Ukrainische Streitkräfte haben in der Nacht zum Freitag zwei strategisch wichtige Rüstungsbetriebe auf russischem Territorium attackiert. Ziel der Angriffe waren laut dem ukrainischen Generalstab die Voronin Aviation Plant in Lukhovitsy – ein Werk der MiG-Flugzeugproduktion – sowie das Shipunov-Institut für Raketenentwicklung in Tula. Die Angriffe erfolgten im Rahmen umfassender Bemühungen, die russischen Kapazitäten für Raketen- und Bombenangriffe zu schwächen.
Durchgeführt wurde die Operation von den Unmanned Systems Forces der ukrainischen Armee in Kooperation mit Spezialeinheiten und der Sicherheitsbehörde SBU. Nach Angaben der ukrainischen Militärführung wurde das MiG-Werk bei Lukhovitsy, das alle Fertigungsschritte von Bauteilverarbeitung bis hin zu Flugtests russischer Kampfflugzeuge abdeckt, von Explosionen erschüttert. Auch auf dem Gelände des Shipunov-Instituts, das Komponenten für russische Luftabwehrsysteme entwickelt, seien Detonationen, Rauchwolken und der Einsatz von Rettungsdiensten beobachtet worden, berichten unter anderem Ukrainska Pravda und Ukrinform.
Ukraine will Russlands Drohnen- und Bombenproduktion schwächen
Der Angriff ist Teil einer Serie gezielter Schläge gegen die militärisch-industrielle Infrastruktur Russlands. Erst vor wenigen Tagen war bei Dubna nordwestlich von Moskau das Kronshtadt-Drohnenwerk getroffen worden. Der ukrainische Generalstab betont, dass solche Operationen darauf abzielen, Russlands Fähigkeit zur Bombardierung ukrainischer Städte dauerhaft zu schwächen.
Offizielle russische Stellen äußerten sich bislang nicht zu den Schäden. Die ukrainische Seite kündigte an, die Ergebnisse der Angriffe zu evaluieren. Unabhängige Bestätigungen über das Ausmaß der Zerstörung liegen derzeit nicht vor.
Gezielte Drohnenangriffe auf Russland häufen sich
Die Attacke unterstreicht die wachsende Bedeutung unbemannter Systeme und Spezialeinheiten in der Kriegsführung. Während Kiew weiterhin auf westliche Unterstützung angewiesen ist, zeigt sich zugleich eine zunehmende Eigenständigkeit der ukrainischen Streitkräfte bei der Planung und Durchführung präziser Offensivaktionen tief im russischen Hinterland.
Die russische Luftabwehr hatte am Vormittag lediglich mitgeteilt, in der Nacht zum Freitag nach Angaben aus Moskau 155 ukrainische Drohnen abgefangen zu haben. 53 der Drohnen seien über der an die Ukraine grenzenden Region Kursk abgefangen worden, erklärte das russische Verteidigungsministerium. Erst am Vortag hatte es ukrainische Angriffe auf Moskau gegeben. Infolge der Vorfälle setzte die russische Luftfahrtbehörde Rosawiazija den Flugverkehr am Flughafen Kaluga – rund 200 Kilometer südwestlich von Moskau – vorübergehend aus.
Selenskyj bestätigt geplante Wiederaufnahme von US-Waffenlieferungen
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj stellte am Abend neue Waffenlieferungen von den USA und den europäischen Verbündeten in Aussicht. „Allen Berichten nach sind die (gestoppten) Waffenlieferungen wieder aufgenommen worden“, sagte der Staatschef in einer Videobotschaft. Kommende Woche seien Gespräche zur militärischen Unterstützung unter anderem mit dem US-Sondergesandten Keith Kellog geplant. „Wir bereiten auch neue europäische Rüstungspakete vor“, sagte Selenskyj. Zudem erwarte er „starke Schritte“ bezüglich neuer Sanktionen gegen Russland.