Einen Monat nach dem Absturz der Maschine von Air India im westindischen Ahmedabad ist eine mögliche Ursache gefunden worden. Ein vorläufiger Bericht der indischen Ermittler zeigt, dass drei Sekunden nach dem Start die Schalter für die Treibstoffzufuhr der Triebwerke fast gleichzeitig abgeschaltet wurden. Die Boeing 787 Dreamliner habe sofort an Schubkraft verloren und sei gesunken, heißt es in dem Bericht des indischen Amts für Flugunfalluntersuchungen (Aircraft Accident Investigation Bureau).

Das Flugzeug war am 12. Juni kurz nach dem Start auf dem Weg nach London
abgestürzt
. Zuvor war aus dem Cockpit ein
„Mayday“-Ruf abgegeben worden. Auf in Onlinenetzwerken veröffentlichten
Videos war zu sehen, wie die Maschine schnell an Höhe verlor, in ein Gebäude krachte und explodierte. Sie stürzte auf ein Wohnheim einer medizinischen Hochschule
nahe dem Flughafen von Ahmedabad. Laut Polizei wurden 265 Tote geborgen – darunter
auch zahlreiche Menschen, die sich zum Zeitpunkt des Unglücks nicht im
Flugzeug befanden. Der Flug AI171 hatte 242 Menschen an Bord, darunter
169 Inderinnen und Inder sowie 53 britische Staatsangehörige. Nur ein Insasse überlebte.

Aus dem Bericht geht nicht hervor, wie und warum die Schalter für die Treibstoffzufuhr der Triebwerke umgelegt wurden. Das Umlegen der Schalter unterbricht die Treibstoffzufuhr
fast augenblicklich. Diese Funktion wird normalerweise genutzt, sobald die Maschine am Flugsteig
angekommen ist; oder bei Notfällen wie etwa einem Brand der Triebwerke. 

Laut Bericht lag kein Notfall vor

In dem Bericht ist keine Rede von einem Notfall. Auch ein Versehen ist so gut wie ausgeschlossen. Ein Pilot könne
die Schalter für die Treibstoffzufuhr zu den Triebwerken nicht
versehentlich verstellen, sagte der US-Luftsicherheitsexperte John Cox. „Man kann sie nicht anstoßen, und sie bewegen
sich“, sagte er.

© Lea Dohle

Newsletter
Was jetzt? – Der tägliche Morgenüberblick

Vielen Dank! Wir haben Ihnen eine E-Mail geschickt.

Prüfen Sie Ihr Postfach und bestätigen Sie das Newsletter-Abonnement.

Auf dem Cockpit-Voice-Recorder ist zu hören, wie ein Pilot den anderen fragt, warum er den Treibstoff abgestellt hat. „Der andere Pilot antwortete, dass er dies nicht getan habe“, heißt es in dem Bericht. Aus dem Bericht geht nicht hervor, welche Äußerungen vom Flugkapitän und welche vom Ersten Offizier gemacht wurden. Beide Piloten galten als
erfahren.

Die Schalter wurden an der Absturzstelle in der „Ein“-Position vorgefunden. Dem
Bericht zufolge gab es Hinweise darauf, dass beide Triebwerke
vor dem Absturz aus geringer Höhe wieder gezündet wurden.

Das indische Amt für Flugunfalluntersuchungen sprach zunächst keine Empfehlungen gegen den
Flugzeughersteller Boeing oder den Triebwerksbauer General
Electric aus. „In diesem Stadium der Untersuchung gibt es keine Handlungsempfehlungen für die Betreiber und Hersteller von Boeing 787-8 und/oder GE GEnx-1B-Triebwerken“, hieß es. Air India kündigte nach Bekanntwerden des Untersuchungsberichts an, weiter eng mit den Ermittlern zusammenzuarbeiten. Von Boeing und General
Electric gab es zunächst keine Stellungnahme.

Air India steht seit dem
Absturz unter Beobachtung. Zuvor hatte die indische
Luftfahrtaufsicht die Fluggesellschaft wegen Verstößen gegen die
vorgeschriebenen Dienstzeiten von Piloten verwarnt. Zudem
kündigte die Flugsicherheitsagentur der Europäischen Union
(EASA) eine Untersuchung der Billigfluglinie Air India Express
an.