckmann.
Oft würden die Notbrunnen durch Vandalismus beschädigt, erklärte ein Mitarbeiter der Wasserbetriebe. Auch komme es gelegentlich vor, dass der Hebel von Dieben abgesägt wird. Schäden dieser Art können meist in wenigen Tagen repariert werden. Ist aber das Pumpwerk beschädigt, beispielsweise durch eine kaputte Dichtung, nimmt die Reparatur schon mindestens eine Woche in Anspruch.