Ein Monat Zypern: Sonne, Strand – und Pflegepraxis. Mit einem Erasmus-Stipendium im Gepäck verbrachte Selin Paca, zur Zeit im zweiten Ausbildungsjahr zur Pflegefachfrau an der KRH Akademie, vier Wochen auf der Mittelmeerinsel Zypern und sammelte dort nicht nur Sonne, sondern vor allem Erfahrungen im Pflegealltag eines anderen europäischen Gesundheitssystems. Der Auslandsaufenthalt bot ihr neue fachliche Einblicke, kulturellen Austausch – und die Chance, über den Tellerrand hinauszublicken.
3 Stunden zeigt die Anzeigetafel am Flughafen Köln – Selin hält ihren Boardingpass bereit. Nächstes Ziel: Paphos an der Westküste Zyperns. „Ich war ziemlich aufgeregt, als ich am Gate stand. Zum ersten Mal alleine zu reisen – und dann gleich für einen ganzen Monat“, erzählt die 23-Jährige im Nachgang.
An ein Erasmussemester hatte sie ursprünglich nie gedacht. Erst ein Gespräch mit einer Mitschülerin in der Fahrschule brachte sie auf die Idee: Warum eigentlich nicht selbst ins Ausland gehen? Zunächst informierte sie sich auf der Webseite der KRH Akademie: Auszubildende im zweiten Lehrjahr haben die Möglichkeit, für 4 bis 7 Wochen einen Auslandspraxiseinsatz zu absolvieren. Ziel ist es, internationale Erfahrungen zu sammeln, den gegenseitigen Austausch zu fördern und sich persönlich sowie fachlich weiterzuentwickeln. Die Finanzierung wird durch das Erasmus-Stipendium der EU-Kommission und das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt. Bei der Planung half ihr ihre Kursleitung. Zusammen wurde dann das weitere Vorgehen geplant.
Ihre erste Wahl fiel auf Irland. „Vor allem, weil dort Englisch gesprochen wird.“ Doch dort waren alle Plätze bereits vergeben. Für Selin kein Grund, den Plan aufzugeben: Stattdessen entschied sie sich für eine Alternative mit Sonne, Kiesstränden und Linksverkehr – den englischsprachigen Teil Zyperns. Im Praxiseinsatz unterstützte die angehende Pflegefachfrau verschiedene Abteilungen im Blue Cross Hospital. Anfangs gab es zwar einige Sprachbarrieren, doch diese lösten sich schnell. „Viele Patient*innen sprechen Englisch, zum Glück auch einige der Kolleg*innen“, berichtet die Auszubildende. Im Blue Cross Hospital hatte sie eine direkte Ansprechpartnerin, die sie immer mitgenommen hat und bei aufkommenden Sprachbarrieren unterstützt hat.
Nach Feierabend genoss sie die Sonne am Strand, schlenderte durch die Altstadt oder verbrachte die Abende mit drei weiteren Erasmus-Auszubildenden aus Deutschland – eine Erfahrung, die ihr durch die Unterstützung der KRH Akademie erst ermöglicht wurde.
Am nachhaltigsten blieb ihr jedoch die Gastfreundschaft in Erinnerung. Ob Patient*innen, Kolleg*innen oder der Bäcker, an dem sie jeden Morgen vorbeikam – alle begegneten ihr offen und freundlich, kümmerten sich und nahmen sie schnell in ihre Gemeinschaft auf.
Und was gab es eigentlich für Unterschiede zwischen Krankenhäuser in Zypern und Deutschland?
„Zwischen Mitarbeitenden und Patient*innen herrschte eine herzliche Atmosphäre, hier hießen alle ‚Darling‘ “, sagt sie rückblickend. „Es gab gar kein Dienstzimmer – dafür eine Pause für alle im Café.“
Was sie aus ihrem Aufenthalt mitnimmt:
„Ich bin viel offener geworden, traue mir jetzt mehr zu und bin in dieser Zeit deutlich mutiger geworden. Mir wurde viel zugetraut.“ Allein in einem fremden Land zu sein, fern von Familie und Freunden, sei aufregend und mitunter herausfordernd – aber genau dieser Schritt bringe einen weiter, zeige die eigenen Grenzen auf und lasse einen darüber hinauswachsen. Ihre Erfahrungen nimmt sie mit nach Deutschland – Offenheit, Selbstbewusstsein und Mut inklusive.
Selin steht kurz vor ihrem Examen, einen Erasmusaufenthalt würde sie jederzeit wiederholen. „Seine Komfortzone zu verlassen hat noch nie geschadet, manchmal müssen Dinge einfach mal nicht klappen –damit es umso schöner wird.“