Im Rahmen eines Ortstermins auf dem Baufeld des Haller Neubaugebietes an der Masch haben Bürgermeister Thomas Tappe, Björn Hüllbrock, Vorstand der Wohnungsgenossenschaft Postweg e.G., sowie Rainer Heller von der Pyramis GmbH einen Appell ins politische Berlin und Düsseldorf gerichtet, das nach dem Vorbild des „Detmolder Modells“ geplante Baugebiet mit ausreichenden Fördermitteln und Darlehen für bezahlbaren Wohnraum zu unterstützen.

Die Stadt Halle erfreut sich großer Beliebtheit. Das Wachstum stellt die Kommune jedoch vor große Herausforderungen auf dem Wohnungsmarkt. Vor allem für Menschen mit geringem und mittlerem Einkommen wird bezahlbarer Wohnraum zunehmend knapp.

Appell an die Bundes- und Landesregierung

„Wir möchten als Stadt mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, dass nachhaltiger, klimafreundlicher und gleichzeitig bezahlbarer Wohnungsbau möglich ist – wenn die Rahmenbedingungen stimmen“, so Bürgermeister Thomas Tappe. „Dafür brauchen wir aber die verlässliche Unterstützung der Bundes- und Landespolitik – insbesondere durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau sowie Wohnraumfördermittel der NRW.BANK, ohne die das Projekt nicht realisiert werden kann.“

In der vergangenen Woche wurde bekannt, dass die verbindliche Zusage von beantragten Fördermitteln durch den Kreis Gütersloh an die Stadt Halle vorerst zurückgestellt wurde. Begründet wird dies damit, dass nun zunächst andere Kommunen im Kreisgebiet „an der Reihe“ seien. Dieser Umstand stellt die weiteren Planungen für das Baugebiet an der Masch vor unerwartete Schwierigkeiten, obwohl der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum in Halle weiterhin dringend ist.

Auch Michael Kirchner, Mitgeschäftsführer der Wohnungsbaugenossenschaft Postweg e.G., nimmt hierzu Stellung: „Land und Bund bringen Kommunen und Kreise in die unglaubliche Situation, dass existenzielle Bauprojekte für mehr bezahlbaren Wohnraum wie in der Masch zurückgestellt werden, weil die Mitteltöpfe beschränkt sind. Ich kann dem Bürgermeister nur beipflichten, dass Bund und Land in der Pflicht stehen, ausreichend Mittel bereitzustellen, um dieses brennende Problem in den Kommunen anzugehen.“

Natürlich teile er den Optimismus von Bürgermeister Thomas Tappe, dass man in absehbarer Zeit mit dem Neubau in der Masch beginnen könne. „Auch wenn ich die Intention des Kreises Gütersloh verstehen kann, so kann es doch nicht sein, dass die Kommunen, die aktiv das existenzielle Wohnungsbauthema vor Ort angehen, zum Nichtstun verdammt werden.“

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Die Genossenschaft Postweg e.G. ist ein Gemeinschaftsprojekt der Stadt Halle, der TWO und des Münsteraner Projektentwicklers Pyramis Immobilien Entwicklungs GmbH. Ihr Ziel: bezahlbaren und nachhaltigen Wohnraum für die Bürgerinnen und Bürger in Halle zu realisieren – ganz ohne Belastung des städtischen Haushalts.

Ein Beispiel für die konkrete Umsetzung ist das jüngst errichtete Mehrfamilienhaus am Postweg, das auf einem Grundstück steht, das die Stadt im Rahmen eines Aktivtauschs in die Genossenschaft eingebracht hat. Planung und Bau übernahm auch hier die Pyramis GmbH. un Wohneinheiten, das den Anforderungen der aktuellen KfW-Förderrichtlinien entspricht.

Die Haller folgen mit ihrer Genossenschaft dem erfolgreichen Beispiel aus Detmold, wo durch die Gründung einer kommunalen Wohnungsgenossenschaft bereits über 100 Menschen bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung gestellt werden konnte. Das Besondere am Modell: Die Kommune bringt ein Grundstück ein, übernimmt keine Bauherrnaufgaben, bleibt aber steuerndes Mitglied der Genossenschaft und kann die sozialen und wohnungspolitischen Ziele dauerhaft sichern.

Das „Detmolder Modell“

Die Finanzierung erfolgt über zinsgünstige Kredite. Die Mieten decken die Tilgung – eine Gewinnerzielung ist nicht vorgesehen. Zudem werden alle bautechnischen Aufgaben an erfahrene Partner wie der Pyramis übertragen, wodurch die Verwaltung entlastet wird.

Björn Hüllbrock, städtischer Kämmerer und Vorstand der Wohnungsgenossenschaft Postweg e.G., hofft nun, dass an der Masch die Erfolgsgeschichte weitergeschrieben werden kann. „Wir haben gezeigt, dass wir es können – jetzt müssen auch die Kredite für unsere Pläne an der Masch zur Verfügung gestellt werden. Dafür ist es wichtig, dass die neue politische Führung in Berlin und Düsseldorf das Detmolder Modell kennen und schätzen lernt.