Großbritannien hat einen neuen Schritt gemacht, den man in Deutschland seit Jahren nur ankündigt: Die britische Regierung hat den UK Video Games Council ins Leben gerufen – ein unabhängiges Gremium, das künftig die politische und wirtschaftliche Strategie für die Gaming-Industrie des Landes mitgestalten soll. Mit dabei sind prominente Köpfe aus Studios wie Rebellion, Chucklefish, Ustwo Games und Microsoft. Ein starkes Zeichen für eine Branche, die man dort nicht nur als Kulturgut, sondern als ernstzunehmenden Wirtschaftssektor versteht.
Die Initiative geht zurück auf Sir Chris Bryant, Minister für Kreativwirtschaft, Kunst und Tourismus. Er ließ die Branche selbst entscheiden, wie sie vertreten sein will – und übergab Verantwortung, statt nur warme Worte. Der Rat soll zweimal im Jahr mit der Regierung zusammentreffen und dabei konkrete Empfehlungen zur Stärkung der Branche geben.
Ein klarer Plan und 30 Millionen Pfund auf dem Tisch
Der Council ist Teil des „Creative Industries Sector Plan“, den die britische Regierung bereits im Juni 2025 vorgestellt hatte. Enthalten ist ein Games Growth Package in Höhe von 30 Millionen Pfund, das gezielt in Entwicklung, Bildung und Unternehmensförderung fließen soll. Die Zusammensetzung des Rates – unter anderem mit Jason Kingsley (Rebellion), Tara Saunders (Larian) oder Maria Sayans (Ustwo) – zeigt, dass hier nicht nur Repräsentation, sondern echte Expertise gefragt ist.
Zum Vergleich: In Deutschland wird seit Jahren über die potenzielle Stärke des Standorts geredet. Doch in der Praxis müssen Entwickler jedes Förderprogramm einzeln durchklagen, bürokratische Hürden meistern und mit veralteten politischen Denkmustern kämpfen. Die Folge ist ein wachsender Standortnachteil, Talentschwund, und eine öffentliche Förderung, die eher Gnadenbrot als Wachstumsimpuls ist.
Großbritannien macht vor, wie es geht
Mit dem neuen Games Council hat Großbritannien verstanden, dass man die Gaming-Industry nicht einfach nur „feiern“ kann – man muss sie auch strategisch unterstützen. Und was in Großbritannien nun Form annimmt, ist in Kanada längst Alltag. Dort profitiert die Gaming-Industrie seit Jahren von massiven Steuererleichterungen, staatlicher Förderung und einem technologieoffenen Klima. Ubisoft, EA, Eidos – sie alle haben Studios in Montréal oder Vancouver, weil die Rahmenbedingungen stimmen. Und weil man in Kanada verstanden hat, dass Games nicht nur Entertainment sind, sondern Jobs schaffen, Innovation treiben und Exportmärkte öffnen.
Deutschland? Bleibt in Sonntagsreden stecken, während andere längst vorangehen. Wer das ernst meint mit „weltweit konkurrenzfähig“, muss aufhören zu reden – und anfangen zu handeln.