Alle vier achten Klassen des Templiner Gymnasiums haben Spuren an den legalen Graffiti-Wänden an der Kurmeile hinterlassen: ein Projekt im Kunstunterricht, begleitet und geplant von den Lehrerinnen Anja Walter und Kristin Schenk.

Von Tags bis zu Farbverläufen

„Zuerst ging es im Unterricht um Theorie“, so Kristin Schenk. „In einer eigens eingerichteten ‚Graffiti-Werkstatt‛ beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler mit grundlegenden Gestaltungstechniken: Tags, Schriftzüge, Buchstabenformen und Farbverläufe wurden ausprobiert und geübt – alles auf Papier.“

Dann sei ein Profi mit ins Boot geholt worden. Jacob Schnaak, Leiter der Offenen Kinder- und Jugendarbeit der Stadt Templin, habe Wissen und wichtige Grundlagen zum Thema Graffiti vermittelt: „Es ging um Technik, Material und rechtliche Aspekte.“

Höhepunkt des Projekts waren die beiden Praxistage an der Templiner Kurmeile. „Dort konnten die Schüler ihre zuvor entwickelten Entwürfe mit der Spraydose umsetzen. Dabei entstand Beeindruckendes – bunt, kreativ und individuell. Die Jugendlichen waren motiviert bei der Sache und genossen die Gelegenheit, sich im öffentlichen Raum gestalterisch auszuprobieren“, sagt Kristin Schenk.

Gleich einen ganzen Jahrgang erreicht

Ein Eindruck, den Jacob Schnaak nur bestätigen kann. „Wir bieten solche Projekte auch über das Jugendhaus ‚Villa‛ im Rahmen von Jugendweihestunden an. Thema soll das künftig auch an den weiterführenden Schulen sein. Die Zusammenarbeit mit dem Templiner Gymnasium war eine Premiere und hat sich perfekt mit dem Unterricht ergänzt.“ Gleich einen ganzen Jahrgang mit diesem Angebot zu erreichen, sei eine gute Sache.

Legales Sprayen ist in solchen Projekten immer ein Schwerpunkt, betont Jacob Schnaak. „Stichwort Prävention. Wer mit Graffiti das Eigentum anderer beschädigt, begeht eine Straftat. Das wird den Jugendlichen dementsprechend vermittelt. Sie selber möchten ja auch nicht, dass ihnen das passiert.“ Ästhetik und Kunst einerseits habe andererseits nichts mit Vandalismus zu tun.

Der Transporter des Blumenladens "Callafleur" war mit Graffiti besprüht worden.Bild vergrößern

Der Transporter des Blumenladens „Callafleur“ war mit Graffiti besprüht worden. (Foto: Privat)

Wie ärgerlich Letzteres ist, hat vor Kurzem Nils Gerloff, Filialleiter des Blumenladens „Callafleur“ in der Templiner Bahnhofstraße erfahren müssen. Der Transporter des Geschäftes war mit Graffiti besprüht worden. „Das Dach des Fahrzeugs muss wahrscheinlich neu lackiert werden“, ließ er wissen. „Vielleicht braucht man in Templin mehr Flächen, auf denen Graffiti erlaubt ist. Gut möglich, dass solche Vorfälle, wie wir sie erlebt haben, dann seltener passieren“, kann sich Nils Gerloff vorstellen.

Drei Orte für legales Sprayen

„Es gibt solche legalen Graffiti-Wände in Templin“, reagiert Jacob Schnaak auf den Hinweis. „Neben der Kurmeile findet man sie auch in unmittelbarer Nähe zur Kirche am Wassertor sowie der Goetheschule.“ Diejenigen, die sich dort ausprobieren möchten, finden vor Ort die Regeln, die dafür gelten. „Graffitis sind vergängliche Kunst. Wenn die Sprayerwände voll sind, dann darf man die Arbeiten anderer übersprühen“, so der Fachmann.