Was ist der Unterschied zwischen dem sächsischen Humor damals und dem heute?
Wenn man heute von sächsischem Humor redet, dann muss man immer von Menschen reden, die Hochdeutsch sprechen, aber in Sachsen leben. Sächsischer Humor lebt vom Dialekt – ohne Dialekt könnte man den gar nicht transportieren. Bei vielen jungen Leuten fällt das ja heute aus, selbst wenn ich an meine eigenen Enkel denke. Den sogenannten sächsischen Genitiv zum Beispiel benutzt ja keiner mehr. Ich erinnere mich an die Bezeichnung einer Frau für das alte Auto eines Kollegen, das war „Harryn seine Schmette“ – das versteht ja heute kaum noch jemand. Auch die Arbeitsstätten sind heute meiner Ansicht nach keine Brutstätten mehr für Humor. Die Leute sind alle viel zu sehr im Stress. Meine Beobachtung ist, dass die Leute ihre Fassade viel mehr wahren und dadurch auch Situationskomik verloren geht. Wohl erhalten bleibt der sächsische Humor im Kabarett. Der Rückzug ist dennoch überall zu beobachten. Vielleicht erleben wir sächsischen Humor am ehesten noch bei Familienferiern, wo man nach dem einen oder anderen Eierlikör lockerer wird.
Haben Sie das Gefühl, dass der sächsische Humor heute noch genauso lebendig ist wie früher?
Heute sind die Zeiten härter geworden. Ich kann das selber schlecht einschätzen, aber ich habe den Eindruck, dass wir in der DDR die sächsische Mentalität mehr pflegen konnten. Wir saßen mehr zusammen und wir hatten ja auch mehr Zeit. Man hatte eine ganz andere Feten- und Partykultur. Heute will man ein schönes Bild von sich zeichnen und Situationen, bei denen man nicht als Held dasteht, werden nicht mehr öffentlich gemacht. Dadurch geht viel Humor verloren.
Wie reagiert das Publikum außerhalb Sachsens auf Ihren Dialekt, Ihr Sächsisch?
Als besonders originell habe ich in Erinnerung, was ich nach der Wende in der Schweiz mit Gunter Böhnke erlebt habe. Da haben wir irgendwo ein rein sächsisches Programm gemacht, egal, wieviel die Leute verstehen. Und nach dem Programm kam eine Frau und sagte auf Schweizerdeutsch: ‚Ihr Dialekcht klingt ja wie Musikch!‘ Ich kann auch überhaupt nicht bestätigen, dass der sächsische Dialekt angeblich so unbeliebt ist. Die Bayern konnten zum Beispiel von sächsischen Witzen gar nicht genug bekommen.
Hatten Sie Vorbilder in Sachen sächsischer Humor?
Lene Voigt ist eine so geniale wie bescheidene Dichterin gewesen, vor allem wenn man ihre Lebensgeschichte bedenkt. Die Nazis hatten ihre Kunst ja dann auch verboten.Es lag uns sehr am Herzen mit Tom Pauls und Gunter Böhnke, das zu erhalten. Da haben wir zwölf Jahre gemeinsam „Das Kaffeegespenst“ gespielt.