Welche Handlungsoptionen hätte die EU noch?

Theoretisch könnte sofort begonnen werden, die USA mit ersten Vergeltungszöllen unter Druck zu setzen. Diese sind sogar bereits beschlossen, wurden wegen bislang andauernden Verhandlungen allerdings ausgesetzt. Als wahrscheinlich gilt, dass sie erst dann in Kraft gesetzt werden, wenn es keine Chance mehr auf eine Verhandlungslösung gibt – beziehungsweise dann, wenn die USA ihre neuen Zollpläne umsetzen. Wirtschaftlich könnten EU-Zölle den USA erheblich schaden – die EU ist mit etwa 450 Millionen Bürgerinnen und Bürgern in 27 Ländern eine echte Marktmacht.

Warum setzt die EU dann nicht einfach mehr auf Druck?

Als Hintergrund gilt insbesondere die Abhängigkeit in Verteidigungsfragen. So gibt es die Sorge, Trump könne im Fall eines verschärften Handelskonflikts neue Drohkulissen aufbauen – beispielsweise indem er erneut die militärische Beistandspflicht innerhalb der Nato infrage stellt oder die Unterstützung für die Ukraine zurückfährt – beides sind äußerst sensible Themen angesichts der Bedrohungen durch Russland.

Um was für ein Handelsvolumen geht es eigentlich?

Nach Angaben der EU haben die Europäische Union und die Vereinigten Staaten die umfassendsten bilateralen Handels‑ und Investitionsbeziehungen der Welt und die am engsten miteinander verzahnten Volkswirtschaften. Zusammen machen sie demnach fast 30 Prozent des weltweiten Handels mit Waren und Dienstleistungen und 43 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung aus. Im Jahr 2024 belief sich der transatlantische Handel mit Waren und Dienstleistungen nach EU-Zahlen auf rund 1,7 Billionen Euro. Die EU und die USA waren jeweils füreinander der wichtigste Warenhandelspartner.

Haben die US wirklich ein deutliches Handelsdefizit?

Im Warenhandel mit den USA verbuchte die EU 2024 nach jüngsten Zahlen des Statistikamts Eurostat einen deutlichen Überschuss in Höhe von rund 198 Milliarden Euro. So wurden im Jahr 2024 Waren im Wert von etwa 533 Milliarden Euro in die Vereinigten Staaten ausgeführt und nur Waren im Wert von rund 335 Milliarden Euro aus den USA importiert. Im Dienstleistungsbereich hat die EU hingegen ein Handelsdefizit mit den Vereinigten Staaten, so dass die EU nach eigenen Angaben 2024 im Handel mit Waren und Dienstleistungen lediglich einen Handelsüberschuss von 50 Milliarden Euro hat. „Dies entsprach weniger als drei Prozent des gesamten Handels zwischen der EU und den USA“, wird in Brüssel argumentiert.