Fußball

Union Berlin wappnet sich für Premiere in der Frauen-Bundesliga

Fr 11.07.25 | 16:30 Uhr | Von Jakob Lobach

Spielerinnen des 1. FC Union feiern ein Tor im Spiel gegen Mönchengladbach | Bild: IMAGO/ContrastBild: IMAGO/Contrast

Anfang September starten Union Berlins Frauen in ihr Bundesliga-Abenteuer. Die Köpenickerinnen scheinen gut gewappnet – dank finanzieller Investitionen und vielversprechender Transfers. Eine Spielerin sticht heraus. Von Jakob Lobach

Es wird ein Wiedersehen mit alten Bekannten unter gänzlich neuen, sogar historischen Vorzeichen: Anfang September empfängt die Frauenmannschaft des 1. FC Union Berlin den 1. FC Nürnberg im Stadion an der Alten Försterei. In der vergangenen Saison standen sich die beiden Mannschaften noch auf dem Rasen der zweiten Liga gegenüber, nun feiern die Köpenickerinnen gegen die Franken ihre Premiere in der Fußball-Bundesliga.


Auf Union wartet die Crème de la Crème

Am Freitagvormittag wurde der Spielplan für die Saison 2025/26 zumindest schon einmal grob vorgestellt. Wenngleich die genauen Spieldaten fehlten, waren die großen Namen dabei. Der FC Bayern, Eintracht Frankfurt, der VfL Wolfsburg – Union Berlin trifft ab sofort auf nicht weniger als die Crème de la Crème des deutschen Frauenfußballs.

Verbunden mit dieser Tatsache ist eine große Frage: Wie werden sich die ambitionierten Köpenickerinnen nach ihrem Durchmarsch gen Bundesliga in ebendieser schlagen? Die Transfers der vergangenen Wochen und die Investitionen der vergangenen Jahre machen Hoffnung auf ein erfolgreiches Bundesligadebüt ohne große Abstiegssorgen.


Union Berlin wie RB Leipzig?

„Ich würde Union ein bisschen mit RB Leipzig vergleichen“, sagt Nina Potzel. Die gebürtige Brandenburgerin ist Sportjournalistin, hostet unter anderem gemeinsam mit Miriam Sinno und dem FUMS Magazin den „Frauen. Fußball. Podcast.“ Potzel kennt sich aus im Fußball der Frauen und weiß, „dass der Leipzig-Vergleich den Fans von Union sicherlich nicht gefallen wird.“ Dabei ist er im Kontext der Frauenmannschaft als eindeutiges Kompliment gemeint.

Schließlich etablierten sich die Leipzigerinnen nach ihrem eigenen Aufstieg in die Bundesliga im Sommer 2023 dort prompt und ohne große Probleme. „Leipzig ist mit einem klaren Plan in die Bundesliga gegangen und hat richtig investiert“, sagt Potzel, „und das erkennt man bei Union auch.“ Die Vereinsführung um Jennifer Zietz hat nicht nur in den vergangenen Jahren viel Strukturarbeit geleistet, sie war auch auf dem sommerlichen Transfermarkt bereits sehr umtriebig und erfolgreich.

Ich gehe davon aus, dass Union mit dem Abstieg nicht viel zu tun haben wird.

Nina Potzel, Sportjournalistin

Gemessen an den bisherigen Zugängen der Köpenickerinnen gehen diese durchaus ambitioniert in ihre erste Erstligasaison. „Spätestens seit dem Transfer von Tanja Pawollek gehe ich davon aus, dass Union mit dem Abstieg nicht viel zu tun haben wird“, sagt Potzel. Auch die anderen Union-Zugänge, darunter die Stürmerinnen Sophie Weidauer von Werder Bremen und Eileen Campbell vom SC Freiburg, wirken vielversprechend. Symbolisch für Unions Ambitionen steht dennoch Pawollek.


Tanja Pawollek als Königinnentransfer und Symbolbild

Die 26-Jährige spielt nicht nur aktuell mit der polnischen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in der Schweiz, sie war auch bis zuletzt Kapitänin beim Top-Team Eintracht Frankfurt. Pawollek nach Berlin zu lotsen, ist ein personelles Statement des 1. FC Union. Zumal der Klub nicht nur mit seinem spannenden Projekt und der Stadt Berlin werben, sondern Pawollek Gerüchten zufolge auch mehr Gehalt bieten konnte als die Eintracht, die kommende Saison immerhin in der Champions-League-Qualifikation starten wird.

Die neue Anführerin: Tanja Pawollek im Trikot des polnischen Nationalteams | Bild: IMAGO/ShutterstockDie neue Anführerin: Tanja Pawollek im Trikot des polnischen Nationalteams | Bild: IMAGO/Shutterstock

Unabhängig vom Wahrheitsgehalt dieser Gerüchte ist unstrittig, dass Union Berlin seit einigen Jahren viel Geld in seine Frauenmannschaft investiert, das diese nicht selbst erwirtschaftet hat. „Im Grunde macht Union aktuell genau das, was viele Menschen im Männerfußball nicht leiden können“, sagt Potzel. Sie spricht von „krassen Investments“, von dem millionenschweren Trainingszentrum für die Jugend- und Frauenmannschaft und davon, dass Union für den sportlichen Erfolg finanziell in Vorleistung gegangen sei.

„Einerseits passt das nicht so richtig zu dem kultigen Verein, als der Union sich gerne präsentiert“, sagt Potzel, „andererseits braucht es diese großen Investitionen bei den Frauen. Es geht nicht anders.“ Schließlich sind die Klubs, die nun unbedingt auch mit ihren Frauenmannschaften erfolgreich sein wollen, zahlreich und namhaft. So warten in der Bundesliga neben dem FC Bayern, RB Leipzig und Co. auch Vereine wie Bayer Leverkusen, Werder Bremen und der Hamburger SV auf Union Berlin.


Die Alte Försterei als Trumpf

Große Namen, deren Mannschaften ein hohes sportliches Niveau mit sich bringen. „Das ist schon ein riesiger Unterschied zur zweiten Liga“, erklärt Potzel. Man sehe regelmäßig Mannschaften, „die in der zweiten Liga alles kurz und klein schießen, sich dann aber in der Bundesliga nicht etablieren können.“ Zuletzt wurde das sang- und klanglos abgestiegene Turbine Potsdam zum Paradebeispiel dafür, wie unerlässlich strukturelle und sportliche Investitionen auch im Fußball der Frauen mittlerweile sind.

Ein besonderes Stück Struktur wird hierbei in der kommenden Saison ein großer Köpenicker Vorteil sein: das Stadion an der Alten Försterei. Bereits in der vergangenen Zweitligasaison führte der 1. FC Union dort mit durchschnittlich rund 7.000 Fans pro Spiel den deutschen Fußball der Frauen an. Kommende Saison dürfte es noch ein wenig voller und lauter im Stadion werden, und das nicht nur beim Bundesligadebüt gegen Nürnberg.

Sendung: rbb24 Inforadio, 11.07.2025, 15:15 Uhr