DruckenTeilen
Der Kasseler Hüttenwirt Niklas Meibert, der seit eineinhalb Jahren das Hannoverhaus in Kärnten betreibt, hat am Dienstag einen Wintereinbruch erlebt – und das mitten im Sommer.
Kassel/Kärnten – Der Beginn der Sommersaison in den Alpen war aus Bergsteiger-Perspektive fast zu schön, um wahr zu sein. Bereits im Juni waren viele Altschneefelder getaut. Das ist längst nicht jedes Jahr der Fall. Beste Bedingungen für Gipfeltouren, die mit Blick auf den Klimawandel und dessen Folgen für die Gletscher allerdings einen bitteren Beigeschmack haben. Dass die Berge wettertechnisch aber nach wie vor machen, was sie wollen, hat der Kasseler Hüttenwirt Niklas Meibert, der seit eineinhalb Jahren das Hannoverhaus in Kärnten betreibt, dieser Tage eindrücklich erfahren: Mitten im Sommer ist er am Dienstag in einer Winterwunderlandschaft aufgewacht.
Eingeschneit: Das Hannoverhaus liegt auf 2565 Metern Höhe in Kärnten. © privat
Nach einem Wettersturz sind auf 2565 Metern Höhe 20 Zentimeter Neuschnee gefallen. Da staunten der 30-Jährige und sein Team nicht schlecht. In den Alpen halten sich Sommer und Winter eben nicht zwingend an die Jahreszeiten. „Der April und der Mai waren in den Bergen super verregnet. Im Juni gab es dann richtig viele schöne und sonnige Tage. Und jetzt: Von einem auf den anderen Tag Schnee“, erzählt Meibert. „Plötzlich war hier oben alles weiß.“
Kasseler erlebt Wintereinbruch im Juli
Eigentlich wollte der junge Hüttenwirt Anfang der Woche einen neuen Mitarbeiter aus Hessen empfangen. „Der konnte dann aber nicht mit der Seilbahn hochfahren.“ Der Betrieb sei für kurze Zeit eingestellt worden. „Es war zwischenzeitlich nicht nur kalt, sondern auch stürmisch.“ Ab und zu falle zurzeit immer noch Schnee.
Für viele Gäste, die mittlerweile wieder mit der nahegelegenen Bahn hinauffahren können, sei das durchaus aufregend, sagt Niklas Meibert. Manche kämen einfach nur, um einen Schneemann zu bauen. Allerdings seien zuletzt auch zahlreiche Stornierungen eingegangen. Die Hütte liegt mitten im Ankogelskigebiet – im Sommer ist das ein äußerst beliebter Ausgangspunkt für Wanderungen. Meibert: „Gäste, die eigentlich den Höhenweg machen wollten, haben dann eben kurzfristig abgesagt.“
Dick eingepackt: Hüttenwirt Niklas Meibert aus Kassel in einer alpinen Winterlandschaft – mitten im Sommer. © privat
Der Schnee sei zurzeit sehr nass und seifig, sagt der Hüttenwirt. „Ein paar Hartgesottene sind trotzdem zu uns hochgewandert.“ Wegen der Rutschgefahr müsse man aber sehr gut aufpassen. Neuschnee in den Alpen hat oft eine ganz andere Beschaffenheit, als dies Altschneefelder aus dem Winter haben, die im Frühsommer häufig mit Trittspuren versehen sind und in der Regel gut durchquert werden können.
Kasseler kann sich keinen schöneren Arbeitsplatz vorstellen
Niklas Meibert weiß, dass er in seinem Traumjob mit den Launen des Wetters umgehen muss. „Letztes Jahr mussten wir wegen zwei Metern Neuschnee im September früher als geplant zu machen.“ In manchen Wintern wiederum gebe es kaum Schnee. Dennoch kann sich der Kasseler keinen besseren Arbeitsplatz vorstellen – genau wie sein Kumpel Lukas Decker. Der kommt ebenfalls aus Kassel und betreibt die Kasseler Hütte im Zillertal. „Ich bin regelmäßig mit ihm in Kontakt. Die Hütte liegt rund 400 Meter niedriger als unsere. Deswegen sieht es dort derzeit nicht so wild aus.“ (Daria Neu)
Auch im Winter geöffnet
Das Hannoverhaus liegt auf 2565 Metern mitten im österreichischen Ankogelskigebiet und ist im Sommer ein wichtiger Stützpunkt am Tauernhöhenweg im Nationalpark Hohe Tauern. Es ist von Ende Dezember bis Ende März und von Juli bis Ende September geöffnet. Tagsüber kommen rund 300 Gäste. Eine Seilbahnstation ist nur zehn Minuten entfernt. Etwa 50 Menschen können in den 14 Zwei- und Mehrbettzimmern der modernen Bergsteiger- und Skifahrerunterkunft, die nach einem Brand vor gut zehn Jahren neu errichtet wurde, schlafen.