Leipzig – Rot geschminkte Lippen, blonder Schnauzbart und dazu ein großer Sonnenhut. In diesem auffälligen Look kam Rechtsextremistin Marla-Svenja Liebich (54) am Freitag ins Amtsgericht in Leipzig zur Berufungsverhandlung.
Dort wurde fünf Jahre nach einem Handgemenge mit einem Reporter bei einer Demonstration gegen Corona-Maßnahmen in Leipzig das Verfahren gegen ihn eingestellt. Das Amtsgericht hatte Liebich vor zwei Jahren – damals hieß Svenja noch Sven Liebich – wegen gefährlicher Körperverletzung zu sieben Monaten Knast verurteilt. Die drei mutmaßlichen Mittäter, darunter eine Frau, erhielten Bewährungsstrafen. Alle vier hatten gegen das Urteil Berufung eingelegt. Das Verfahren wurde eingestellt. Auflagen wurden Liebich vom Gericht nicht auferlegt.
Die Rechtsextremistin kam mit Erfrischungsgetränk und Schminkutensilien zur Verhandlung
Foto: Sebastian Willnow/dpa
Auseinandersetzung im November 2020
Das Geschehen bei der Demonstration am 7. November 2020 sei laut Richter Berthold Pfuhl unübersichtlich und dynamisch gewesen. In dem neuen Verfahren waren auch Videoaufnahmen gezeigt worden, wie auch der Reporter gegen Liebich einen Schlag austeilte. Anschließend kam es zu der Auseinandersetzung. Das Ermittlungsverfahren gegen den Journalisten war eingestellt worden.
Lesen Sie auch
Die angeklagte Rechtsextremistin ließ nun über ihren Rechtsanwalt erklären, dass ihr das Geschehen leidtäte. Sie habe aber selbst keinen körperlichen Angriff verübt. Sie räumte jedoch ein, den Reporter festgehalten zu haben. Auf Nachfragen wollte sie nach der Verhandlung nicht äußern.
Wegen Volksverhetzung rechtskräftig verurteilt
Erst vor anderthalb Monaten war Marla-Svenja vom Oberlandesgericht Naumburg (Sachsen-Anhalt) wegen Volksverhetzung, übler Nachrede und Beleidigung zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten rechtskräftig verurteilt worden.
Liebich organisiert seit zehn Jahren „Montags-Demos“ in Halle (Sachsen-Anhalt). Verbal bedrohte sie Politiker, Flüchtlinge, Homosexuelle oder Menschen anderen Glaubens und anderer Hautfarbe, auch zu Straftaten gegen diese Gruppen rief sie auf.