Die überarbeitete Auflage von „Glücksorte in Münster“ ist erschienen. (Foto: Michael Bührke)
Wenn ein Buch in aktualisierter Neuauflage erscheint, sagt das auch etwas über die Qualität des Werks aus. Offenbar hat sich die erste Auflage so gut verkauft, dass es sich lohnt, Geld in eine weitere, überarbeitete Auflage zu investieren. Bei „Glücksorte in Münster“ ist dies wenig erstaunlich, das Buch von Karin und André Niedostadek ist ein echter Tippgeber für alteingesessene und neue Münsteranerinnen und Münsteraner.
Selbst in einer traditionsreichen Stadt wie Münster vollzieht sich der Wandel. So ist ein Buch, dessen Autorinnen und Autoren es sich zum Ziel gesetzt haben, Glücksorte zu identifizieren, stets von schwindender Aktualität bedroht. War das Museum für Lackkunst mit seiner markanten roten Treppe in der ersten Ausgabe noch Wert, in die Riege der Glücksorte aufgenommen zu werden, musste es als Folge der Schließung auch aus dem Buch verschwinden. Dafür sind andere nachgerückt. Manche sind dem Eingeborenen bereits gut bekannt, andere sind echte Neuentdeckungen. Die schön geschriebenen und gut recherchierten Hintergrundinformationen machen auf jeden Fall Spaß, das Buch in die Hand zu nehmen.
Das Werk „Datum“ von Mark Formanek ist für das Autoren-Duo ein Glücksort in Münster. (Foto: Michael Bührke)
Direkt der erste Glücksort dürfte für viele Leserinnen und Leser eine Überraschung sein, „Speakers Corner“ an der Ecke Windthorststraße und Promenade. Hand aufs Herz, wer hat dort schon mal jemanden erlebt, der öffentlich seine Meinung von sich gab? Vielleicht ist das Buch eine schön Anregung, diesen etwas vergessenen Ort wiederzubeleben. Manche der 80 Glücksorte haben etwas damit zu tun, Geld ausgeben zu müssen. Seien es Kneipen im Kuhviertel, Geschäfte für Fahrradklingeln oder Hot Dog Läden. Offenbar scheint der Popsong „Best things in life are free“ zumindest in Münster nicht zu passen, oder etwa doch? Natürlich gibt es viele Glücksorte, die frei zugänglich sind und nichts kosten. Die Rieselfelder, der Droste-Lyrikweg oder auch versteckte Kleinode wie der Baum, der einst vom Dalai Lama im Friedenspark gepflanzt wurde.
Die „Golden Free Chicken Bridge“ in Sandrup. (Foto: Michael Bührke)
In einem Buch über besondere Orte in Münster dürfen auch die vielen Skulpturen im öffentlichen Raum nicht fehlen. Hier fokussieren sich Karin und André Niedostadek nicht auf die kulturellen Blockbuster wie die Giant Pool Balls, sondern legen sich gemeinsam mit dem Leser in das weiche Gras unter Ilya Kabakovs „Blickst Du hinauf und liest die Worte…“ oder feiern mit hunderten Schaulustigen das regelmäßige Auswechseln eines Blechschildes. Manche Glücksorte kennen die Leserinnen und Leser vielleicht aus unserer Reihe mit Radtouren „Ab auf die Leeze“, wie zum Beispiel die grandiose „Golden Free Chicken Bridge“ in Sandrup.
Wenn im Klappentext von 80 Glücksorten geschrieben wird, ist dies eigentlich eine Untertreibung. Den meisten dieser Kapitel ist ein zusätzlicher „Tipp“ hinzugefügt, so wird zum Beispiel bei der Vorstellung des inklusiven Restaurants „1648“ im Stadthaus 1 auf das Café Bistro 21 in der Uniklinik verwiesen. Zu jedem Glücksort werden, sofern vorhanden, Kontaktdaten und Anreisemöglichkeiten mit dem ÖPNV genannt. Eine „Glückskarte“ am Ende des Buchs gibt einen Hinweis darauf, wo in etwa der Glücksort zu finden ist. „Glücksorte in Münster“ ist eine echte Empfehlung, wenn es darum geht, die Stadt neu kennenzulernen.
„Glücksorte in Münster – Fahr hin & werd glücklich“; Droste Verlag GmbH, 2025. 168 Seiten. ISBN: 978-3-7700-2745-3. 16,00 Euro
Michael wurde im niedersächsischen Celle geboren und kam 1990 zum Studieren nach Münster. Er ist Geograf und arbeitet heute in der Unternehmskommunikation. Seine Schwerpunkte liegen in den Bereichen Umwelt, Gesundheit und Soziales aber auch in den Naturwissenschaften. Michael ist leidenschaftlicher Radfahrer, Wanderer und Amateurfotograf.