Sonne, blauer Himmel und 30 Grad – das bedeutet Stress für die Badeaufsicht. Dazu kommt: In Freibädern geht es immer respektloser zu – auch in Ingelheim oder Mainz.

Rainer Fehlau ist Betriebsleiter im Freibad Ingelheim. „Ich bin schon seit 35 Jahren Schwimmmeister, aber was wir an Unverschämtheiten ertragen müssen, ist inzwischen wirklich schlimm“, sagt er. Das habe sich in den vergangenen Jahren deutlich geändert.

An heißen Tagen sind bis zu 3.000 Menschen in dem Freibad mit 25-Meter-Becken und einem kleinen Spaßbecken. „Wir sind ein kleines gemütliches Freibad, eigentlich geht es friedlich zu, aber trotzdem müssen wir einen Sicherheitsdienst beschäftigen“, erklärt Fehlau.

Sicherheitsdienste müssen Schwimmmeister entlasten

13- bis 17-jährige Jugendliche kletterten regelmäßig über den Zaun des Schwimmbades. „Wenn sie erwischt werden, leugnen sie das und behaupten, sie hätten Eintritt bezahlt“, schildert Fehlau. „Und wenn wir dann ein Hausverbot erteilen, weigern sie sich, zu gehen.“

Als Schwimmmeister müsse er am Beckenrand stehen und aufpassen. Er habe keine Zeit, mit den Leuten zu diskutieren. Deshalb hat das Freibad einen Sicherheitsdienst engagiert, der dann notfalls auch die Polizei holt.

Das Freibad Ingelheim ist eigentlich ein ruhiges Familienbad. Aber wegen respektloser Jugendlicher brauchen die Schwimmmeister die Unterstützung eines Sicherheitsdienstes.

Das Freibad Ingelheim ist eigentlich ein ruhiges Familienbad. Aber wegen respektloser Jugendlicher brauchen die Schwimmmeister die Unterstützung eines Sicherheitsdienstes.

Generell beobachtet er, dass viele Jugendliche in großen Gruppen und ohne Schwimmsachen ins Freibad Ingelheim gehen. „Die kommen aus Mainz und Budenheim, um sich bei uns zu treffen und wollen gar nicht schwimmen“, so Fehlau. „Vielleicht fehlt ihnen an heißen Sommertagen ein Treffpunkt.“

Alzey

Murat Sözer bringt seinen Jugendlichen im Wartbergbad Alzey Regeln bei - er ist quasi ihr Benimmcoach.


Schubsen und Pöbeln sind tabu
Erzieher Murat geht als Benimmcoach mit Jugendlichen ins Freibad

Murat Sözer duldet bei „seinen“ Jugendlichen im Wartbergbad in Alzey kein schlechtes Benehmen. Er bringt ihnen stattdessen Rücksichtnahme und Regeln fürs Schwimmbad bei.

Sa.12.7.2025
13:00 Uhr

Arbeitsplatz

SWR1

Hausverbote sind an der Tagesordnung im Freibad

Auch das Rheinhessen-Bad in Nieder-Olm hat zwei Security-Mitarbeiter. „Die brauchen wir einfach, um die Schwimmmeister und die Frauen an der Kasse zu entlasten“, erklärt Eugen Diefenbach, Schwimmmeister im Rheinhessen-Bad .

An heißen Tagen seien bis zu 4.000 Menschen im Bad. Wenn sie lange anstehen müssten, behandelten viele dann die Kolleginnen an der Kasse respektlos, berichtet Eugen Diefenbach.

Wenn lange Schlangen an den Kassen sind, fangen manche an, die Kolleginnen an der Kasse zu beleidigen oder klettern einfach über den Zaun.

Immer mehr Menschen kämen ins Freibad, weil die Sommer heißer werden. „Wir Schwimmmeister greifen deshalb schnell durch“, sagt Eugen Diefenbach. „Bei so vielen Gästen müssen wir sofort handeln, wenn jemand von der Seite ins Becken springt oder an der Rutsche nicht wartet“, sagt er. Das funktioniere gut. „Und wenn jemand nicht aufhört, begleitet ihn der Sicherheitsdienst nach draußen.“

Schwimmmeister bekommen Deeskalations-Training vom BKA

Schnell handeln und nicht lange zusehen – diese Taktik verfolgt auch das Schwimmbad Mainz-Mombach. „Wenn Badegäste ihre Pommes an den Beckenrand mitnehmen oder von der Seite reinspringen, sprechen unsere Schwimmmeisterinnen und Schwimmmeister die Gäste besonnen an“, erklärt Betriebsleiter Alexander Brauer.

Jedes Jahr bekommen alle Mitarbeiter ein Deeskalations-Training von Fachleuten des Bundeskriminalamtes (BKA). Dabei lernen sie, Konflikte zu lösen.

Bei 30 Grad herrscht Hochbetrieb im Schwimmbad Mainz-Mombach. Die Schwimmmeisterinnen und Schwimmmeister sind alle geschult, um auf aggressive Badegäste besonnen reagieren zu können.

Bei 30 Grad herrscht Hochbetrieb im Schwimmbad Mainz-Mombach. Die Schwimmmeisterinnen und Schwimmmeister sind alle geschult, um auf aggressive Badegäste besonnen reagieren zu können.

Wenn doch mal ein Streit entstehe, wendeten die Schwimmmeister zum Beispiel das „Vier-Augen-Prinzip“ an. „Sie rufen eine Kollegin oder Kollegen, der frisch in die Situation kommt und besser beschwichtigen kann“, so Brauer. „Bei bis zu 6.500 Besuchern an heißen Tagen müssen wir gut vorbereitet sein“, sagt Brauer, „aber es läuft bei uns. Einen Sicherheitsdienst brauchen wir nicht.“

„Sexuelle Übergriffe haben wir im Schwimmbad Mainz-Mombach auch noch nicht gemeldet bekommen“, sagt Betriebsleiter Alexander Brauer. Und wenn ein Mädchen oder eine Frau einen Vorfall melden würde, seien seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angewiesen, sofort die Polizei zu rufen.

Keine sexuellen Übergriffe bisher in rheinhessischen Freibädern

Die Zahlen des Polizeipräsidiums Mainz bestätigen das. Laut Pressesprecher Rinaldo Roberto haben Badegäste der rheinhessischen Schwimmbäder bisher in diesem Jahr keine sexuellen Belästigungen angezeigt. „Vielleicht gibt es eine Dunkelziffer, aber dann kann man den Frauen nur raten, auf alle Fälle eine Anzeige zu erstatten“, rät der Polizeisprecher. „Die psychische Belastung nach so einem Vorfall kann schon massiv sein.“

Insgesamt sei es aber in den rheinhessischen Schwimmbädern ruhig. „Wir sind in dieser Saison noch nicht zu einem Einsatz in eines der Bäder gerufen worden. Die Schwimmmeisterinnen und Schwimmmeister regeln das alleine.“