Hintergrund

Standdatum: 12. Juli 2025.

Autorinnen und Autoren:
Verena Patel

Sind die Zeiten des ungestörten Badens in Bremer Seen vorbei? Warum die Wasserpest wohl nicht mehr verschwinden wird, es aber Grund zur Hoffnung gibt.

Was hat der Klimawandel mit der wuchernden Wasserpest im Werdersee oder der Blaualgenblüte im Unisee im Frühjahr zu tun?

Unterscheiden muss man zunächst, was sich im Wasser ausbreitet. Die Wasserpest ist eine invasive Pflanzenart. Das heißt, sie ist nicht heimisch, kann sich aber sehr gut anpassen und setzt sich daher auch außerhalb ihres heimischen Lebensraums durch. „Im Fall der Wasserpest wurde das Wachstum der Pflanze wahrscheinlich durch ein sehr sonniges Frühjahr verstärkt“, teilt eine Sprecherin des Bremer Umweltressorts auf Anfrage von buten un binnen mit.

Sie wachse sehr schnell und mache ihrem Namen alle Ehre, weil man sie nur schwer wieder loswerde. „Grundsätzlich können invasive Arten vom Klimawandel profitieren, wenn sie besser an höhere Temperaturen angepasst sind als heimische Arten. In Bremen tritt neben der Wasserpest, die leider in vielen langsam fließenden Gewässern seit langer Zeit etabliert ist, auch das Nadelkraut auf“, schreibt die Sprecherin weiter.

Blaualgen sind eigentlich keine Algen, sondern Bakterien. Sie können bei Verschlucken zum Beispiel zu Durchfall führen, aber auch die Haut reizen. „Auch den Blaualgen wird nachgesagt, dass sie in ihrem Wachstum durch den Klimawandel begünstigt werden“, heißt es weiter aus dem Umweltressort. Klare Beweise gebe es dafür aber noch nicht. Bei Blaualgen kommt es entscheidend auf einen weiteren Faktor an: den Nährstoffgehalt im Wasser. „Bei Baggerseen, also künstlich angelegten Gewässern, zu denen auch der Werdersee und der Unisee gehören, ist der Nährstoffgehalt zuerst niedrig und nimmt mit den Jahren zu. Damit steigt auch die Wahrscheinlichkeit für Blaualgen“, sagt Thomas Klefoth. Er ist Professor für Ökologie und Naturschutz an der Hochschule Bremen. Ein bestimmter Nährstoffgehalt im Wasser, Sonneneinstrahlung und warme Temperaturen – diese Mischung sei wesentlich, damit es in Seen derart stark sprießt.

Seeaufbau

Litoral
Uferzone

Benthal
Gesamter Bodenbereich

Profundal
Lichtarmer Bodenbereich

Trophogene Zone/Aufbauzone
Oberste, lichtdurchflutete Zone, in der Photosynthese stattfindet und Nährstoffe gebildet werden

Tropholytische Zone/Abbauzone

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Müssen Bremerinnen und Bremer sich daran gewöhnen, dass es immer wieder Pflanzenwachstum oder Blaualgenblüten gibt, die Schwimmen und Wassersport einschränken?

„Die Situation in einem See wie dem Werdersee kann sich von einem aufs andere Jahr ändern. Das ist unvorhersehbar“, sagt Thomas Klefoth von der Hochschule Bremen. „Im Frühjahr zeigt sich meistens, ob es ein eher pflanzen- oder algendominiertes Jahr wird. Je höher der Nährstoffgehalt im Wasser, desto wahrscheinlicher, dass die Algen vorherrschen werden. Stehende Wasserpflanzen können auch bei niedrigerem Nährstoffgehalt wachsen.“ Nährstoffeinflüsse, die man anders als zum Beispiel bei Wasser aus einer Leitung nicht klar zuordnen kann, nennen Wissenschaftler „diffuse Nährstoffeinträge“.

Davon gibt es verschiedene. „Studien haben gezeigt, dass Gänse hohe Nährstoffdosen beitragen können. Es gibt aber auch noch andere Faktoren, zum Beispiel Ausscheidungen von Menschen und gedüngte Erde, die bei Regen von Feldern abgespült wird und so auch in Gewässer gelangt. In jeder größeren Stadt in Deutschland sind nährstoffreiche Seen ein Thema“, sagt Klefoth.

Beim Bremer Umweltressort ist man überzeugt, dass die Wasserpest auch bleiben werde. Mit dem Innen- und Sportressort stehe man im engen Austausch und suche nach Wegen, mit den sich verändernden Bedingungen bei Badegewässern umzugehen. „Sofern die Sicherheit der Wassersportlerinnen und –sportler gefährdet ist, werden auch künftig behördenseitig Maßnahmen notwendig sein.“

Was kann man tun, damit auch in Zukunft in den Badeseen das Schwimmen möglich ist?

„Mit Mähbooten die Wasserpest abzumähen hilft für ein paar Wochen, dann ist sie wieder nachgewachsen und muss erneut gemäht werden“, sagt der Biologe Klefoth. Invasive Arten wie die Wasserpest hätten die Eigenschaft, sehr dominant zu sein und auch genügsam, wenn man versuche, ihre Lebensbedingungen zu erschweren.

„Die Wasserpest wächst bis zu 20 Zentimeter pro Tag und ist sehr konkurrenzstark. Wichtig ist auch zu beachten, dass sich die Pflanze bei jeder Aktion der Entfernung oder Mahd weiter verbreiten kann – in dem gleichen Gewässer oder auch in andere, bisher nicht befallene Gewässer“, teilt die Umweltbehörde mit. Dort rechnet man damit, dass sich die Pflanze auch im aktuell abgemähten Teil des Werdersees, der zum Schwimmen freigegeben ist, wieder ansiedeln wird.

Auch Thomas Klefoth geht davon aus, dass man die Pflanze akzeptieren muss. „Einem See Nährstoffe im großen Stil zu entziehen, wäre sehr aufwendig und teuer“, gibt Klefoth zu bedenken. „Eine Möglichkeit wäre, den See auszubaggern. Gleichzeitig muss man aber auch sicherstellen, dass der Zufluss von Nährstoffen gestoppt wird.“

Worauf sollte man achten, wenn man in Bremen baden gehen will?

Der Bakteriengehalt in den Bremer Badegewässern wird regelmäßig kontrolliert, um Erkrankungen wie Durchfall bei Schwimmerinnen und Schwimmern zu vermeiden. So sieht es die Badegewässer-Richtlinie vor. Danach entscheidet sich auch, ob ein Gewässer zum Baden freigegeben ist. Allerdings bedeutet eine gute Badegewässerqualität nicht unbedingt die Badetauglichkeit, wie man am aktuellen Beispiel des Werdersees sieht.

Dort ist nur in den Bereichen das Schwimmen erlaubt, wo die Wasserpest abgemäht wurde. Das Umweltressort empfiehlt daher, sich vor dem Schwimmen auch einen Eindruck vor Ort zu verschaffen und sich zu fragen, ob das Gewässer so aussieht, als könne man darin gut schwimmen oder ob schon mit bloßem Auge Gefahrenquellen erkennbar seien.

Quelle:
buten un binnen.

Dieses Thema im Programm:
buten un binnen, 12. Juli 2025, 19:30 Uhr